HISTORICAL EXCLUSIV Band 21
Blick auf Lilly.
Sie hatte sich in den Sessel gesetzt und die Füße hochgezogen. Die Jacke hielt sie vorn zusammen, damit man ihr Hemdchen nicht so gut sehen konnte. „Ich bin überzeugt, dass Mr. Finley niemals vorhatte, mein Leben aufs Spiel zu setzen“, sagte sie. „Erklären Sie uns bitte Ihren Plan, Sir.“
Finley folgte ihrer Aufforderung, ohne dabei jedoch den Namen des Mannes zu nennen, dem er auf der Spur war. Als er zu Ende gesprochen hatte, runzelte Lilly die Stirn. „Sie haben etwas ausgelassen“, meinte sie. „Woher wollen Sie wissen, dass Severn den Mann kontaktieren wird, den Belle erkannt hat? Ich verstehe nicht, wie meine Anwesenheit in Barbary Coast den mysteriösen Fremden aus seinem Versteck locken soll.“
Das konnte sie auch nicht verstehen. Die Lösung des Rätsels war so einfach und doch so unvorstellbar, dass Lilly es nie erraten konnte. Selbst wenn man sie Severns Partner gegenüberstellte, würde sie sich wahrscheinlich weigern, ihn als den wahren Auftraggeber anzuerkennen.
Deegan hatte dieses Problem nicht. Der Mann würde kommen, wenn Severn ihn rufen ließ. Es wäre ihm gar nicht möglich, fortzubleiben.
„Ich sehe auch nicht ein, wie es uns helfen soll, dass Deegan Severn trifft“, fuhr Lilly fort. Sie warf ihm einen besorgten Blick zu. Als er nun in ihr geliebtes Gesicht sah, wusste er auf einmal, dass er sich von Anfang an etwas vorgemacht hatte. Es würde ihm niemals möglich sein, sich von ihr zu trennen.
„Wenn die Kerle nun Deegan als den Mann wiedererkennen, der mir gestern geholfen hat?“
Wenn das geschah, war die Antwort einfach: Er wäre ein toter Mann. Aber das brauchte sie nicht zu erfahren.
„Mach dir keine Sorge, Schatz“, beruhigte er sie. „Finley und ich haben schon früher einmal zusammengearbeitet. Wir brauchen einen Mann in Severns Nähe, und da bin ich die beste Wahl.“
Lilly fuhr fort, ihn anzusehen, wobei ihr Blick viel zu scharf war, um ihn zu beruhigen. „Weil du in Wahrheit gar nicht Deegan Galloway, sondern Digger O’Rourke bist, nicht wahr?“, sagte sie.
Es überraschte ihn nicht, dass sie sein Spiel durchschaut hatte. Wie sollte sie auch nicht, wenn Hannah und Hague ihn mit seinem alten Namen angesprochen hatten? Wenn er sich immer mehr wie Digger verhielt? Es war ihm zu leichtgefallen, in seinen früheren Charakter zurückzuschlüpfen. Aber war er tatsächlich Digger? Um in Severns Bande einzudringen, musste er es sein.
„Ja“, gestand er leise.
Lilly stand auf. „Glauben Sie, dass eine Ihrer Nachbarinnen mir einen Rock leihen würde, Mrs. McMillan?“
„Ganz bestimmt“, erwiderte Hannah. „Aber bekommen Sie denn nicht Ihre eigenen Sachen zurück, wenn Mr. Abbot Sie später abholt?“
„Ich glaube nicht, dass wir so lange warten können, nicht wahr, Mr. Finley?“, entgegnete Lilly.
Deegan gefiel ihr Verhalten ganz und gar nicht. Er sprang auf. „Was heißt da ‚wir‘, Lilly? Du kommst auf keinen Fall mit, was auch immer geschehen mag.“
Sie hob das Kinn und blickte ihn mit wilder Entschlossenheit an. Ihm sank das Herz vor Angst um sie. „Doch, das werde ich“, verkündete sie. „Ich nehme kaum an, dass Severn einer weiblichen Kollegin von Mr. Finley Glauben schenken wird, selbst wenn sie eine Kamera mit sich herumschleppt und ähnliche Kleider wie ich trägt. Die einzige Art, das Ganze zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen, ist meine Anwesenheit.“
„Lilly …“
Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen. „Bitte, Deegan. Ich muss das tun.“
„Für Belle?“, fuhr er sie an. „Sie würde nicht wollen, dass du ihretwegen umkommst.“
„Das werde ich auch nicht“, versprach sie ihm. Sie legte die Arme um seine Taille und schmiegte die Wange an seine Brust. „Du wirst dort sein, um mich zu beschützen.“
Er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Zärtlich und verzweifelt drückte er sie an sich und atmete ihren süßen Duft ein. Eine Weile standen sie ineinander versunken da und vergaßen den Rest der Welt. Sie zitterte, und Deegan hoffte, dass es aus Angst war. Angst war etwas Gesundes. Angst ließ sie vielleicht noch ihre Meinung ändern.
„Ich liebe dich“, flüsterte sie, und ihre Worte schienen ihn mitten ins Herz zu treffen. „Ich werde dich immer lieben.“
Er hielt sie noch fester und fürchtete sich vor dem Moment, in dem sie ihn verlassen würde. Es würde ihr gut gehen, das wusste er. Schließlich wollte er alles dafür tun, dass sie überlebte. Sogar wenn er dabei
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