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Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)
Autoren: Priscille Sibley
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nahm ihre Hand. »Wann wirst du sie verlegen?«
    »Ich habe den Transport bereits veranlasst. Der Krankenwagen kommt innerhalb der nächsten Stunde.« Sie reichte mir den Laborbericht.
    Elles Werte waren weit schlechter, als ich angenommen hatte. »Aber dem Baby geht es gut?«
    »Sie hält sich wacker, aber sie wächst nicht so, wie ich es gern hätte. Wir sollten nicht mehr allzu lang warten, denn Elles Zustand kann sich jetzt von einer Minute auf die andere verschlechtern. Ich lasse dich noch einen Moment mit ihr allein.« Blythe schloss die Tür hinter sich.
    Ich legte meine Hand auf die von Elle. »Ich liebe dich, Peep. Lieber Gott, war es das jetzt?«
    Es gibt eine Art ohrenbetäubendes Schweigen. Elle war schon so lange fort!
    »Ich vermisse dich.«
    Ich beugte mich vor und küsste ihren Bauch. »Alles in Ordnung, Hope. Daddy ist bei dir, und Mommy hat ganz viele Briefe geschrieben. Eines Tages wirst du alles über sie erfahren.«
    Manchmal brennen sich Bilder wie Stillleben in mein Gedächtnis, als wären sie eingefroren, anstatt dem Leben zu entspringen. Als wir Elle durch die Flügeltür in den Kreißsaal schoben, kamen wir an der Anmeldung vorbei. Dort saß ein Mann, der die verkrampfte Hand seiner Frau hielt. Er lächelte ihr tröstend zu, doch in seinen Augen spiegelte sich Besorgnis. Ich weiß nicht, warum ich nur sein Gesicht und nicht ihres wahrnahm – als wäre sie nur ein Geist gewesen.
    Im Kreißsaal erwartet man normalerweise neues Leben. Das ging auch mir so. Aber mich erwartete außerdem eine tiefe Trauer. Und ich hatte Angst. Angst um das Baby, Angst um Elle, Angst vor dem endgültigen Abschied. Die Zeit raste mit Riesenschritten, und ich fürchtete mich vor der Leere, die mir blieb, wenn Elle diese Welt unwiderruflich verließ.
    Routinevorbereitungen wurden getroffen. Man hob Elle von der Trage auf ein Bett, überwachte das Baby mit einem Fetalmonitor und legte ihr eine Braunüle in den Handrücken. Elle, die immer Angst vor Spritzen gehabt hatte, zuckte nicht einmal.
    Nun folgten die Vorbereitungen, die weniger mit Routine zu tun hatten. Meine Mutter spähte um die Ecke. Wir weinten beide, als ich ihr erklären musste, dass Elles Körper langsam, aber unwiderruflich versagte.
    Nervös ging ich in dem kleinen Zimmer auf und ab. Zwei Schritte hin, zwei Schritte her. Meine Mutter nahm mich in den Arm, hielt mich fest und bot mir Zuflucht. Doch ich kam nicht zur Ruhe. Stillstand war unerträglich, war Tod, war Elle.
    »Lass uns ein paar Schritte gehen, Schatz«, schlug Mom vor.
    Ich schüttelte den Kopf.
    Sie drückte meinen Arm, wie sie es getan hatte, als ich noch klein war und sie meine Aufmerksamkeit erregen wollte, ohne die Stimme zu erheben. Sie machte mir keinen Vorschlag. Sie entschied. »Du musst jetzt Rücksicht auf dich selbst nehmen. Das Baby braucht dich, und die Sorge um Elle kann Hope nicht helfen. Du kannst dir keinen zweiten Herzinfarkt leisten. Hier wird zunächst stundenlang gar nichts passieren. Lass uns einen Happen essen gehen.«
    Ich folgte meiner Mutter aus dem Zimmer, allerdings nicht, ohne noch einmal zurückzublicken. Ich würde wohl mein Leben lang zurückblicken.
    Als hätte meine Mutter meine Gedanken gelesen, sagte sie:»Du solltest an das Baby denken, nicht an Elle. Du musst nach vorn blicken.«
    Meine Mutter hatte recht. Ich wollte Elle nicht so im Gedächtnis behalten. Ich wollte sie so sehen wie an dem Morgen vor dem Unfall: unter einem klaren, blauen Himmel, im flimmernden Widerschein der Lichtreflexe des nahen Flusses. Ich wollte mich ihrer als stark und gesund erinnern. Elle würde unserer Tochter das Leben schenken. Meine Aufgabe war es, Hope die Erinnerung an Elle weiterzugeben – an Elle, wie sie fünfunddreißig Jahre lang gewesen war, und nicht, wie sie sterbend auf einem Krankenhausbett lag.
    Mom und ich gingen in einen Coffee-Shop – nicht gerade ein Eldorado gesunder Ernährung. Es roch köstlich nach gebratenem Speck, doch ich bestellte eine Schüssel Gemüsesuppe. Schon monatelang hatte ich keinen richtigen Appetit mehr. Ich war dünn geworden und aß eigentlich nur, um meine Mutter zu beruhigen.
    Wir telefonierten beide. Ich hinterließ Nachrichten für Keisha und Jake. Phil versprach mir, meine Sprechstunde zu übernehmen.
    Moms Handy klingelte. Nach einer Minute recht einsilbiger Konversation klappte sie es wieder zu. »Christopher will sich nicht länger als nötig in der Klinik aufhalten, aber er bittet um Nachricht, wenn die Geburt
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