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Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)
Autoren: Priscille Sibley
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Jake.
    Wheelers Augen verengten sich. »Fahren Sie fort, Dr. Beaulieu.«
    »Elle wusste, dass ich sehr wohl Entscheidungen über Leben und Tod treffen konnte. Schließlich bin ich Neurochirurg.Und ich wollte sie gehen lassen. Dann aber wurde festgestellt, dass sie schwanger war, und ich dachte darüber nach, was sie von mir erwartet hätte. Ich will versuchen, es zu erklären. Elle besaß einen Organspenderausweis. Sie war also bereit, ihre Organe herzugeben, um einen Fremden zu retten. Wenn sie das aber wollte, um wie viel mehr würde sie es ihrem eigenen Kind gestatten, einige Monate lang über ihre Organe zu verfügen? Elle ist tot. Sie ist tatsächlich längst tot. Sie spürt keine Schmerzen und nimmt ihre Umgebung nicht wahr. Was sie ängstigte, waren die Schmerzen und das Gefühl, ihnen hilflos ausgeliefert zu sein. Sie musste zusehen, wie ihre Mutter litt. Wir alle haben das so erlebt.« Erneut bemühte ich mich um eine feste Stimme. »Sie haben gehört, was sie geschrieben hat – dass sie alles für das Baby tun wollte. Im Bett bleiben und sich Spritzen setzen. Mir ist klar, dass es nicht dasselbe ist, wie an einem Beatmungsgerät zu hängen, aber ich kenne Elle: Für das Baby hätte sie auch den lebensverlängernden Maßnahmen zugestimmt. Sie war eine fantastische Frau. Für das Gericht zählt nur, was sie selbst in einem solchen Fall getan hätte. Ich kannte sie und weiß, dass sie sich für dieses Baby geopfert hätte, das sie ihr süßes Kleines nannte.«
    Adams Schlussplädoyer geriet erstaunlich sprachgewandt. Anschließend sprach er kein Wort mehr mit mir, sondern saß nur noch da und stierte vor sich hin. Er schien zu trauern. Später wurde er von Barbara Walters interviewt. In dem Gespräch bezeichnete er Elle als heldenhaft. Es war eine wirklich gute Anerkennung ihres Lebens, und er lag eigentlich nie wirklich daneben. Natürlich spiegelte das Interview seine eigene Meinung wider, aber er sagte ein paar wichtige Dinge, um derentwillen man Elle nie vergessen würde.
    Auch ich wurde um Interviews gebeten, und zwar von allenGrößen des Metiers von Katie Couric bis hin zu Oprah Winfrey. Ich sagte nie zu. Für mich ging es um mein und Elles Privatleben. Sie hatte nie gern Privates preisgegeben, noch nicht einmal nach dem Unfall während der Mission mit dem Space Shuttle, als sie auf den Titelseiten von Time und Newsweek erschien. Sie hätte es gehasst, ihr Leben zum Gegenstand öffentlicher Diskussionen zu machen.
    Als Wheeler uns seine Entscheidung mitteilte, dachte ich, mein Herz bliebe stehen. Und damit hatte ich ja inzwischen durchaus Erfahrungen.
    Seine Robe bauschte sich, als er sich setzte. Alles erschien mir irgendwie übertrieben, angefangen bei der Sonne, die zwischen den Fenstersprossen hindurchstrahlte, bis hin zum Geruch meines eigenen Schweißes und der Trockenheit meines Mundes.
    »In der hier behandelten Angelegenheit lehne ich den Antrag auf Vormundschaft über den Fetus ab. Im Bundesstaat Maine existiert weder ein Gesetz, mit dem ein solches Vorgehen begründet werden könnte, noch gibt es juristische Präzedenzfälle.«
    Ich bemühte mich, regelmäßig weiterzuatmen, während ich auf Jakes Notizblock kritzelte: »Können wir trotzdem in Revision gehen?«
    Jake wandte keinen Blick von Richter Wheeler, nickte jedoch.
    Wheeler fuhr fort. »Im Hinblick auf die Patientenverfügung, die Dr. Adam Cunningham als Bevollmächtigten für Elle McClure einsetzt, kann ich das texanische Gesetz nicht anwenden. In Maine wird die Patientenverfügung im Fall einer Schwangerschaft nicht unwirksam, es sei denn, es war ausdrücklich festgesetzt. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob sie ihre Verfügung aus dem Jahr 2003 angesichts ihrer Angaben bei der Aufnahme ins Krankenhaus im Februar dieses Jahres nicht als aufgehobenbetrachtete.« Er lehnte sich zurück. Alle warteten darauf, dass er weitersprach. »Natürlich ist es möglich, dass sie an jenem zweiten Februar so sehr unter Schock stand, dass ihr nicht klar war, was sie da unterzeichnete. Elle Beaulieu hatte allerdings ihre Beziehung zu Dr. Cunningham schon lange abgebrochen und im Anschluss keine Verbindung aufrechterhalten. Linney Beaulieu ist sich inzwischen mit ihrem Sohn einig.«
    Ich hielt den Atem an.
    »Es steht dem Gericht nicht zu, über Moral zu urteilen. Wir sind zusammengekommen, um darüber zu befinden, was Elle Beaulieu tun würde, wenn sie zu einer eigenständigen Entscheidung in der Lage wäre. In Anbetracht der
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