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Historical Lords & Ladies Band 38

Historical Lords & Ladies Band 38

Titel: Historical Lords & Ladies Band 38
Autoren: Julia Byrne , Paula Marshall
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und stattlich, hatte lange Beine, rötliches Haar und wach blickende grüne Augen. Er trug die modische Version ländlicher Kleidung: eine grüne Jacke, beigefarbene Pantalons und hochglänzende Stiefel. Indes war es sein Lächeln gewesen und der wachsame, auf den ihm auf dem ausgestreckten Handgelenk sitzenden Falken gerichtete Blick, der Cassie verzaubert hatte.
    Sie konnte sich vorstellen, dass der Dargestellte ein wilder junger Mann gewesen war, denn sie fand, er sei wie sein Falke. Sie vermochte jedoch nicht zu glauben, dass er etwas so Böses tun konnte, um verdientermaßen für immer aus dem Haus und dem Kreis der Familie vertrieben worden zu sein. Sie konnte auch nicht glauben, dass er tot war, ganz gleich, was Lord Thaxted gesagt hatte. Das Porträt hatte einen Zauber ausgestrahlt, der die Wirkung auf sie nicht verfehlt hatte, sodass sie, wann immer sie sich langweilte oder einsam gewesen war, auf den Dachboden gegangen war, das Gemälde umgedreht und davorgesessen hatte, sich vorstellend, dass der Held des Buches, das sie zu dieser Zeit las, genau so aussah wie der Abgebildete.
    Kühl äußerte Miss Strood: „Sie haben das Bild also gefunden, als Sie auf dem Dachboden herumstöberten.“
    „Das haben Sie gewusst, meine liebe Stroody?“
    „Natürlich. Es schien mir jedoch eine harmlose Art zu sein, einen langweiligen Nachmittag zu verbringen, und ich konnte friedlich mein Nachmittagsschläfchen halten.“ Verschwörerinnen gegen die langweiligen und strengen Verhaltensregeln, die der verstorbene Earl für Cassie bestimmt gehabt hatte, grinsten die beiden Frauen sich an.
    „Ich komme mir verraten und betrogen vor“, verkündete Cassie dramatisch. „Ich dachte, dass ich gegen Sie und den Earl rebelliere, und Sie haben die ganze Zeit gewusst, was ich machte.“
    „Auch über den Fenstersitz in der Bibliothek weiß ich Bescheid“, bestätigte Miss Strood. „Davon hat Mr Hunt mir erzählt.“
    Mr Hunt war der Bibliothekar. Er und Miss Strood hatten Lesestunden für Cassie arrangiert. Ohne Miss Strood, Mrs James und Mr Hunt wäre ihr Leben öde gewesen. Und bald würde sie die drei für immer verlieren. Der arme, unansehnliche Winzling, den man wie ein unerwünschtes Bild entfernte, sollte als Gesellschafterin zu einer eigensinnigen alten Frau geschickt werden. Der einzige Wunsch, den sie hatte, ehe sie für immer ein zurückgezogenes Leben führen musste, war, Mr John Lockhart kennenzulernen, damit sie herausfand, wie er zwölf Jahre nach der Fertigstellung seines Porträts aussah. Das heißt, falls er noch lebte.
    Mr Greene, der Butler, kam herein. „Verzeihung, die Damen.“ Er verneigte sich. „Miss Strood und Miss Merton sollen sich bei Lord und Lady Thaxted sowie Mr und Mrs Maxwell in der Bibliothek einfinden. Es scheint so, als würde die Verlesung des Testaments des verstorbenen Earl heute Nachmittag stattfinden. Lord Thaxted legt besonderen Wert darauf, dass alle Mitglieder des Haushaltes des Verblichenen anwesend sind. Das schließt natürlich auch Sie ein, Mrs James.“
    Was für ein Getue danach der Fall war! Mrs James und Miss Strood erklärten sofort, sie seien für einen wichtigen Anlass nicht richtig angezogen. Cassie, die ein unscheinbares graues Popelinkleid undefinierbaren Stils trug, war es vollkommen gleich, was sie anhatte. Miss Strood fragte jämmerlich, ob keine Zeit für sie und Miss Merton sei, sich comme il faut zu kleiden. Mr Greenes Kopfschütteln erstickte ihr Gejammer, sehr zu Cassies Erleichterung.
    Sobald man die Bibliothek erreicht hatte, stellte man fest, dass Lord Thaxted die Verantwortung für alles übernommen hatte. Warum dem so war, konnte Cassie nicht begreifen. Gewiss, er war der Mann von Lady Amelia, der ältesten Tochter des verstorbenen Earl, doch bis das Testament verlesen worden war, konnte niemand wissen, ob es ihm das Recht gab, so großspurig überall im Haus Befehle zu erteilen. Cassie sagte das zu Miss Strood.
    Schockiert erwiderte Miss Strood: „Jungen Damen steht es nicht zu, solche Dinge in Zweifel zu ziehen, Miss Cassandra. Sie überschreiten Ihre Grenzen.“
    Sie nannte Cassie nur dann Cassandra, wenn sie wirklich ärgerlich auf sie war. Deshalb sagte Cassie nichts mehr und begnügte sich damit, die Dinge zu denken, die sie offenbar nicht sagen durfte, welche jedoch offensichtlich gesagt werden mussten. Sinnlos, die arme Stroody zu sehr zu bekümmern, besonders, da man sich bald trennen musste.
    Stühle waren bereitgestellt worden,
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