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Himmel ueber Falludscha

Titel: Himmel ueber Falludscha
Autoren: Walter Dean Myers
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und alles berichten, was wir nicht sagen dürfen. Das ist kein großes Problem, weil wir nichts wissen. Ich habe Dad einen schönen Brief geschrieben. Ich hielt ihn jedenfalls für gut. Weißt Du, dass er das Internet nicht mag? Er meint, es wäre erst in 20 Jahren »ausgereift«.
Infanterie und Marines sind hier die Stars. Die Kamerateams folgen den Jungs mit der meisten Ausrüstung. Oh, das ist eigentlich nicht wichtig, aber ich dachte, es interessiert dich vielleicht. In den Zelten liegen Fußböden, die aussehen wie die Böden auf Basketballcourts, die man so zusammensteckt. Wir können ihn nicht mit Wasser behandeln, denn wenn dann die Jungs mit Sand an den Stiefeln reinkommen, wird es richtig dreckig. Also müssen wir keine Böden schrubben. Ein kleiner Segen. Noch eines: Die Jungs vom arabischen Fernsehsender Al-Dschasira sehen alle so aus, als könnten sie aus Harlem stammen … dunkelhäutig und so.
Wenn Du mit deinem Bruder, also Dad, redest, dann sag ihm bitte, dass ich auf einen Brief von ihm warte.
Robin

Vielen Jungs wurde langsam mulmig, wenn sie daran
dachten, in den Kampf zu ziehen, aber die meisten waren einfach nur aufgeregt. Es war schon komisch: Obwohl wir viel davon redeten, lieber nicht in eine Gefahrenzone zu geraten – in Wirklichkeit wollten wir es alle doch irgendwie. Wir wollten sicher nach Hause kommen, aber wir wollten auch die Gefahr. Immer wieder hatte man uns Filme aus dem ersten Golfkrieg gezeigt, in denen Flugzeuge kleine Objekte mit Lenkraketen trafen, wozu aus dem Off Beifall geklatscht wurde.
    Ich wusste, dass wir darauf hinarbeiteten. Es war, als ob man sich für ein Basketballspiel bereit machte und sich selbst einredete, man sei cool und werde gewinnen. Es wurde noch schlimmer, als die 3. Infanteriedivision zu einem riesigen Appell antrat. Es sah aus, als ob Milliarden von Jungs in Reih und Glied standen. Die Flagge der Dritten wehte neben der amerikanischen Flagge. Einige Offiziere sprachen über die Mission im Irak und darüber, wie stolz Amerika auf uns war. Der wichtigste Redner, ein groß gewachsener General mit einem Pistolengurt am Bein, trat vor und gab den Befehl »Rührt Euch!«.
    »Wir sind die am besten ausgebildete und ausgerüstete, die mutigste und kühnste Armee auf der Welt«, begann der General. »Wir werden bald in den Irak einmarschieren. Wenn Saddam Hussein klug ist, tritt er zurück und gibt den Befehl, dass wir friedlich einmarschieren können. Und das werden wir dann auch tun. Wenn Saddam dumm ist und sich weigert zurückzutreten, dann werden wir eben mit Gewalt einmarschieren müssen. Auch das werden wir tun. Wie dieser Krieg verläuft, liegt in der Hand der irakischen Armee. Aber sie werden uns nicht an der erfolgreichen Durchführung unserer Mission hindern.«
    Die Offiziere bewegten sich schneidig, wirkten taff und erinnerten alle immer wieder daran, wie gut wir ausgebildet waren. Irgendwie ähnelten sich die Reden alle.
    Als wir wieder im Zelt waren, waren Jonesy und ich uns über unsere Ausbildung gar nicht so sicher.
    »Glaubst du, dass die Dritte besser ausgebildet ist als wir?«, fragte Jonesy.
    »Wahrscheinlich«, vermutete ich. »Ich habe auf einem Schießstand geübt, auf Ziele zu schießen, die plötzlich auftauchen, aber die haben nicht zurückgeschossen.«
    »Meine Ausbildung bestand meist darin, mich zu ducken, wenn ich Gewehrfeuer gehört habe«, behauptete Jonesy. »Hinwerfen, einmal abrollen und weiterrennen.«
    »Wo war denn das Training?«
    »Im Getto, Mann!«, sagte Jonesy. »Es gab Drive-in-Restaurants, Drive-in-Waschanlagen und Drive-in-Schießereien. An manchen Tagen brauchten wir nicht mal auszusteigen.«
    »Oh ja«, meinte ich. »Ich hoffe nur, dass Marla gut genug ausgebildet worden ist, um das schwere MG an Bord zu bedienen. Sie hätte auch fahren können.«
    »Ich glaube, sie schafft das«, behauptete Jonesy. »Sie hat was von einem kleinen Gangsta an sich.«
    Jonesy hatte recht. Marla Kennedy durfte man nicht auf die leichte Schulter nehmen.
    Als wir zum Zelt zurückkamen, hatte Sergeant Harris bereits den Fernseher angestellt und zappte auf der Suche nach Nachrichten durch die Kanäle. Bis jetzt hatte er noch nichts Offizielles gefunden, aber er erzählte wirres Zeug, wie dass er an der Körpersprache des irakischen Ministers erkennen könne, dass sie kämpfen würden.
    »Mann, diese Leute müssen endlich was lernen!«, regte er sich auf.
    Klar, und er würde es ihnen beibringen.
    Als Jonesy mich aufweckte, indem er mich
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