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Hochzeit auf Sizilianisch

Hochzeit auf Sizilianisch

Titel: Hochzeit auf Sizilianisch
Autoren: Lucy Gordon
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sie seine Frau werden wollte?
    Im Wissen um die Antwort verwarf sie den Gedanken. Renato hätte es nie gewagt, sie direkt zu fragen, weil er sich dafür zu seinen Gefühlen hätte bekennen müssen. Und nichts war unwahrscheinlicher als das.
    Umso mehr Grund für sie, sich davor zu hüten, ihm offen zu zeigen, was sie für ihn empfand. Von einem Mann, der sein Herz selbst vor seiner Ehefrau verschloss, war nicht zu erwarten, dass er ihr dieses Vertrauen danken würde.
    Eher schon das Gegenteil.
    Ein neues Jahr hatte begonnen, und mit jedem Tag, der ins Land ging, wurden die Anzeichen deutlicher, dass bald der Frühling Einzug halten würde.
    Heather sah ihm mit großer Vorfreude entgegen. In wenigen Wochen könnte die Frühjahrssaat ausgebracht werden, und was dann heranreifen würde, wäre ihre erste eigene Ernte.
    Die Leitung ihres eigenen Gutes machte ihr nicht nur ungeheuren Spaß, sondern sie bewies auch großes Geschick darin. Selbst Luigi hatte seine anfängliche Skepsis abgelegt und hielt mittlerweile große Stücke auf den Sachverstand seiner Chefin.
    Dass sie mit ihren Entscheidungen nicht ganz falsch liegen konnte, bewiesen die beträchtlichen Einnahmen, die das Gut erwirtschaftete und die sie in die Lage versetzten, Renato eine beträchtliche Summe zu leihen, als er einen finanziellen Engpass zu überbrücken hatte.
    Nichts anderes hätte sie in gleicher Situation von ihm erwartet, und so ging sie mit großer Selbstverständlichkeit davon aus, dass es sich um ein zinsloses Darlehen handelte und er sich mit der Rückzahlung Zeit lassen würde.
    Doch erneut erwies sich Renato durch und durch als nüchterner Geschäftsmann, denn er bestand darauf, feste Raten und bankübliche Zinsen zu vereinbaren. "Du hast schließlich nichts zu verschenken", lautete seine Begründung, die Heather schmerzlich vor Augen führte, dass er sich niemals ändern würde.
    Zumal Renato nichts unternahm, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Schlimmer noch. Als er überraschend für zehn Tage nach Rom reisen musste, erwähnte er es ihr gegenüber eher beiläufig am Vorabend beim Essen, und auf die Frage, ob sie ihn begleiten wolle, wartete Heather vergeblich.
    Nachdem sie einige Tage auf Bella Rosaria verbracht hatte, kehrte sie eines Morgens ins Haus am Meer zurück, um festzustellen, dass es wie ausgestorben war. Lorenzo war nach England geflogen, wo er beruflich zu tun hatte, und Baptista besuchte Freunde und wurde erst am Abend zurückerwartet.
    Von einem eigentümlichen Gefühl der Verlassenheit befallen, ging Heather in ihr Zimmer und zum Fenster, um sich abzulenken. Recht überlegt, gab es keinen Grund, unzufrieden zu sein. Sie hatte doch alles, was eine Frau sich nur wünschen konnte.
    Beinahe jedenfalls, schränkte sie unwillkürlich ein, als ihr Blick zunächst aufs Meer und dann auf den Hafen von Mondello fiel. Der riesige Mast, der selbst den Kirchturm überragte, gehörte zur Santa Maria, der Yacht, auf der sie zum ersten Mal in ihrem Leben ernsthaft in Gefahr geraten war. Und damit meinte sie keinesfalls den Bootsunfall, sondern einzig die unstillbare Sehnsucht, die der Bruder ihres damaligen Verlobten in ihr geweckt hatte.
    Mittlerweile war sie sich klar darüber, welcher Glücksfall es gewesen war, dass die Hochzeit mit Lorenzo nicht stattgefunden hatte. Denn nach allem, was sie mit Renato erlebt hatte, gab es nicht den geringsten Zweifel, dass es sie früher oder später doch in seine Arme getrieben hätte.
    Sicherlich hätte auch Lorenzo es verstanden, jene Wünsche in ihr wachzurufen, die sie anfangs für Unersättlichkeit gehalten hatte. Heute wusste sie, dass es nichts anderes als der völlige Einklang der Bedürfnisse zweier erwachsener Menschen war - wie sie wusste, dass ihr etwas auch nur annähernd Vergleichbares mit Lorenzo versagt geblieben wäre.
    So gesehen, war es nur konsequent, dass sie Renato geheiratet hatte. Auch wenn es mehr als schwer war, mit einem Mann zusammenzuleben, der sie zwar begehrte, aber nicht liebte.
    Und allmählich war sie so weit, die Hoffnung aufzugeben, dass sich daran je etwas ändern würde. Renato lebte in einer Welt, in der einzig seine Regeln galten. Was er wollte, verschaffte er sich, selbst wenn er dafür zu unlauteren Mitteln greifen musste.
    Nicht anders hatte er Heather dazu bekommen, ihn zu heiraten. Und was das blinde Verständnis betraf, mit dem sie sich im Bett gegenseitig beglückten, hatten beide keinen Grund, ihre Entscheidung zu bereuen. Doch zu Liebe gehörte ganz
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