Himmlisch Verliebt
über ihren Tisch und fängt an, mit Blättern zu hantieren, bis die anderen weg sind. »Warte draußen«, zwitschert sie Barbara zu, »ich brauche nur einen Moment.« Sobald wir allein sind, verschwindet ihre süße Stimme. »Guck mal«, zischt sie, »Jessica Jupiter macht alles richtig. Sie bekommt sogar Fanpost.«
»Fanpost?« Ich starre sie an.
»Schon okay«, sagt sie. »Ich werde einen E-Mail-Account auf ihren Namen einrichten, und du kannst ihn checken und jedem antworten.«
»Danke«, knurre ich.
»Weil es so gut läuft, musst du dich weiterhin auf die Horoskope konzentrieren.« Sie schaltet ihren Monitor aus. »Du sollst nicht von dummen Artikeln abgelenkt werden.«
»Wie zum Beispiel dem Artikel, den du mir geklaut hast?«, frage ich herausfordernd.
»Du hast mich auf eine Idee gebracht, ich habe sie umgesetzt«, keift Cindy. »Du wirst noch lernen, dass jeder Ideen haben kann, doch nur manche die Gabe besitzen, sie auch zu Ende zu führen!« Bevor ich antworten kann, stolziert sie aus dem Raum. »Komm schon, Barbie, lass uns nach Hause gehen.« Ihre Stimme hallt im Korridor nach. »Mach das Licht aus, Gem, Süße.«
Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Mein Beitrag ist ein Erfolg. Ich bekomme Fanpost. Aber die Horoskope sollten nicht mein größter Moment werden. Sie sollten nur das Sprungbrett zu etwas Größerem sein.
[zurück]
IMMER NOCH VOR WUT schäumend, renne ich zum Fußballfeld. Das Mädelsteam der Neunten nutzt das schwindende Licht, um eine Extra-Trainingsstunde für das morgige Halbfinale einzulegen. Ich winke Tracy zu, die auf der Stelle joggt und versucht, sich im eisigen Wind warm zu halten, während sie darauf wartet, dass sie mit dem Elfmeterschießen dran ist. Wir können zusammen den Bus nach Hause nehmen.
Jeff steht an der Seitenlinie und schaut zu. Ich stelle mich neben ihn. »Wie geht’s?«, frage ich und reibe meine Hände, um sie warm zu halten.
Er nickt nachdenklich, während Jing-Wei einen Elfmeter im Tor versenkt. Offensichtlich nimmt er seinen Job als Zusatzcoach ernst. »Wenn sie weiter so intensiv trainieren, sollten sie es hinkriegen.«
»Meinst du, sie können den Pokal holen?«
»Es gibt einige starke Spielerinnen«, antwortet er. »Tracy ist eine großartige Stürmerin, und Anila ist eine perfekte Flügelspielerin. Wenn wir die Verteidigung noch stärken, können wir gewinnen, denke ich.«
Ich lasse den Tracy-Kommentar unbeantwortet. Von jetzt an soll Jessica Amors Pfeile abschießen. Stattdessen entscheide ich mich, über Sport zu reden. »Tracy meint, wenn sie den Pokal gewinnen, dann können sie in die Regionalliga aufsteigen.«
»Jep.« Jeff schiebt seine durchgefrorenen Hände in seine Hosentaschen. »Aber die Regionalliga ist eine komplett andere Sache.«
»Wirklich?« Ich schaue ihn unschuldig an. »Müssen sie dann Rugby spielen?«
Er guckt mich an und rollt mit den Augen, als er merkt, dass ich einen Witz gerissen habe. »Ich meine es ernst. Dann müssen sie noch Zusatztraining, wie zum Beispiel Schwimmen oder Laufen, absolvieren, um an ihrer Ausdauer zu arbeiten.«
»Machst du das auch?« Ich weiß, dass Jeff nicht nur für die Schule Fußball spielt, sondern auch in der Bezirksmannschaft ist.
»Ich jogge jeden Morgen vor der Schule.«
Genau wie Tracy! Ich beiße mir auf die Zunge, bevor ich es herausposaune. »Wirst du nicht müde von all dem Training?«
»Nee. Dein Körper gewöhnt sich daran.« Sein Atem steigt in Wölkchen in der Luft auf. »Und ich trainiere ja nicht die ganze Zeit. Ich gehe immer noch ins Kino oder unternehme andere Sachen, die Spaß bringen.«
»Magst du Filme?« Ich zücke mein inneres Notizbuch und sammle Fakten für Jessica Jupiter. »Was für Filme schaust du dir an?«
Er zuckt mit den Schultern. »Vor allem Komödien.«
Fußball, Laufen, lustige Filme! Je mehr ich über Jeff erfahre, desto mehr erscheint er mir wie eine Jungsversion von Tracy. Ich erinnere mich plötzlich an seinen Kommentar über die Comic-Con beim Treffen letzte Woche. Das muss ich unbedingt weiterverfolgen. »Hast du nicht gesagt, du wärst letztes Jahr auch bei der Comic-Con gewesen?« Ich versuche, es wie eine beiläufige Frage klingen zu lassen. Wenn ich Glück habe, nimmt er an, ich würde einfach drauflosquasseln, weil ich ein Mädchen bin.
»Woher weißt du das?« Er dreht seinen Kopf zu mir.
»Du hast es den Zwillingen bei der Sitzung erzählt.« Ich zucke ungezwungen mit den Achseln. »Du meintest, du hättest ein
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