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Hunde Jahrbuch

Hunde Jahrbuch

Titel: Hunde Jahrbuch
Autoren: Dreizehn Autoren
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nichts mehr richtig Lust zu haben. Die Kiste nahm kein Gas an, stotterte vor sich hin und ließ mich in Schweiß gebadet letztendlich kapitulieren und rechts heranfahren, weil hinter mir schon ein Stau mit zwanzig hupenden Autos war. Über Handy bat ich meinen Mann um Hilfe, und wir sind, er voraus mit Warnblinklicht und ich hintendran, zurück nach Hause getuckert. „Nimm meinen Wagen, dann schaffst du es noch. Um deinen kümmern wir uns später, muss wohl eh in die Werkstatt!“ Ich hasse Verspätungen, also rief ich erst mal bei Familie „Setter“ an, erklärte kurz den Vorfall und dass ich nun aber bestimmt in einer halben Stunde da wäre. „Kein Problem und bis gleich dann“, meinte die frisch gebackene Setter-Mama. Mir passte diese Verzögerung eher weniger, weil es knapp werden könnte mit dem Frisörtermin …
    Also startete ich ein zweites Mal los, diesmal mit dem Wagen meines Mannes. Es war wirklich nicht weit und einige hundert Meter hinter dieser kleinen Kreuzung, da wäre es gleich gewesen, doch in Sekundenschnelle signalisierte mir mein Gehirn: Du wirst auch diesmal nicht ankommen! Und schon rannte mir dieser Hund, ein „Collie-Schäfer-Aussie-einfach-niedlich-Mix“, vors Auto. Zum Glück konnte ich noch rechtzeitig bremsen. Da hinter mir kein Wagen war, riss ich die Tür auf, sprang aus dem Fahrzeug hinaus und versuchte, den Hund zu beruhigen, was auch ziemlich gut und schnell gelang. Es handelte sich um eine zutrauliche Hündin, die sich streicheln ließ, jedoch kein Halsband trug. Ich nahm das an die fünfundzwanzig Kilo wiegende Hundebündel auf den Arm, um es der Gefahr der Straße nicht noch länger ausgesetzt zu lassen, und hob es durch die geöffnete Fahrertür bis auf den Beifahrersitz. Einer Dame, die alles mit angesehen hatte, aber leider auch nicht genau wusste, wo die entlaufene Fellnase hingehörte, gab ich vorsichtshalber eine Visitenkarte und erklärte ihr, ich würde die Hündin in unsere Tierpension bringen. Eine vage Vermutung hatte sie, wer die Besitzer sein könnten, und wollte sich vielleicht bei mir melden. Ich stieg ins Auto und wir machten uns auf den Rückweg zur Tierpension. Von unterwegs rief ich erneut meinen Mann an, diesmal um ihn zu bitten, mit einer Leine und einem Halsband vor das Tor zu kommen. Ich wäre gleich mit einem netten Hund da, den ich unterwegs aufgelesen hätte, teilte ich ihm mit. Mein Termin rückte in weite Ferne, und es war angesagt, ihn entweder ganz abzusagen, was ich Familie „Setter“ aber nicht antun wollte, oder mich nochmals telefonisch zu melden, um eine weitere halbe Stunde Aufschub zu erbitten. Sicherlich würden die denken: Oh Gott, was ist denn das für eine Irre, und so jemand nennt sich Tierpsychologin! Gerade heute passierte mir das alles. Der Frisörtermin schien langsam in Gefahr zu geraten …
    Mein Mann stand bereits mit Leine und Halsband bewaffnet an unserer Pforte und ich übergab ihm die liebe, sehr ruhige Beifahrerin. Eine wirklich hübsche Hündin, die sich sofort recht aufgeschlossen mit den anderen Pensionsgästen bekannt machte. Sie schien das Ziel ihres unfreiwilligen Ausfluges recht spannend zu finden und zeigte, zumindest momentan, keinerlei Trauer über den Verlust ihres Menschenrudels.  
    Nach einer Gesamtverspätung von über einer Stunde kam ich endlich ziemlich geschafft und gehetzt bei Irish-Setter-Baby Lucy, einem dickbäuchigen Welpenexemplar mit großen Kulleraugen, und dessen Familie an. Wir gingen auf diverse Fragen wie Ernährung, Erziehung, Stubenreinheit und artgerechte Beschäftigungen ein. Ich hatte der Familie von meinem Fiasko und dem gefundenen Hund erzählt, und auch sie wollte sich mal in der Nachbarschaft umhören, wo und wem vielleicht ein Hund entlaufen wäre. Die Beratung nahm dann doch zwei Stunden in Anspruch, und nun hatte ich noch ganze fünfzehn Minuten, um kurz nach Hause zu fahren, mich umzuziehen und dann zum Frisör zu hecheln …
    Zu Hause angekommen, hatte sich wenigstens das Problem der entlaufenen Hündin erledigt. Ihre Familie war zwischenzeitlich gekommen, um sie abzuholen. Die „Collie-Schäfer-Aussie-einfach-niedlich-Mix-Dame“ hatte sich wohl durch ein lautes Geräusch erschreckt und war kurzerhand durchs offene Gartentor geflüchtet. Alle waren mehr als froh, dass ihr nichts passiert war, und bedankten sich tausendmal, weil ich sie mitgenommen hatte.  
    Als ich meinen Mann nach besonderen Vorkommnissen in der Tierpension fragte, meinte er nur, es wäre zwar alles
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