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Hundsvieh - Kriminalroman

Hundsvieh - Kriminalroman

Titel: Hundsvieh - Kriminalroman
Autoren: Gmeiner-Verlag
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haben Sie heute ins Kunsthaus Chur eingeladen, um Ihnen eine neue Sicht auf unsere Giacometti-Sammlung zu ermöglichen. Unser Haus ist stolz darauf, dass es gelungen ist, namhafte Werke des von uns allen geschätzten Malers und Bildhauers aus dem Bergell im Kanton zu halten und sie der Öffentlichkeit auch weiterhin zugänglich zu machen. Die Werke wurden davor bewahrt, in Privatsammlungen zu verschwinden. Dies ist nur dank potenter Förderer des Bündner Kulturlebens möglich. Danken möchte ich ganz besonders …«
    Während Fritschi eine lange Liste von Firmen und Personen herunterleiert, die sich um die Sammlung verdient gemacht haben, streife ich durch den Park, beobachte die Leute und flüstere dem Hund etwas ins Ohr.
    »Den würden Sie wohl am liebsten bei sich zu Hause auf den Balkon stellen!« Eine Dame in einem etwas zu kurz geratenen weinroten Kleid hat sich von der Gesellschaft entfernt und betrachtet die Skulptur. »In Zürich im Kunsthaus steht auch so ein Hund, er ist nicht zu übertreffen in der Wahrhaftigkeit des Ausdrucks.«
    »Mir scheint, als ob Giacometti sich so gefühlt hat, als er vom Bergell ins große und fremde Paris kam«, sage ich leise. Da ist die Frau bereits weitergegangen und verwickelt einen Zigarre rauchenden Herrn in ein Gespräch.
    Später führt Fritschi seine Gäste durch den Park, langsam wandern die Leute von Skulptur zu Skulptur, Fritschi erklärt, einige Alphatiere geben brav gelernte Statements zum Besten, ernten distinguiertes Kopfnicken oder provozieren angeregte Diskussionen. Ich bleibe im Schatten der Bäume stehen und trete nur heraus, wenn ein Tablett mit Schinkengipfeln oder Brötchen vorbeigetragen wird.
    »Giacomettis Hund!« Fritschi macht eine Kunstpause und schaut sich um. »Gibt es ein besseres Stück, um Giacomettis Weltsicht zu zeigen?«
    Ich schüttle den Kopf und greife nach einem neuen Weinglas.
    »Und wenn Sie den Hund genau betrachten«, fährt Fritschi fort, »dann sehen Sie hier beim Kopf …« Er verstummt, bückt sich, schaut sich den Kopf genauer an, berührt kurz die Ohren, winkt einen Assistenten zu sich, zeigt diesem ein Detail am Rücken, schüttelt dann den Kopf. »Ich verstehe das nicht!«
    »Was ist los?«, fragt die Dame im weinroten Abendkleid.
    »Diese Skulptur ist eine Fälschung!« Ganz kurz nur ist es totenstill im Park, es ist, als würden sogar die Fahrzeuge auf der Poststrasse kurz still stehen, dann bricht der Tumult los. Es scheint, als müsse jeder jeden über die Ungeheuerlichkeit von Fritschis Aussage informieren.
    Fritschi und sein Assistent kommen auf mich zu. »Kommen Sie bitte mit, Mettler, ich muss mit Ihnen reden.«
    »Gerne, wenn Sie meine Meinung zu diesem Vorfall hören wollen«, ich mache eine Handbewegung in die Runde und komme mir dabei sehr wichtig vor, »dann ist die Skulptur nicht hier im Park vertauscht worden, da waren immer Leute anwesend. Es muss heute Morgen passiert sein, als sie noch im Museum stand.«
    Fritschi lacht spöttisch. »Hören Sie mit dem Theater auf, Mettler. Und kommen Sie endlich mit, wir wollen wirklich kein Aufsehen erregen!«
    »Sie glauben doch nicht etwa, dass ich den Hund …«
    Fritschi schaut mich böse an. »Doch, Mettler, genau das glaube ich!«
    Einige Fotografen sind auf uns aufmerksam geworden, erste Blitze erhellen den Park. Ich hebe den Arm, um mein Gesicht zu schützen. Die Menge kommt auf uns zu, Fritschi und sein Assistent zerren mich über den Rasen und am Buffet vorbei, wir betreten das Kunsthaus durch den Hintereingang, hasten durch die dunklen Ausstellungsräume. Ich lasse mich ohne Gegenwehr wie ein Verbrecher abführen, glaube erst, dass es ein Spiel ist, das sich sofort aufklären wird, die Verdächtigungen sind so absurd, so abwegig.
    »Hier rein, Mettler!« Unsanft schiebt mich Fritschi in sein kleines Büro. »Bevor ich die Polizei rufe, hätte ich noch ein paar Fragen.«
    »Die Polizei? Ich habe nichts verbrochen!«
    »Und was ist mit der Skulptur von Giacometti? Wo ist sie?«
    »Aber ich war es nicht, durchsuchen Sie mich doch, wo soll die Statue denn sein? Hier etwa?« Ich kehre meine Taschen nach außen.
    »Glauben Sie denn, dass ich Sie nicht durchschaue?« Fritschi zieht ein Paket Zigaretten hervor und steckt sich eine an. »Sie haben Komplizen gehabt, Mettler, Leute von außen, was weiß ich. Die Polizei wird schon rausfinden, wie Sie es angestellt haben und wo der Hund steckt!«
    »Wie kommen Sie gerade auf mich?«
    Fritschi lächelt mich kalt an.
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