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Hinter dem Vorhang

Hinter dem Vorhang

Titel: Hinter dem Vorhang
Autoren: C Emberton
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Regung, jeden Widerstand
    im Keim ersticken ließ. Sie hatte sich hingesetzt, sie hatte zugehört, sie hatte solange zugehört, bis
    ihr Gegenüber geendet hatte. Ohne etwas zu hinterfragen, ohne auch nur einen einzigen Ton von
    sich zu geben, ohne vielleicht den wirklichen Sinn der Worte zu erfassen und dann... dann hatte sie
    gehen können – sie hatte die ganze Zeit gehen können. Niemand hatte sie festgehalten, niemand
    hatte ihr gedroht. Trotzdem sie war geblieben, obgleich sich etwas tief in ihr dagegen gesträubt
    hatte. Langsam schoben sich die Finger von ihrem Gesicht und Kayla schlug langsam die Augen
    auf, blinzelte in das trübe Licht der Dämmerung, das sich im Glas der Fenster brach. Ein fahler,
    tanzender Lichtschein, der kaum genug Kraft zu haben schien um die Dunkelheit der Nacht zu
    vertreiben. "Ich bin so dumm... so unendlich dumm..:", murmelte sie zu sich selbst. Dabei rutschten
    ihre Füße vom Sofa auf den Boden und Kaey ließ sich mit einem tiefen Seufzen seitlich auf das
    Polster fallen. Einen klaren Gedanken fassen. Sie musste versuchen ihr Denken zu strukturieren, in
    klare Bahnen zu leiten, aber es fiel so unendlich schwer. Die Müdigkeit steckte nicht nur in ihren
    Gliedern, sondern auch in ihrem Kopf. Die Lider hatte sie zur Hälfte gesenkt, betrachtete durch
    einen Tränenschleier die tanzenden Staubkörner im Schein der aufgehenden Sonne. Warum durfte
    sie, sie nicht einfach weiter hassen? Das wäre leichter gewesen. Sie gegen den Rest der Welt.
    Bislang hatte es doch funktioniert. Sie war noch hier, sie atmete noch, sie lebte noch. Und so?
    Einmal mehr das Weltbild über den Haufen geworfen. Nicht so tief greifend, so einschneidend wie
    das erste Mal, aber deshalb schmerzte es nicht minder weniger in der Seele. Kaey streckte eine
    Hand aus um mit den Fingerspitzen nach den winzigen Partikeln zu tasten, die träge durch die Luft
    rieselten. Noch einmal schloss sie die Augen, kniff sie fest zusammen, ballte die Hand zur Faust um
    sich im nächsten Moment regelrecht auf die Füße zu katapultieren. Raus. Sie musste hier raus, sonst
    würde die Last ihrer Gedanken sie einfach zerquetschen. Es änderte nichts, wenn sie sich jetzt
    verkroch. Nein. Das Chaos in ihrem Kopf würde sich damit nicht lösen lassen. Natürlich um eine
    Entscheidung zu fällen, dafür musste sie in Ruhe nachdenken, aber niemand hatte von ihr Verlangt
    das von Jetzt auf Gleich zu tun – niemand hatte irgendetwas von ihr verlangt, lediglich einen
    Ratschlag hatte sie erhalten. Und darüber würde sie auch nachdenken, nur nicht jetzt.

    „ Was? Schon wieder ein Toter? Ja, ich bin unterwegs.“ Seufzend legte Kim den Hörer auf die
    Gabel. Das war jetzt schon der Zwölfte Tote in diesem Jahr, der diesem Psychopath zum Opfer
    gefallen war und in Anbetracht der Tatsache, dass es gerade mal Anfang März war, schönte es die
    Sache nicht unbedingt. Viel unangenehmer war jedoch die Tatsache, dass es keinerlei Anhaltspunkte
    auf den Täter gab und das Ganze wohl nur die Weiterführung einer Mordserie der vergangenen
    Jahre war. Kim hatte den Fall damals nicht bearbeitet, er hatte sich lediglich letzte Wochen die
    Akten darüber rausgesucht und angefangen sie durchzulesen – eine langwierige Sache. Der Kollege
    der zuständig war, der saß mittlerweile in der Psychiatrie. Seltsame Geschichte. Gähnend stopfte
    seinen Dienstausweis, seinen Geldbeutel, den Autoschlüssel und eine Packung Zigaretten in die
    Taschen und machte sich auf den Weg. Dabei war er doch vor wenigen Stunden erst von seiner
    Schicht nach hause gekommen, aber Verrückte achteten unglücklicherweise so selten auf
    Dienstzeiten. Vor sich hin brummelnd stieg er die Treppen nach unten. Die unzähligen, schlaflosen
    Nächte, die er damit zugebracht hatte, hinter dem Schreibtisch zu sitzen machten sich bemerkbar
    und sein Körper fing langsam an gegen die Überstunden zu protestieren.
    Es war so, wie er es sich gedacht hatte. Von weitem sah er schon, die unzähligen Gaffer, die auf der
    Straße herum standen, dazwischen ein paar Beamte, die vergebens versuchten die Leute davon zu
    scheuchen. Kim parkte den Wagen irgendwo abseits und ging das letzte Stück zu Fuß. Auf halbem
    Weg, kam ihm ein etwas jüngerer Polizist entgegen, der aufgeregt Gestikulierte. „Detective
    Rouklin, wir haben schon auf sie gewartet. Es ist genau, wie die letzten Male.“ „Ganz ruhig Officer,
    sie sollten jetzt am besten nach Hause fahren und sich etwas schlafen legen. Sie sind
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