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Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Titel: Hornblower 07 - Unter wehender Flagge
Autoren: C. S. Forester
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Platz neben Lady Jane, Kap'tän. Sie haben doch sicherlich Lust auf ein Spielchen, wie? Ja, ich weiß schon, Hookham... Sie wollen ausreißen und John Walter erzählen, daß ich meine Pflicht getan habe. Können ihm gleich sagen, daß er einen von seinen verdammten Leitartikeln schreibt und dafür sorgt, daß meine Zivilliste erhöht wird; bei Gott, ich arbeite hart genug dafür! Ich sehe aber nicht ein, weswegen Sie uns obendrein den Kap'tän entführen wollen. Na, also meinetwegen, verdammt noch mal. Sie können ebenfalls gehen, wenn Sie wollen.«
    »Ich dachte nicht, daß Sie gern Hasard spielen«, meinte Frere, als sie wieder sicher im Wagen saßen. »Ich persönlich würde jedenfalls nicht den geringsten Wert darauf legen, mit Prinny zu spielen, wenn er seine eigenen Würfel benützt. Na, und wie kommen Sie sich denn vor als Sir Horatio?«
    »Passt mir ausgezeichnet.« Hornblower suchte sich gerade über die Anspielung des Regenten auf John Walter klarzuwerden. Der Genannte war Herausgeber der Times, und es begann ihm zu dämmern, daß die Ernennung zum Ritter des Bath-Ordens ebenso wie die Beförderung zum Obersten der Seesoldaten wichtige Neuigkeiten darstellten. Wahrscheinlich hatten sie innerpolitische Bedeutung; daher die Hast, mit der jene Auszeichnungen vorgenommen worden waren. Das zweifelnde Publikum wurde davon überzeugt, daß die Seeoffiziere der Regierung große Taten vollbrachten. Dieser Ritterschlag stellte im Grunde genommen einen ähnlichen politischen Schachzug dar, wie Bonaparte ihn mit seiner wegen angeblicher Verletzung der Gesetze der Kriegsführung erfolgenden Erschießung geplant hatte. Diese Erkenntnis wirkte als Dämpfer auf Hornblowers Freude.
    »Ich nahm mir die Freiheit, ein Zimmer im›Golden Cross‹für Sie reservieren zu lassen«, hörte er Hookham Frere sagen. »Man erwartet Sie dort. Ihr Gepäck habe ich bereits hinschicken lassen. Soll ich den Wagen dort halten lassen, oder wollen Sie erst noch zu Fladon?«
    Hornblower wünschte allein zu sein. Der Gedanke an einen Besuch des bekannten Marine-Cafes besaß heute keinen Reiz für ihn, obwohl er seit fünf Jahren nicht dort gewesen war.
    Überdies machte ihn der Schmuck von Stern und Ordensband plötzlich verlegen. Im Hotel war es wirklich schon schlimm genug. Der Wirt und das gesamte Personal wetteiferten darin, ihn mit »Gewiss, Sir Horatio« oder »Nein, Sir Horatio« zu umdrängen und ihn im feierlichen Zug unter dem Vorantragen von Leuchtern zu seinem Zimmer zu geleiten. Selbst dort noch sorgten sie in geschäftiger Weise dafür, daß er alles hatte, wessen er benötigte, während er sich in Wirklichkeit nur danach sehnte, zufrieden gelassen zu werden.
    Mit dem Frieden wurde es aber sowieso nichts. Wohl war er ins Bett gestiegen, wohl löschte er durch eine Willensanstrengung alle Erinnerungen an die wilden Geschehnisse des Tages aus, doch brachte er es nicht fertig, die Gedanken davon abzulenken, daß er morgen sein Söhnchen und Lady Barbara sehen werde. Er verbrachte eine ruhelose Nacht.

19. Kapitel
    »Sir Horatio Hornblower«, meldete der Hofmeister, der die Tür für ihn öffnete.
    Lady Barbara war da. Hornblower war überrascht, sie in schwarzer Kleidung vor sich zu sehen. Unwillkürlich hatte er sie sich in jenem graublauen Kleid vorgestellt, das sie bei dem letzten Beisammensein getragen hatte und das so ausgezeichnet zu der Farbe ihrer Augen passte. Natürlich, Leighton war vor noch nicht einem Jahr gestorben. Aber das Schwarz stand ihr gut, denn wirkungsvoll hob sich davon ihre sahnigweiße Haut ab. Mit seltsamer Befangenheit entsann sich Hornblower der goldenen Tönung ihrer Wangen, wie er sie damals in den vergangenen Zeiten an Bord der Lydia gesehen hatte.
    »Willkommen«, sagte sie und streckte ihm beide Hände entgegen. Geschmeidig, kühl und köstlich waren sie, und er kannte diese Art der Berührung von früher. »Die Pflegerin wird Richard sofort bringen. Mittlerweile nehmen Sie erst einmal meine herzlichsten Glückwünsche zu Ihren Erfolgen entgegen.«
    »Ich danke Ihnen. Ich hatte unerhörtes Glück, gnädige Frau.«
    »Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf«, sagte Lady Barbara lächelnd.
    Während er den Sinn dieser Worte geistig zu verarbeiten suchte, sah er sie etwas verwirrt an. Bis zu diesem Augenblick hatte er vergessen, wie unerreichbar hoch sie mit ihrer selbstbewussten Freundlichkeit über ihm stand. Wie ein ungeschlachter Schuljunge kam er sich vor.
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