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Horror Factory 3 - Der Blutflüsterer

Horror Factory 3 - Der Blutflüsterer

Titel: Horror Factory 3 - Der Blutflüsterer
Autoren: Christian Montillon
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ihn an, treibt ihn in Richtung von Michis Zimmer. Die Tür steht offen. Er … schwebt weiter und sieht:
    Susi steht vor Michis Bett. Sie hält ein Messer in der Hand, wie er es noch nie gesehen hat. So groß, so scharf. Eine Waffe wie diese haben sie bestimmt nicht im Haus, und mit einem Mal fällt Heiko das Bild wieder ein, das Bild mit den Spermaresten und den Blutstropfen, und er versteht nicht, wieso er gerade daran denken muss. Viel wichtiger ist doch etwas anderes: Was tut seine Tochter da?
    Licht blitzt auf dem Metall.
    Kurz dreht sie sich um, aber ihre Augen sind eine einzige schwarze Fläche. Damit schaut sie ihn an, und sie lächelt. »Alles sieht gut aus«, flüstert sie. »Ich brauche noch mehr Blut.«
    Er kommt näher, will die Hand heben, Susi hindern an dem, was sie vorhat, aber er ist zu keiner Bewegung fähig. Seine Finger zittern nicht. Nur seine Zähne mahlen leise aufeinander. Der Oberkiefer schmerzt und pocht.
    Susis Augen sind dunkle Seen aus Pech. Dieses Gesicht: süß, jung und voller Leben. Sie summt, als sie an die Arbeit geht. Ihr Bruder gurgelt nur kurz und zuckt, dann liegt er still.
    Deshalb also hat man nie herausgefunden, wie der Täter ins Haus eingedrungen ist, denkt Heiko.
    »Weißt du, ich habe heute schon einmal getötet«, sagt seine Tochter im Plauderton, während sie Michis Bauchdecke öffnet. »Beim Supermarkt. Es war … schön. Die Leiche habe ich verschwinden lassen, für immer. Es soll doch keiner eine Verbindung zu dem ziehen, was hier und jetzt passiert. Danach bin ich nach Hause gelaufen. Unterwegs hat mich nur einer gesehen. Irgend so ein alter, geiler Sack.«
    »Wie redest du?«, will er sagen, als würde das irgendeine Rolle spielen angesichts dessen, was gerade geschieht.
    »Seine Haustür stand nur einen Spaltbreit offen, und seine Hose auch, übrigens. Eine abgehalfterte Nutte kam zu ihm. Mitte zwanzig, vielleicht. Oder noch ein Teenager, kann auch sein.« Das Messer fährt vom Bauchraum aus nach oben. Susis Armmuskeln zittern. Rippen knacken. Das Mädchen sieht aus wie ein Metzger.
    Heiko wachte auf. Alles tat ihm weh, so verkrampft war jeder einzelne Muskel seines Körpers. Sein Herz raste. Er zog die Beine auf. »Nein«, sagte er. »Nein, nein, nein, nein!«
    Das war nicht geschehen, nichts davon! Es war nur ein verrückter Traum, dumm und bedeutungslos. Es hatte nichts mit der Realität zu tun, die ohnehin düster genug aussah. Wenn das so weiterging, wenn er sich immer mehr in einen halluzinierenden, depressiven Idioten verwandelte, würde er schon bald keine Aufträge mehr bekommen und bankrottgehen.
    Irgendetwas musste er dagegen unternehmen.
    Morgen.
    Er versuchte sich zu entspannen, streckte sich aus und knipste die Nachttischlampe an.
    Das gleißende Licht blendete ihn. Seine Sehnerven loderten auf, und Pfeile bohrten sich in sein Gehirn. Er presste die Hände gegen die Schläfen. Sein Herz hämmerte. Er atmete hastig durch den halb offenen Mund. Die tanzenden Lichtflecke verwandelten sich in das Bild seiner Zudecke und des Bettrahmens. Dahinter die hellgelb getünchte Wand und das Foto von Michi als Baby.
    Draußen war alles still. Ein Blick auf die Uhr: Er hatte fast vier Stunden geschlafen, es war mitten in der Nacht.
    Heiko griff nach dem Taschenbuch, das er gerade las, eine alte Stephen-King-Ausgabe, und wollte sich von der Fantasie des Autors in eine andere Welt entführen lassen. Doch nicht einmal der König persönlich vermochte ihn mit der Story vom Schriftsteller, dessen Pseudonym plötzlich zum Leben erwachte und ein Rasiermesser schwang, in den Bann zu ziehen. Stattdessen wogen seine Augenlider von Sekunde zu Sekunde mehr.
    Irgendwann schlief er wieder ein. Sein letzter Gedanke war, ob er wohl wieder aufwachen würde, oder ob im Schlaf sein Blutdruck so weit absackte, dass er einfach für immer weiterschlief.
    Traurig, aber auch fast ein bisschen tröstlich.
    Er schämte sich für diesen Gedanken, und als er am Morgen erwachte, war sein Kissen nass von Schweiß und Tränen.

4
Ich höre den Blutflüsterer
    »Susi.«
    Sie blinzelte.
    »Ssusssi.«
    Sie schlug die Augen auf. Der Schlaf trieb davon, als wäre er selbst nur ein ferner Traum.
    »Mehr Blut, Susi. Mehr Blut«, flüsterte die Stimme.
    Das Mädchen setzte sich im Bett auf. Die Decke rutschte vom Oberkörper. Susi schob sie ganz beiseite und stand auf.
    Wie erwartet, befand sich niemand im Raum.
    So war es schon … drüben gewesen. Im alten Haus. Vor einem Jahr. Als sie den
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