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Historical Weihnachtsband 1993

Historical Weihnachtsband 1993

Titel: Historical Weihnachtsband 1993
Autoren: PATRICIA POTTER , Nora Roberts , RUTH LANGAN
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angewiesen! Gott im Himmel, wie sollte sie es allein schaffen? Selbst wenn sie ihn stets nur kurz gesehen hatte, so wußte sie ihn nahe, und das machte ihr Mut. Und vor allem hatte er für sie und die Kinder gesorgt.

    Ohne diese Hilfe würde es noch schwerer werden.
    Jetzt untersuchte Seth mit geschickten und dabei unglaublich sachten Händen die Verwundung, blickte einmal auf und lächelte
    Blythe beruhigend zu. „Mach dir keine Sorgen, Blythe, du kommst schon durch. Kein Mann, ob Yankee oder Konföderierter, kann es mit dir aufnehmen, sobald du diesen entschlossenen Gesichtsausdruck hast."
    „Ich werde dich vermissen."
    „Du wirst mir auch fehlen und die Kinder. Aber meine Ordonnanz hat den Befehl, sich um euch zu kümmern. Er wird dich mit Lebensmitteln versorgen, sooft er nur kann."
    In seinem Blick stand deutlich, daß er von ihr erwartete, Mut zu haben, und sie würde tapfer sein. Es war immerhin das wenigste, was ihr zu tun blieb. Sie nickte und wandte sich ab. Er sollte die Tränen nicht sehen, die ihr in die Augen stiegen.
    „Hier seid ihr beide erst einmal sicher", sagte sie und wechselte hastig das Thema, bemühte sich krampfhaft, nicht an das zu denken, was vor ihr liegen mochte. „Die Kinder wissen recht gut, wie notwendig es ist, den Keller geheimzuhalten." Selbst wenn dem nicht so gewesen wäre, konnte sie sicher sein, daß keines den Mund auftun würde. Sobald ein Fremder auftauchte, versteckten sie sich für gewöhnlich, denn Fremde bedeuteten Gefahr.
    „Ich wollte nicht hierher kommen, aber ich hatte keine andere Möglichkeit." Nun klang seine Stimme, die der Rafes so ähnlich war, ebenso matt wie Blythes.
    Blythe musterte aufmerksam Seths Gesicht. Es war so schmal und müde geworden.
    Erst achtundzwanzig, wirkte er in dieser Stunde wesentlich älter. Das dunkelblonde Haar, das unter der Sonne sonst golden glänzte, war wirr und stumpf geworden. Die blau grün leuchtenden Augen, die er mit Rafe gleich hatte, zeigten einen erschöpften Ausdruck. Was immer noch blieb, war das tiefe Mitgefühl, von dem Blythe wußte, daß es nie erlöschen würde.
    „Was kann ich tun? Wie ist es mit euren Pferden? Soll ich sie verstecken?"
    „Ich habe es bereits getan, sie sind in der Höhle bei den Hühnern. Aber vielleicht hättest du Decken oder Teppiche, damit ich ihn warmhalten könnte. Und Wasser, heißes Wasser." Er wandte sich von neuem seinem Patienten zu.
    Blythe ließ Seth den Kerzenleuchter, lief hinauf und verschloß den Eingang mit dem Trog. Selbst wenn sie nur ungern Zeit und Kraft daran vergeudete, so konnten sie es sich keinesfalls leisten, nicht äußerste Vorsicht walten zu lassen. Die Nacht war klar und
    kalt. Hoch oben am mitternachtsblauen Himmel konnte Blythe die flimmernden Sterne sehen. Sie zitterte, denn sie hatte in der Eile keinen Mantel angezogen. Aber es war nicht nur, weil sie fror, es geschah auch aus Angst um Seth. Man hörte von den Gefängnissen der Yankees, von der Behandlung, die sie General Mosbys Kämpfern angedeihen ließen. Da würde keiner Rücksicht darauf nehmen, daß Seth ein Arzt war und Leben rettete. Sie würden ihn keineswegs besser halten, selbst wenn er den Menschen half, statt sie umzubringen.

    Sorge und Furcht beschleunigten Blythes Schritte. Seth hatte erwähnt, daß die Yankees ihm auf den Fersen wären. Schnell setzte sie Wasser zum Kochen auf und ging, um für den Verwundeten eine Decke zu holen. Zwar waren sie sehr knapp geworden, weil Blythe sie für die Kinder in mehrere Teile zerschnitten hatte. Aber sie konnte ihm ein dickes Deckbett bringen und den abgetretenen Läufer aus ihrem Schlafzimmer, um ihn wenigstens vor dem feuchtkalten Erdboden im Keller zu schützen. Sie packte das Bündel zusammen und goß das dampfende Wasser in einen Eimer. Schwer beladen, eilte sie in das Versteck des Offiziers zurück, schob wieder mit Mühe den Trog zur Seite und trug ihre Last die schmalen Stufen hinunter.
    Seth hatte die Jacke ausgezogen und dem General das Hemd geöffnet. So konnte Blythe die Wunde mit den ausgezackten Rändern sehen und hielt sekundenlang den Atem an. Als sie den Eimer niederstellte und Seth einige Rollen sauberer Leinenstreifen und die Bettdecke hinreichte, lächelte er ihr schmerzlich zu. „Danke."
    „Womit kann ich dir noch helfen?"
    „Schiebe ihm die Decke unter, wenn ich ihn hochhebe", sagte Seth erleichtert.
    Blythe entging nicht der Ausdruck des Schmerzes in den Zügen des Generals, als Seth ihn aufnahm, doch schien der Verwundete
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