Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
HISTORICAL WEIHNACHTEN Band 02

HISTORICAL WEIHNACHTEN Band 02

Titel: HISTORICAL WEIHNACHTEN Band 02
Autoren: RUTH RYAN LANGAN LYN STONE JACQUELINE NAVIN
Vom Netzwerk:
solch einem Schatz, Mädchen?“
    „Ich habe es gefunden. Es graste im Wald. Die Zügel waren um einen Ast geschlungen, damit es nicht davonlaufen konnte.“ Sie ritt näher und glitt vom Rücken ihres Reittiers, bevor sie dem Jungen die Zügel zuwarf.
    „Was ist das?“ Der alte Mann deutete mit knotigen Fingern auf ein Bündel, welches das Pferd hinter sich herzog.
    „Es ist ein Mann, Vater. Ein Krieger, glaube ich. Er war von einer Menge toter Männer umgeben.“
    Das Lächeln des alten Mannes verblasste. „Ein Krieger? Und du hast ihn hierher zu uns nach Hause gebracht?“
    „Er ist schwer verwundet. Ich weiß nicht einmal, ob er die Nacht überleben wird. Aber ich konnte ihn doch nicht allein sterben lassen.“
    „Aber wir kennen diesen Mann nicht. Er könnte einer der Fremden sein, die das Gemetzel unter unserem Volk angerichtet haben.“
    „Aye.“ Sie löste die Seile, mit denen sie das Bündel am Pferd befestigt hatte, und bedeutete dann dem Jungen und dem Mädchen, ihr zu helfen. „Kommt, Gwen. Brock. Helft mir, ihn hineinzutragen.“
    Die drei begannen, das in ein Tuch gewickelte Bündel zu der winzigen Hütte zu zerren.
    Der alte Mann schüttelte die Faust nach ihnen. „Du könntest Tod und Verderben über unsere Schwelle bringen, Mädchen.“
    Lindsay verhielt einen Augenblick, um Luft zu schöpfen. „Wenn du dir auch nur einen Moment lang die Zeit nimmst, einen Blick auf ihn zu werfen, wirst du sehen, dass er noch nicht einmal stark genug ist, die Augen zu öffnen.“
    „Jetzt vielleicht noch nicht.“ Ihr Vater humpelte in die Hütte und sah zu, wie die Mädchen eine frische Lagerstatt neben dem Feuer herrichteten. „Aber wehe uns, sollte er wieder zu Kräften kommen. Dann werden wir sogar Angst haben müssen, unsere Augen zu schließen, aus lauter Furcht, wir könnten im Schlaf erschlagen werden.“
    „Darum werden wir uns sorgen, wenn er sich erholt hat. Falls er wieder gesund wird“, murmelte Lindsay, während sie den bewusstlosen Körper auf das saubere Laken rollte. „Gwen.“ Sie wandte sich an das kleine Mädchen. „Hole mir Leintücher und heißes Wasser. Brock, ich brauche meine Kräuter und meine Heilsalben“, fügte sie, an den Jungen gewandt, hinzu.
    Die beiden Kinder eilten davon. Als sie zurückkehrten, gab sie weitere Befehle. „Du bist jetzt für das Pferd verantwortlich, Brock. Ich erwarte von dir, dass du dafür sorgst, dass es Futter und Wasser bekommt. Und verstecke es, damit es nicht gestohlen werden kann.“
    „Ja.“ Entzückt darüber, einen so wichtigen Auftrag erhalten zu haben, rannte der Junge davon.
    „Gwen.“ Lindsay sah kaum auf, während sie das saubere Leinen in Streifen riss. „Am Pferd sind noch mehr Überraschungen festgebunden.“
    Mit einem begeisterten Aufschrei lief das Mädchen nach draußen. Als es zurückkam, zog es ein dickes Bündel hinter sich her. In dem zerrissenen Tuch waren etliche Kleider und Waffen eingewickelt, die Lindsay den Toten abgenommen hatte.
    Während das Kind und sein Großvater die Sachen durchwühlten, schnitt Lindsay die blutigen Kleider des Mannes auf. Sie war entsetzt über seine vielen Wunden. Nicht nur über die frischen, sondern auch über die Narben älterer Verletzungen. Dieser Mann war zweifellos ein Krieger. Oft genug hatte sie in früheren Jahren die Wunden ihres Vaters versorgen müssen, um zu wissen, wie viele Blessuren ein Krieger sich gezwungenermaßen einhandelte.
    Sie tauchte ein Leinentuch in die Schüssel mit dem warmen Wasser und fing an, das Blut abzuwaschen. Während sie das tat, kam sie nicht umhin, den harten, festen Körper und die muskulösen Arme und Schultern zu bewundern. Wer immer dieser Mann auch sein mochte, im Kampf wäre er ein gefährlicher Gegner. Das sollte ihr eigentlich Angst einjagen. Die Wahrheit aber war, dass ihr Vater in der Vergangenheit von Fremden gut behandelt worden war. Sie spürte, dass sie eine Schuld zurückzuzahlen hatte. Trotzdem flüsterte sie ein Gebet, dieser Mann möge sich als Freund und nicht als Feind erweisen.
    Sie wischte mit dem Tuch über den Schnitt auf seiner Stirn. Als das Blut abgewaschen war, stellte sie fest, dass er ein anziehendes Gesicht besaß. Eine hohe Stirn. Nase und Kinn waren fein geschnitten. Lindsay fragte sich, welche Farbe seine Augen wohl hatten. Dann schalt sie sich wegen dieses Gedankens. Hatte ihre Mutter sie nicht immer gewarnt und gesagt, dass die Augenfarbe eines Mannes nicht wichtig sei? Was zählte, war das Gute oder Böse,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher