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Höllenstadt

Höllenstadt

Titel: Höllenstadt
Autoren: Jason Dark
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»Ich hatte noch etwas vergessen, John. Wen der Sheriff sympathisch findet, der muß mit ihm einen Begrüßungsschluck trinken.«
    »Whiskey?«
    »Was sonst?«
    Mir war zwar nicht danach, aber ich wollte nicht unhöflich sein. O’Brien stellte die Flasche auf den Tisch und auch drei kompakte Gläser. Er schnalzte mit der Zunge und zeigte ein breites Grinsen. »Ein wirklich edler Stoff!« lobte er das Getränk. »Davon kann man nur begeistert sein.« Er schenkte ein und lauschte dem Gluckern. Dann setzte er sich und prostete uns zu. »Auf daß wir diese widerlichen Wesen ausrotten!« sagte er und trank.
    Abe und ich probierten ebenfalls. Der Whiskey war weich und schmeckte wunderbar klar. Ich lobte ihn entsprechend, was mir bei dem Sheriff wieder einige Pluspunkte einbrachte. »Leider ist mit diesem guten irischen Schluck das Problem noch nicht gelöst«, gab er zu und schaute mich an. »Was wissen Sie, John?«
    »Nicht mehr als Sie, Hugh. Noch nicht. Was glauben Sie, wer könnte hinter diesen schlimmen Entführungen stecken? Ich habe mit Abe darüber gesprochen. Einige Leute gehen davon aus, daß es Aliens gewesen sind, die mit den Kleinkindern Experimente durchführen wollen.«
    O’Brien verzog das Gesicht, als wäre der Whiskey gepanscht. »Nein, das halte ich für Spinnerei. Für einen absoluten Humbug. Nichts davon ist wahr.«
    »Gut, Sie glauben nicht daran.«
    »Ich glaube sowieso nicht an den ganzen Quatsch, der in den letzten Wochen durch die Presse gegangen ist. Die Schreiberlinge machen die Leute nur verrückt. Sie sollen geschockt werden, das ist alles.«
    »Was ist es dann?«
    Der Sheriff starrte in sein Glas. »Kann ich Ihnen nicht sagen, John. Beim besten Willen nicht. Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur, daß ich mich auf die Aussagen der Zeugen verlassen kann, ansonsten stehe ich auf dem Schlauch. Wir haben hier alles versucht. Haben mit Trupps die Umgebung durchkämmt, aber wir fanden von den fünf Kindern keine Spur, und jeder hier in Benson City, besonders die Eltern, werden immer verzweifelter, je mehr Zeit vergeht. Mir geht der Fall auch an die Nieren. Ich habe schon Magengeschwüre bekommen, finde in der Nacht kaum Schlaf und fühle mich wie gerädert. Nicht daß man mir offen Vorwürfe machen würde, aber die Blicke der Bewohner sprechen eigentlich für sich. Sie gehen mir unter die Haut.« Er trank sein Glas mit einem ruckartigen Schluck leer. »Es muß etwas passieren, und zwar sehr bald, das kann ich Ihnen flüstern.«
    »Es gibt also keine Spuren, abgesehen von den Beschreibungen?« fragte ich.
    »So ist es leider.«
    »Können Sie sich vorstellen oder einen Grund nennen, warum sich diese Wesen gerade den Ort Benson City ausgesucht haben?«
    »Nein.«
    Ich wiegte den Kopf, denn ich hatte aus der Antwort herausgehört, dal? er davon nicht so überzeugt war. »Besteht nicht doch entfernt ein Verdacht?«
    »Höchstens eine Mutmaßung.«
    »Bitte, ich höre.«
    Der Sheriff schüttelte unwirsch den Kopf. »Das ist Unsinn. An den Haaren herbeigezogen. Ja, ich habe daran gedacht, daß dieser Ort ausgesucht wurde, weil wir eben Iren sind.«
    »Gratuliere, Hugh.«
    »Wieso?«
    »Daran habe ich auch gedacht.«
    »Sind wir denn schlechter als andere Menschen?«
    »Das wohl nicht, aber Irland hat seine Geschichten, seine Legenden und Mythen.«
    »Ja, das schon. Sie sind aber im Mutterland zurückgeblieben. Klar, wir erzählen sie uns auch noch oder lesen sie in Büchern, aber ich weiß nicht, ob die Vorgänge wirklich etwas mit den Legenden unseres Heimatlandes zu tun haben.«
    »Ich denke etwas anders darüber.«
    »Da bin ich aber gespannt.«
    Ich hatte noch eine Frage. »Kennen Sie sich überhaupt auf diesem Gebiet aus, Hugh?«
    »Nicht besonders«, gab er murrend zu.
    »Abe Douglas hat mir die Beschreibung dieses Wesens gegeben. Es ist ja von einer Zeugin gesehen worden. Ich habe sehr genau hingehört und bin zunächst einmal Ihrer Meinung, Hugh. Ich glaube auch nicht an einen Alien.«
    »Das beruhigt mich.«
    »Nicht so voreilig. Meine Schlußfolgerung ist auch nicht unbedingt positiver. Ich kann mir durchaus vorstellen, daß es sich bei den Kidnappern um Kobolde oder Trolle handelt, die in den irischen Legenden häufig Vorkommen. Man hat diese Geschichten auch illustriert, daran kann ich mich erinnern, und die Wesen in den Büchern sehen ebenso aus wie die, die von der Zeugin oder von den Zeugen beschrieben worden sind.«
    Hugh O’Brien hatte mich angeschaut, ohne die Augen zu bewegen. Sie
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