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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten
Autoren: C. S. Forester
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verstand sich nicht darauf, schöne Worte zu machen. Die Vergoldungen der ganzen Welt hätten ihn nicht dazu bewegen können, einem Werftbeamten vertraulich auf die Schulter zu klopfen und sich mit ihm anzubiedern. Nicht, als ob er sich ein Gewissen daraus gemacht hätte, aber sein Selbstbewußtsein ließ derlei nicht zu.
    Irgend jemand hatte ihn vom Oberdeck aus bemerkt. Er hörte die Bootsmannspfeifen schrillen. Man bereitete seinen Empfang vor. Mochten sie noch ein wenig warten; heute ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen. Die noch nicht voll ausgerüstete Sutherland lag hoch auf dem Wasser, so daß man einen breiten Streifen ihres Kupferbeschlags sehen konnte. Gottlob, wenigstens war das Kupfer neu. Vor dem Winde segelnd, mochte das häßliche alte Schiff immerhin eine ganz nette Geschwindigkeit entwickeln. Während es der Gezeitenströmung folgend herumschwang, zeigte es dem Beschauer sein Heck.
    Prüfend ließ Hornblower den Blick über die Linien gleiten, wobei er erwog, wie das Schiff am besten zu handhaben sei.
    Eine zwanzigjährige seemännische Erfahrung half ihm dabei.
    Vor seinem geistigen Auge entstand ein Diagramm, in dem alle in See wirksamen Kräfte zum Ausdruck kamen: der Druck des Windes auf die Segel, die abstützende Wirkung, die das Ruder auf die Vorsegel ausübte, der seitliche Widerstand des Kiels, die Reibung der Außenhaut und die Bedeutung der Bugwelle. Er entwarf einen Plan, nach dem das Schiff vorläufig, das heißt, bis sich praktische Ergebnisse verwerten ließen, getrimmt werden sollte, aber schon im nächsten Augenblick entsann er sich bitter, daß ihm keine ausreichende Besatzung zur Verfügung stand und daß alles Pläneschmieden nutzlos war, solange dieser Zustand andauerte.
    »Ruder an!« knurrte er, und abermals legten sich die Bootsleute ins Zeug.
    »Vorsicht, Jake«, warnte der Bugmann den Kameraden am Schlagriemen, nachdem er einen Blick über die Schulter geworfen hatte.
    Die Jolle glitt unter dem Heck der Sutherland vorbei - die Leute verstanden sich auf Anlegemanöver -, so daß Hornblower einen Blick auf die Heckgalerie werfen konnte, einen der anziehendsten Teile des ganzen Schiffes. Er freute sich, daß die Werft jene Galerie nicht entfernt hatte, wie das bei so vielen Linienschiffen geschehen war. Dort oben konnte er Wind, See und Sonne in einer Zurückgezogenheit genießen, die ihm an Oberdeck versagt blieb. Er wollte sich einen Liegestuhl anfertigen lassen, um ihn auf der Galerie verwenden zu können; ja, er konnte dort sogar seine Wanderungen vornehmen, ohne von irgendwelchen Augen behelligt zu werden, denn die Galerie war fast sechs Meter lang, und er würde nur genötigt sein, sich unterhalb des Mittelbalkens ein wenig zu bücken. Von ganzer Seele sehnte sich Hornblower nach der Zeit, da er in See sein würde, fort von den lästigen Sorgen des Landaufenthalts. Dann wollte er sich häufig auf die Heckgalerie zurückziehen, denn nur in der Einsamkeit, die er dort fand, konnte er Entspannung finden. Ohne Mannschaft blieben solche Gedanken jedoch Träume. Irgendwie mußte er also Leute auftreiben.
    Er griff in die Tasche, um die Bootsleute zu bezahlen, und obwohl er nur über wenig Silbergeld verfügte, trieb ihn doch das Selbstbewußtsein dazu, den Jollenführer in einer Weise zu belohnen, wie er sie bei den anderen Linienschiffskommandanten voraussetzen zu müssen glaubte.
    »Dank' schön, Sir; dank' schön«, sagte der Mann, während er sich mit den Fingerknöcheln die Stirn rieb.
    Hornblower erstieg das Fallreep und durchschritt die mausgrau gemalte Pforte, die in holländischen Zeiten golden geschimmert hatte. Heftig schrillten die Bootsmannspfeifen, die Seesoldatenwache präsentierte das Gewehr, und die als Läufer eingeteilten Schiffsjungen standen regungslos. Der Steuermann Gray - Leutnante taten im Hafen keinen Wachdienst - salutierte als wachhabender Offizier, als Hornblower mit der Fingerspitze den Hut berührte. Der Kommandant redete ihn nicht an, obwohl Gray zu seinen bevorzugten Untergebenen gehörte. Er bewahrte die steife Zurückhaltung, um sich nicht von einer unangebrachten Gesprächigkeit fortreißen zu lassen.
    Schweigend sah er sich um.
    Das Oberdeck war dem Fortschreiten der Takelung entsprechend mit allerlei Ausrüstungsgegenständen bedeckt, aber, wie Hornblower zu seiner Befriedigung feststellte, zeigte das Durcheinander bereits gewisse Ansätze wiederkehrender Ordnung. Das aufgeschossene Tauwerk, die an Deck beschäftigten Arbeitsgruppen,
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