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Hunter 05 - Späte Vergeltung

Hunter 05 - Späte Vergeltung

Titel: Hunter 05 - Späte Vergeltung
Autoren: Michelle Raven
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mich sehr für sie freue.« Rasch stieg er in sein Auto und startete den Motor. Als er losfuhr, schaute er in den Rückspiegel. Chloe stand in der Einfahrt und blickte ihm hinterher. Wahrscheinlich bildete er sich den enttäuschten Ausdruck auf ihrem Gesicht nur ein. Warum sollte sie das auch sein, sie kannte ihn ja gar nicht. Und er war mit Ende dreißig tatsächlich viel älter als sie, nach seiner Einschätzung war sie gerade mal Mitte zwanzig. Aber das war auch völlig egal, er war sowieso nicht bereit für irgendeine Art von Beziehung oder auch nur einen Flirt, nicht solange er Autumn noch nicht vergessen hatte. Wenn es das war, was Chloe im Sinn gehabt hatte, vielleicht wollte sie auch einfach nur nett sein.
    Auch wenn Zach es nur ungern wahrhaben wollte, Shane war der richtige Mann für Autumn. Er gab ihr Liebe, Geborgenheit und eine große Familie. Zach dagegen war ein zynischer Einzelgänger, der selten lachte. Autumn wirkte glücklich, und das war alles, was für ihn zählte. Zumindest sollte es so sein. Warum fühlte es sich dann trotzdem so an, als wäre ihm das Herz herausgerissen worden? Er konnte nur hoffen, dass er seine Gefühle für Autumn endlich in den Griff bekam, wenn er wieder in New York war.

1
    New York City, zweiundzwanzig Monate später
    Candice Meadows drehte den Schlüssel herum und schob ihre Wohnungstür mit der Hüfte auf, während sie die schwere Einkaufstüte mit beiden Armen hielt. Eigentlich war sie nach der Arbeit viel zu müde, um einzukaufen, geschweige denn zu kochen, doch irgendetwas musste sie ja zu sich nehmen, wenn sie nicht ganz zusammenbrechen wollte. Es wäre natürlich schön, wenn das Essen bereits fertig auf dem Tisch stünde, wenn sie spät abends nach Hause kam, doch das war mehr als unwahrscheinlich. Sie schob die Tür mit ihrer Ferse hinter sich zu und überquerte den winzigen Flur, um in die ebenso kleine Küche zu kommen. Mit einem tiefen Seufzer stellte sie die Tüte auf dem Küchentisch ab und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Schmutziges Geschirr türmte sich im Spülbecken, leere Bierdosen standen herum.
    Mit beiden Händen stützte sich Candice auf den Rand des Spülbeckens und schloss die Augen. Sie hatte sich ihr Leben immer anders vorgestellt: mit einem interessanten und gut bezahlten Job, einem liebevollen Mann, mit ein oder zwei Kindern. Ein Haus am Stadtrand, gute Freunde. Stattdessen hauste sie in diesem Loch mit einem arbeitslosen Loser, der es nicht mal schaffte, die Wohnung aufzuräumen, wenn er schon den ganzen Tag zu Hause rumhing. Ihren Job als Stripperin hatte sie aufgegeben, weil sie lieber etwas Seriöseres tun wollte. Dafür durfte sie jetzt für weniger Geld zwei Jobs machen, als Kassiererin im Supermarkt und einige Abende in der Woche als Kellnerin in einer Kneipe.
    Schwerfällig richtete sie sich auf und bemerkte dabei ihr Spiegelbild in der Fensterscheibe über dem Spülbecken. Matt lagen die Haare um ihren Kopf, Falten durchzogen ihre früher so glatte Haut. Die Kleidung hing an ihr herunter. Als Stripperin war sie stolz auf ihren Körper gewesen und hatte sich jeden Tag in Form gehalten. Inzwischen war sie viel zu müde, um überhaupt noch die Kraft für Sport aufzubringen. Abends fiel sie nur noch ins Bett und hoffte, endlich einmal eine Nacht durchschlafen zu können. Was ihr fast nie gelang, denn Jesse scherte sich nicht darum, ob sie den Schlaf brauchte. Beinahe jeden Abend kam er irgendwann in der Nacht ins Schlafzimmer getorkelt, fiel über sie her und nahm sich nicht mal die Zeit, es auch ihr schön zu machen. Was auch ziemlich aussichtslos war, weil er spätestens nach fünf Minuten über ihr zusammenbrach und einschlief.
    Warum duldete sie ihn überhaupt noch in ihrer Wohnung? Früher hätte sie einen Typen wie ihn schon längst rausgeschmissen, aber selbst dafür fehlte ihr im Moment jegliche Kraft. Und wenn sie ehrlich war, fürchtete sie sich auch ein wenig vor seiner Reaktion. Jesse konnte äußerst jähzornig sein, besonders, wenn er betrunken war. Wenn sie versuchte, ihm sein bequemes Leben wegzunehmen, würde er ganz sicher nicht einfach gehen, sondern völlig ausrasten. Das war schon zwei Mal aus völlig nichtigen Anlässen geschehen, und sie wollte es auf keinen Fall noch einmal erleben. Letztes Mal war sie mit einem gebrochenen Arm davongekommen, womöglich würde sie beim nächsten Mal nicht überleben. Ein Schauer lief durch ihren Körper, und sie entschied, diese Gedanken für den Moment zur Seite zu
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