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Höllenstadt

Höllenstadt

Titel: Höllenstadt
Autoren: Jason Dark
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konnte man keinem Menschen erzählen: das glaubte ihr niemand.
    Zum einen war Morton, ihr Sohn, verschwunden. Zum anderen sah sie die Spuren in ihrer Küche. Der Wechselbalg hatte gewütet wie ein kleiner Teufel. Er war verfressen gewesen, gierig, er hatte alles in sich hineingestopft, was ihm in die Finger gefallen war, um seine Gier zu sättigen.
    Sie starrte durch das Fenster, ohne sehen zu können, was sich draußen abspielte. Die Nacht war dunkel und bot diesem Wechselbalg eine hervorragende Deckung.
    Verschwunden, weg. Ebenso Morton!
    Martha Caine begriff es nicht. Es war ihr alles zuviel. Sie fing an zu zittern, was sich auch auf ihre rechte Hand übertrug. Plötzlich konnte sie das Messer nicht mehr halten. Es rutschte ihr aus der schweißfeuchten Hand, fiel klirrend zu Boden und blieb dort liegen.
    Martha drehte sich um. Steif wie eine Puppe ging sie durch die Küche. Sie wußte, daß sie jetzt Hilfe benötigte, aber es gab niemanden, der ihr beistehen konnte. Wer von ihren Nachbarn hätte ihr schon geglaubt? Niemand, man hätte sie ausgelacht.
    Warum schreie ich nicht? Warum tobe ich nicht? Warum drehe ich nicht durch? Weshalb bleibe ich so unnatürlich ruhig?
    Sie fand keine Antworten auf ihre Fragen. Es ging in ihrem Kopf zu bunt zu. Sie starrte ins Leere und ging durch die Wohnung, als würde sie das Haus zum erstenmal sehen.
    Alles war ihr fremd geworden. Die gesamte Welt stimmte nicht mehr; sie stand auf dem Kopf.
    Martha weinte, als sie ihr Schlafzimmer betrat. Noch war es draußen dunkel. Bis ihr Mann heimkam, würde es noch dauern.
    Alles hatte sich in dieser Nacht verändert – alles. Und es würde weitergehen, daran glaubte sie fest. Es gab so etwas wie eine Wahrheit, der sie nicht entkommen konnte.
    Man hatte ihr Morton geraubt, einfach weggenommen, und sie spürte, daß es erst der Anfang gewesen war. Es würde weitergehen, und der kleine Ort Benson City konnte sich in eine Höllenstadt verwandeln…
    ***
    Ich hielt mit beiden Händen den Kaffeebecher umklammert und schaute durch die breite Scheibe des Rasthofes nach draußen, wo nur wenige Parkplätze besetzt waren und ein Stück weiter der Highway vorbeiführte. Das graue Band schien in die Unendlichkeit hineinzuführen, überdeckt von einer flimmernden, erbarmungslosen Hitze, die ein Mitteleuropäer im Freien kaum aushalten konnte.
    Nebraska hieß der Staat!
    Wer fuhr schon nach Nebraska? In diese Einöde. Selbst die deutschen Touristen, die sonst überall in den Staaten zu finden waren, mieden dieses Land, denn hier gab es keinen Grand Canyon und auch kein Death Valley.
    Was gab es dann?
    Ich wußte es auch nicht. Oder nur teilweise. Jedenfalls würde es für mich Ärger geben, und den hatte bereits mein amerikanischer Freund Abe Douglas hinter sich, denn ihn hatte man auf einen Fall angesetzt, der ihm über den Kopf gewachsen war.
    In Nebraska, aber nicht in Omaha, wo ich gelandet war, sondern in einem Kaff mit dem Namen Benson City Irgendwo in der Einöde, verloren, verstaubt, von der Hitze gebleicht, wie auch immer.
    Kein Ort, an dem man sich wohl fühlen konnte. Trotzdem lebten dort Menschen. Menschen in Angst, denn in Benson City trieben Babyräuber ihr Unwesen.
    Kleine Kinder verschwanden aus ihren Betten und wurden gegen häßliche Wesen ausgetauscht. Wechselbälge, wie die einen sagten, Aliens, wie andere behaupteten, die fest davon überzeugt waren, daß irgendwo in der Weite des Landes ein Raumschiff stand, in das die fünf geraubten Kinder gebracht worden waren, um sie zu untersuchen. Dabei hatten die Fremden ihre eigenen Geschöpfe zurückgelassen. Das jedenfalls war die Meinung einiger, wobei ich mich da nicht anschließen konnte, denn ich sah die Dinge anders.
    Wie auch Abe Douglas.
    Ihn hatte man nach Nebraska geschickt. Er war so eine Art Feuerwehrmann geworden und wurde immer dann eingesetzt, wenn normale Methoden versagten.
    Abe war ein Mensch, der gut zuhören konnte. An die Theorie der Aliens glaubte er nicht. Es war einfach zu leicht, alles Unerklärliche auf diese Wesen abzuschieben, für ihn lagen die Dinge anders.
    Er hatte mit den betroffenen Eltern gesprochen, hatte recherchiert, hatte gute Fragen gestellt, um sich so ein Bild machen zu können. Gesehen hatte er keinen dieser Räuber, ihn sich aber beschreiben lassen, und so war er zu dem Ergebnis gekommen, daß dieser Fall auch einer für mich war, denn Abe Douglas hatte ihm einen dämonischen Hintergrund gegeben. Natürlich ohne einen direkten Beweis zu haben,
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