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Hitzkopf

Hitzkopf

Titel: Hitzkopf
Autoren: Damon Suede
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Mobilfunknetz und die Telefonleitungen waren überlastet von Menschen, die Antworten wollten und von Menschen, die aus den Trümmern ihre Familien anriefen, um sich von ihnen zu verabschieden. Noch immer keine Zahl über die Toten und Verletzten, aber wo hätte darin auch der Sinn gelegen? Er versuchte seine Frau anzurufen, aber das Problem war das gleiche. Sie waren hier unten in einer Blase.
    Dante hätte überall sein können. Offensichtlich konnte man näher dran noch immer Opfer  hören, die gefangen unter dem Geröll um Hilfe bettelten. Die Nachrichtenstationen vermuteten den Dritten Weltkrieg. Niemand wusste bisher irgend etwas. Die Anzahl der Toten hätte bei 20.000 liegen können. Die ganze Stadt versuchte verzweifelt, eine klare Antwort zu bekommen.
    Griff setzte einfach nur einen Fuß vor den anderen und versuchte ein paar Leute zu retten. Wieder und immer wieder, ließ er sich an den Augenwasser-Stationen seine mit Ruß verkrusteten Augen säubern, nur, damit er weiter suchen konnte. Er hatte gehört, dass auch andere Flugzeuge in Washington abgestürzt seien, aber der Wahrheitsgehalt war schwer auszumachen, denn Fakten gab es nur wenige. Irgendein Monster hatte ein Loch in New York geschlagen und die Hoffnung lief aus der Stadt und in den Fluss. Und hier war er nun und versuchte eine einzige, bestimmte Person in der Mitte des Chaos zu finden und fühlte sich genau so blind und dumm und nutzlos wie alle anderen. Wenn das mal kein Scheißheld war.
    Griff suchte sich seinen Weg so dicht wie möglich am Pit und hielt die Augen offen. World Trade Center 2 brach am frühen Abend zusammen. In der Hoffnung, Dantes Namen von jemandem da unten noch mal zu hören, arbeitete er mit den Crews die ganze Nacht wie ein Zombie, sein Gesicht grau von der Asche. Sie würgten beim Geruch der Acetylen-Fackeln und hatten noch weitaus Schlimmeres zu ertragen. Auf der Suche nach seinem besten Freund konnte er ein paar verlorenen Seelen helfen. Tausende von Menschen suchten nach Angehörigen und Arbeitskollegen, die sich buchstäblich in Luft aufgelöst hatten.
    Griff schnitt Menschen aus Autos und trug Leute zu den Rettungswagen. Er rettete einen halbverhungerten Labrador mit einem gebrochenen Bein, der Milch vom Linoleum des Schnellimbisses leckte, in dem er eingeschlossen war. Er fand eine schwangere Rechtsanwaltsgehilfin, die barfuß über den staubigen Zement schlurfte, mit verlorenen Schuhen und verlorenem Blick. Er schickte sie Richtung Brücke, so dass sie nach Hause zu ihren Kindern laufen konnte.
    Niemand hatte Dante seit dem Notruf des zweiten Turmes gesehen, aber Griff hörte nicht auf zu fragen und nach dem einen Namen zu lauschen. Tag und Nacht und Tag. Siebenunddreißig Stunden ohne Schlaf und dann schnitt sich Griff, bei dem Versuch einen Briefkasten von einer Leiche in einem 1.600 $ Anzug zu wuchten, die Hand auf. Er bemerkte nicht einmal, dass er blutete, bis sich einer der Sanitäter vor ihm aufbaute und ihn anschrie.
    Schock. Er war im Schockzustand.
    Sie packten ihn in einen Rettungswagen und schafften ihn zu einem der Notfall-Rettungszelte, die wie kleine Wunder rund um den Ground Zero erschienen waren. Menschen, die stöhnten und wimmerten und wegen dem ganzen Staub würgten. Er war nicht in der Lage irgend etwas zu fühlen. Ein Typ in Krankenhauskleidung nähte seine Hand wieder zusammen und schickte ihn nach Hause. Stattdessen machte er sich auf den Weg durch die Hölle, um Dante zu finden.
     
     
    Es kostete ihn fünf Stunden und den größten Teil seiner Zurechnungfähigkeit.
    „Gehören sie zur Familie?“, die Schwester der Armee Reserve beäugte seine helle Haut und das leuchtende Haar. Ihre Augen überflogen schnell ein Clipboard. Sie blätterte um und machte ein paar Notizen.
    Als die durch die weiten, hallenden Gänge des Bellevue Krankenhauses schritten, schien sich die Menge der schmutzigen Menschen, die sich auf den Liegen wanden, als hätte jemand einen Stein gehoben und schmerzhaftes Licht auf ein paar Maden gerichtet, ins Unendliche zu erstrecken. Ansammlungen schluchzender, hysterischer Familien, die das Gefühl hatten, die Welt würde jeden Moment aufhören zu existieren, versuchten verzweifelt, sich wenigstens zu verabschieden und sich ein letztes Mal sagen zu können, dass sie sich liebten.
    „Bruder“, Griff wusste, dass er wie ein Irrer aussah. Seine verletzte Hand juckte.
    Sie tippte auf ihre Notizen. „Er steckte in einem Treppenaufgang fest, aber er schaffte es, sich und
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