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Ich komme von Charlie!

Ich komme von Charlie!

Titel: Ich komme von Charlie!
Autoren: Carter Brown
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sahen
wir Gesetz und Vergeltung ins Auge, vertreten durch einen Lieutenant Kublin .
    Der Lieutenant war ein
grauhaariger, massiger, mehr dauerhaft als schnell wirkender Bursche. Er sah
aus, als hätte er die Zähne einst in Al Capones Bande geschlagen und als ob
eine Rotte Amateure, wie wir, es nicht länger als zwei Minuten mit ihm in einem
Raum aushalten würden. Er starrte jeden einzelnen von uns der Reihe nach
finster an, was in mir das panikartige Empfinden auslöste, als ob ich derjenige
sein müßte, der innerhalb der nächsten zwei Minuten hier ein Geständnis
ablegte, um den Lieutenant nicht zu enttäuschen. Meine Phantasie erging sich in
Vorstellungen, wie der Lieutenant jeden, der ihn enttäuschte, behandelte, in
allen Einzelheiten — und es war schauerlich.
    Hal White nahm schließlich
Eddie Sackvilles giftigen Blick zur Kenntnis und räusperte sich überaus
zögernd.
    »Lieutenant«, sagte er nervös,
»wir sind alle todmüde. Heute morgen dieser Schock
wegen LeFoes Tod — und dann all diese Fragen, die Sie
gestellt haben, und die Aussagen, die wir machen mußten — und dann mußten wir
nach alldem heute abend noch eine Show auf die Beine
stellen. Könnten Sie nicht... ?«
    »Nein«, sagte Kublin mit brutaler Schlichtheit.
    Frieda Ansel strich sich die makellosen glänzenden Rabenschwingen zurecht und lächelte dann in Selbstbewunderung, während sie ihr Kleid über der einen
zart gerundeten Hüfte glättete. Ihre kalten dunklen Augen glitten abschätzend
über die derben Züge des Lieutenants, bevor sie zu sprechen begann.
    »Sie sehen so aus, als ob Sie
einen genauso harten Tag hinter sich hätten wie wir, Lieutenant .« Ihre Stimme tropfte förmlich Mitgefühl. »Warum lassen wir
die Sache nicht bis morgen früh ruhen, wenn wir alle wieder frisch von vorn
anfangen können ?«
    Kublin blickte sie mit fast
väterlicher Zuneigung an. »Sie sehen gar nicht dumm aus, Miss Ansel «, sagte er voller Wärme. »Warum verderben Sie die
ganze Wirkung, indem Sie den Mund aufmachen ?«
    Friedas Lippen bildeten eine
gerade Linie, während ihre Augen den Lieutenant mit einer Präzision
ausweideten, die etwas Raffiniertes und zugleich Bedächtiges hatte.
    »Möchte sonst noch jemand
geistreiche Bemerkungen machen, bevor ich anfange ?« erkundigte sich Kublin mit aggressiver Stimme.
    »Ich würde gern sechs Anwälte
zuziehen, bevor er anfängt, mich ins Verhör zu nehmen«, murmelte Boris in mein
Ohr, »aber ich getraue mich nicht, darum zu bitten .«
    »Okay«, sagte der Lieutenant
scharf. »Sie wissen alle, was heute vormittag vorgefallen ist. Jemand hat die Pistole genommen, die zuvor im Sketch benutzt
worden war, hat die Platzpatronen herausgenommen und sie mit scharfen Patronen
gefüllt. Sie«, er nickte zu Kate Dunne hinüber, »verfehlten Sackville beim
ersten Schuß. Wir haben die Kugel aus der Wand geholt, vor der er gestanden
hatte. Dann haben Sie«, er starrte Eddie an, »den zweiten Schuß abgefeuert, der LeFoe getötet hat. Ja?«
    »Daran brauchen Sie mich nicht
zu erinnern, Lieutenant«, flüsterte Eddie.
    »Also wollte jemand Sie
umbringen«, fuhr Kublin fort und sah sich im Zimmer
um. »Wer? Und warum?«
    Ich hätte ihm erklären können,
daß ihm diese Frage von niemandem, dessen Honorar nach wie vor von Eddie
Sackville bezahlt wurde, beantwortet werden würde, entschied mich aber dagegen.
    »Okay«, sagte Kublin und zuckte die Schultern. »Dann gehen wir eben auf
die harte Tour vor. Wie steht es mit dem Burschen mit seinem >Charlie
schickt mich<, an den sich außer Ihnen jeder erinnert ?«
    Eddie hob mit offensichtlicher
Anstrengung den Kopf und starrte den Lieutenant ein paar Sekunden lang dumpf
an. Sein Gesicht hatte die Farbe schmutzigen Pergaments, tiefe Linien hatten
sich eingegraben, und seine Augen mit den schweren Lidern lagen blutunterlaufen
hinter der riesigen Hornbrille. Zum erstenmal , seit
ich ihn kannte, sah man ihm seine fünfundvierzig Jahre an.
    »Ach das !« sagte er mit matter Stimme. »Das war bloß ein Spaß. Ich bezahlte den Burschen —
einen Schauspieler — , damit er diese ganze Schau
abzog und ich was zum Lachen hatte, wenn ich dabei die Gesichter der anderen
sah. Ich dachte, es wäre in Anbetracht dessen, daß wir im Begriff waren, eine
Reihe von Kriminal-Sketches zu produzieren, komisch,
wenn...«
    »Binden Sie mir keinen Bären
auf !« knurrte Kublin . »Wer
auch immer die Patronen in diese Pistole gesteckt hat, mußte alles über den
Sketch und das Drehbuch wissen.
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