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Hundsvieh - Kriminalroman

Hundsvieh - Kriminalroman

Titel: Hundsvieh - Kriminalroman
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Pünktlich!«
    Drüben am Tisch steht mein kalter Espresso. »Kann ich bitte zahlen?«
    »Das wollte ich Ihnen schon vorher sagen«, flötet die Bedienung zuckersüß, »ihre Konsumation wurde bereits beglichen!«
    »Und wer, bitte schön, hat bezahlt?«
    »Ein Japaner, er hat auf Sie und den anderen Mann gezeigt und gesagt, das gehe alles auf seine Rechnung.«
    »Und wo finde ich diesen Wohltäter? Schließlich will man sich doch bedanken.«
    »Er hat gesagt, er warte vor der Martinskirche auf Sie!« Die junge Frau zuckt mit den Schultern und beginnt dann, die Tischtücher einzusammeln.

3.
    Es ist kühl geworden, die spielenden Kinder und ihre Mütter sind verschwunden, der Platz liegt im Schatten. Ich ziehe meine Jacke an, durchquere den schmalen Durchgang zwischen den Häusern und komme auf den Martinsplatz.
    Vor der Martinskirche steht ein Japaner und fotografiert das Portal. Lächelnd dreht er sich zu mir um und schaut mich irgendwie dankbar an, als hätte ich ihm höchstpersönlich dieses schöne Fotosujet hingestellt. Schauen wir mal, was der Mann von mir will. Aus purer Menschlichkeit wird er mir wohl kaum ein Essen spendiert haben.
    »Hallo, Mister Mettler, wie geht es?«
    »Kennen wir uns?«, knurre ich unfreundlich, denn für heute ist mein Bedarf an neuen Bekannten bereits ausreichend gedeckt.
    »Aber sicher, sicher, Mister Mettler, Sie sind ein Freund meines Freundes Marco Morandi. Die Freunde meiner Freunde sind auch meine Freunde!« Dazu lächelt er wieder breit und zeigt mir alle seine Zähne.
    »Aha!« Dass Morandi, der mich auf dem Arcas versetzt hat, ohne mir zu sagen, um was es bei diesem Treffen wirklich ging, dass er also mein Freund sein soll, ist mir nun wirklich neu. »Was wollen Sie eigentlich von mir?«
    »Sie haben mit Morandi gesprochen, er sagte mir vorhin, dass Sie ein guter Mensch sind!«
    »Natürlich bin ich das!«, fahre ich ihn etwas zu grob an. Ein guter Mensch vielleicht, mehr aber auch nicht, denke ich, nicht mal eine ordentliche Zechprellerei bringe ich zustande.
    »Da bin ich ja beruhigt!« Wieder lächelt mich der Japaner freundlich an und zeigt auf die Häuser ringsherum. »Ich liebe die Schweiz!«
    »Schön«, brumme ich immer noch ziemlich irritiert. Diese asiatische Unergründlichkeit macht mich einfach fertig. »Dann gehe ich jetzt mal.«
    Der Japaner hält mich am Arm fest und schaut mir in die Augen, diesmal mit einem ernsten Gesicht. »Und? Machen Sie es?«
    »Was fragen Sie mich, fragen Sie Morandi.«
    »Er hat gesagt, ich soll Sie fragen!«
    Die ganze Geschichte ist mir doch etwas zu kompliziert. Wie war das noch? Morandi sollte mich fragen, ob ich etwas für den Japaner erledige. Oder ist es gerade umgekehrt?
    »Und was, bitte schön, soll ich machen?«
    »Das mit dem Hund, mit dem Hund von Giacometti, Morandi hat mir gesagt, dass Sie ihn mir besorgen können.«
    Ich kapiere überhaupt nichts, aber höflich wie ich bin, nicke ich. »Wie viel ist Ihnen dieses Tier wert?«
    »Es gibt 8.000 Franken in bar für Sie. Morandi hat gesagt, dass Sie ein Hundefreund sind.« Er zieht ein paar Hunderter hervor und steckt sie mir in die Tasche. »Spesenentschädigung!« Er grinst, dann gibt er mir noch ein eng beschriebenes Blatt. »Hier haben Sie noch die Liste meiner Hotelunterkünfte in Graubünden. Morandi wird Sie im Auge behalten. Wenn Sie den Hund haben, dann rufen Sie mich an. Auf Wiedersehen, Mister Mettler, enttäuschen Sie mich nicht.«
    ›Tashi Kubashi‹ steht oben auf der Liste, dazu ein paar Hoteladressen. Ich schaue ihm nach, wie er noch einige Fotos macht, dann einen Laden betritt. Langsam schlendere ich weiter auf den Postplatz zu. Endlich habe ich eigenes Geld in der Tasche, zwar ist es noch nicht richtig verdient, aber immerhin. Und der Japaner Kubashi hat mir noch mehr versprochen. 8.000 Franken sind viel Geld, was der Japaner wirklich dafür will, ist mir aber nicht ganz klar.
    Als ich gegen sechs den Postplatz erreiche, sehe ich Marco Morandi in der Storchengasse verschwinden. Zufall? In Chur gibt es keine Zufälle. Die Bündner Kapitale ist eben eine kleine Stadt, wenn man jemanden sucht, wird man ihn früher oder später hier auf dem Postplatz vor dem Restaurant Calanda treffen. Mit Morandi habe ich Glück, den sehe ich, ohne ihn gesucht zu haben, ich hetze hinterher, will ihn fragen, was es mit diesem Hund und dem Japaner auf sich hat.
    Morandi scheint es eilig zu haben, er hastet über den Platz vor dem Grauen Haus, dem Sitz der Bündner
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