Historical Exklusiv Band 06
Antlitz. Es kam ihm in den Sinn, dass er noch nie einer Frau seine Liebe gestanden hatte. Aber im Augenblick war alles so verwickelt, dass er es auch jetzt nicht wagen durfte.
"Ich … Vertrauen ist alles, was ich dir heute bieten darf, Rosalind. Das und meine unvergängliche Zuneigung für dich, ungeachtet dessen, was uns noch bevorstehen sollte."
Rosalind nickte. Es war nicht das, was sie gehofft hatte, doch es war der Fels, an den sie sich jetzt klammern musste. Und dann riss sie die gemeinsame Lust mit sich fort.
Rosalind lag schlaftrunken in Nicks Armen. Furcht überfiel sie, Furcht vor einer Zukunft ohne ihn. Wenn sie die Vergangenheit verändern, wenn sie noch einmal ein Kind sein könnte, ein Kind ohne Gefahren, Lügen und Verzweiflung – wie in der Zeit, bevor Percy an seines Vaters Stelle nach Deal kam.
Sie war plötzlich hellwach und riss die Augen auf. Es war kein Traum! Die Erinnerung, die so lange vergraben war, hatte sich auf einmal Bahn gebrochen.
Sie musste etwa fünf Jahre alt gewesen sein damals, als das Pferd von Percys Vater über die Taue der Boote am Strand gestürzt war und Percy so schreckliche Verletzungen durch das schwere Tier davongetragen hatte. Ja, sie entsann sich nun genau. Sie hatte an der Wand gelehnt und zugesehen, wie ihr Vater das zertrümmerte Bein zu schienen versuchte, um es zu retten. Er hatte weder dem Zimmermann erlaubt, es abzunehmen, noch dem Schmied, es auszubrennen, obwohl beide bereitstanden. Zitternd und weinend hörte sie Percys Schreie mit an.
Nachdem alles vorüber war, schlich sie sich näher an den schluchzenden Jungen. Er tat ihr Leid, denn sein Vater schien den Verlust des Pferdes mehr zu betrauern als das Unglück seines Sohnes. Er hatte den Knaben beschimpft und war aus dem Raum gestampft, um seinen Ärger in Wein zu ertränken. Die kleine Rosalind hatte versucht, den Knaben zu trösten: "Du Armer. Mein Vater hat dein Bein geschient. Er sagt …"
Doch er hatte sie angeschrien, mit Schimpfnamen überhäuft und alle Leute von Deal verflucht. Rosalinds Vater war zurückgekommen, hatte seinen Arm um ihre Schultern gelegt und sie schnell hinausgeführt.
"Besser, du lässt ihn in Ruhe. Die Schmerzen machen ihm zu schaffen, und so ein kleines Mädchen wie du kann nichts für ihn tun."
Das war es! dachte Rosalind. Percy war damals älter als sie gewesen, hatte sich immer wieder an den demütigenden Vorfall erinnert und deshalb alle, die Zeugen geworden waren, gehasst! Es war nicht das Bein, das ihn verunstaltet hatte, sondern der lieblose, eigensüchtige Vater. Rosalind erbebte, und Nick erwachte von ihrer Bewegung.
"Ist alles in Ordnung?" fragte er. "Lester wollte uns wecken, wenn es Zeit ist."
"Ich habe mich jetzt erinnert, was Percy betrifft. Nick, er liebt mich nicht und ist auch nicht eifersüchtig auf dich. Er hat mich einfach immer gehasst, und ich habe das nicht geahnt!"
Nick küsste die Haarsträhnen hinter ihrem Ohr. "Wat ist genau das Gegenteil. Er hat dich seit Jahren geliebt, und du hast das auch nicht gewusst."
Rosalind fröstelte. All die Jahre – und er war doch Murrays Freund und dann ihr eigener? Damals, als sie sich in dem kleinen Tal geküsst hatten, hatte sie sein Erröten und seine Erregung auf die leichte Schulter genommen. Und vielleicht hatte er nur versucht, Nick umzubringen, um sie für sich zu gewinnen? Armer, lieber Wat! Dass Pierre in sie verliebt war, wusste sie, doch Wat hatte all die Jahre wortlos gelitten, so wie sie selbst es tun musste, wenn sie Nick verlor.
"O Nick, ich bin so dumm gewesen!"
Er wandte ihr sein Gesicht zu. "Du und dumm? Du hast mich überlistet! Du hast Deal die ganze Zeit durchgebracht und mir gezeigt, was Freundschaft bedeuten kann! Danach habe ich mich immer vergeblich gesehnt, Rosalind. Ich hatte nie Freunde, nur Bekannte oder Rivalen, außer dem König. Aber für dich wäre die ganze Ortschaft in den Tod gegangen! Du hast nur zu viel auf einmal für zu viele sein wollen! Im Übrigen war es seine Liebe zu dir, die mich veranlasst hat, Wat so nachsichtig zu behandeln. Wenn wir nach Deal zurückkommen, werde ich einen Weg finden, um ihn zu begnadigen. Es ist doch ein offenes Geheimnis, dass ein Mann, der dich liebt, die verrücktesten Dinge tun kann!"
Rosalind umarmte Nick voller Dankbarkeit. "Ich bin mir nicht sicher, ob das ein Kompliment war, Mylord. Hast du sagen wollen, dass er dir Leid tat, weil er mich liebte?"
"Ich nahm an, ihn verstehen zu können, das ist alles. Ich hatte immer
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