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Historical Saison Band 06

Historical Saison Band 06

Titel: Historical Saison Band 06
Autoren: JOANNA MAITLAND ELIZABETH ROLLS NICOLA CORNICK
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das? Haben Sie etwa noch mehr böse Überraschungen für mich auf Lager?“
    „Die Braut“, erwiderte der Marquis vage.
    Peter zog die Augenbrauen hoch. „Was ist mit ihr?“
    „Es kann sich bei dem Mädchen um keine sittsame Debütantin mehr handeln“, antwortete der Marquis unverblümt. „Sie muss schon in den Dreißigern sein, und es ist sehr unwahrscheinlich, dass sie noch Jungfrau ist.“
    Peter nahm einen großen Schluck Brandy. Obwohl der Weinbrand von ausgezeichneter Qualität war und ihm gut schmeckte, widerstand er dem Bedürfnis, sich direkt noch einen zweiten Schluck zu genehmigen. Die Lage seines Vaters hatte ihn im Umgang mit Alkohol vorsichtig gemacht.
    „Und worauf gründet sich Ihre erstaunliche Einschätzung, Sir?“, erkundigte er sich betont gelassen.
    Der Marquis blickte seinen Sohn an. „Der Ruf des Mädchens wurde vor Jahren ruiniert, als sie Pfeife rauchend bei einem Treffen von Radikalen erwischt wurde. Das hat vielleicht einen Aufschrei gegeben! Sie haben ihrer Gouvernante die ganze Schuld in die Schuhe geschoben, aber das Mädchen soll auch danach noch stur und eigensinnig geblieben sein.“
    Peter unterdrückte ein Grinsen. Er musste zugeben, dass sowohl Pfeiferauchen als auch radikale Politik nicht zu den üblichen Beschäftigungen und Interessen einer Dame gehörten, aber daraus ließen sich aus seiner Sicht keine so abwertenden Schlüsse ziehen.
    „Verstehen Sie mich nicht falsch, Sir“, entgegnete er. „Aber in diesem Fall müssen Sie schon deutlicher werden. Was hat das Pfeiferauchen mit der Keuschheit und Reinheit einer Dame zu tun – beziehungsweise mit einem Mangel daran?“
    Der Marquis warf ihm einen gereizten Blick zu. „Diese verfluchten Radikalen! Ungebildet, dumm und lasterhaft! Die sind alle durch und durch verdorben. Verstecken sich hinter Hecken und zetteln Revolutionen an! So etwas ist verdammt unbritisch!“
    Beinahe hätte Peter belustigt aufgelacht. Sein Vater hatte immer sehr traditionelle politische Ansichten vertreten, dennoch erschien es ihm ungerecht, die Ehre seiner zukünftigen Frau auf der Grundlage solch fadenscheiniger Behauptungen anzugreifen.
    „Natürlich steht es Ihnen frei, meine Braut schlecht zu machen, solange ich sie nicht kenne“, bemerkte er. „Aber selbst wenn Ihre Befürchtungen zutreffen, ist sie dem Teufel gewiss vorzuziehen.“ Er seufzte. „Wenigstens werden wir dank ihres Vermögens die Mittel haben, um eine bessere Belüftung zu finanzieren, um den Pfeifenrauch zu vertreiben.“
    Der Marquis starrte ihn an. „Du bist verdammt herzlos“, knurrte er. „Fällt dir dazu nichts anderes ein?“
    Peter zuckte mit den Schultern. „Wir haben kein Geld, ich bin gezwungen zu heiraten, und Sie haben eine Erbin für mich gefunden“, erwiderte er. „Was gibt es da noch zu sagen? Sobald ich herausgefunden habe wie die Dame heißt, werde ich mich mit Ihrem Einwilligungsschreiben nach Lyndhurst Chase auf den Weg machen.“ Er leerte sein Brandyglas. „Vermutlich sollte ich mich glücklich schätzen“, fügte er hinzu. „Man munkelt, Lyndhurst veranstalte die besten Jagden in Berkshire. Seine House Party wird wahrscheinlich sehr vergnüglich. Aber jetzt mache ich mich in den Club auf. Soll ich nach Sumner läuten, damit er Ihnen ins Bett hilft?“
    Der Marquis sank wieder in seinen Lehnstuhl zurück. „Nein, du kannst ihn rufen, damit er mir eine neue Flasche aus dem Keller holt.“
    Peter läutete nach dem Butler, verließ das Zimmer. Wenig später schritt er die Stufen von Quinlan House hinunter und trat auf den Grosvenor Square hinaus. Die Londoner Herbstluft umfing ihn mit ihrem rauchigen Dunst. Obwohl der gepflegte Platz aufwendig begrünt war, roch es nach Kohle und Abwasser. Peter schaute in den dicht bewölkten Himmel und sehnte sich nach der würzigen Frische reiner Landluft. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten wollte er noch etwas trinken. Nach dieser unerfreulichen Unterredung war ihm seine grundsätzliche Zurückhaltung beim Genuss von Alkohol ausnahmsweise egal. Er würde auf seine zukünftige Frau anstoßen. Verbittert dachte er daran, dass sein Vater ihn als herzlos bezeichnet hatte, während er selbst seinen Erben ohne Skrupel wie eine Ware zum Markt trug. Seine Familie stammte von Kaufleuten des 15. Jahrhunderts ab. Handel lag ihnen also im Blut. Da keine andere Möglichkeit bestand, musste er eben zum Mitgiftjäger werden.
    Er lenkte seine Schritte in Richtung St. James. Wie sein Vater verschwendete er keinen
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