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Himmel ueber Falludscha

Titel: Himmel ueber Falludscha
Autoren: Walter Dean Myers
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wir hier machen sollten«, schloss Pendleton, »ist: alle abknallen und Gott das Problem lösen lassen.«
    Ich wandte mich um und sah ihn an. Er lächelte nicht. Er meinte tatsächlich, was er sagte.
    Colonel King hatte davon gesprochen, die Menschen human und würdevoll zu behandeln; aber wir mussten daran denken, wie schwierig es werden würde zu überleben.
    Die Bombenangriffe auf den Irak hatten begonnen. Ich habe keine Ahnung, was sie den Irakern antaten, aber uns verängstigten und entsetzten sie. Wir sahen die ersten Einschlägein Bagdad morgens im Fernsehen, kurz vor Sonnenaufgang. Die unscharfen Aufnahmen von der Innenstadt wurden plötzlich von Explosionen erhellt, die den Nachthimmel durchzuckten und den Bildschirm hell aufleuchten ließen. Ein Reporter mit einer kugelsicheren Weste zuckte zusammen, als hinter ihm Bomben detonierten. Manche unserer Jungs jubelten, aber die meisten sahen schweigend zu. Es war nicht schwer, sich vorzustellen, dass die Bomben irgendwo in unserer Nähe herunterfallen könnten.
    Um sechs Uhr saßen wir auf und fuhren zum Übungsplatz, um unsere Waffen auszuprobieren. Die Ziele waren einhundert Meter weit entfernt und jede Gruppe versuchte der Reihe nach, sie zu treffen. Während der Ausbildung in den Staaten waren die Schießübungen eher ein interessanter Zeitvertreib gewesen, aber man mochte es nicht sonderlich, weil man danach immer seine Waffen reinigen musste. Hier in der Wüste von Kuwait wurde aus dem Übungsschießen plötzlich Ernst.
    Als ich an der Reihe war, das schwere, vollautomatische MG des Humvee zu übernehmen, traf ich bei stehendem Fahrzeug gut. Sobald aber der Humvee fuhr, lag ich meilenweit daneben.
    »Machen Sie sich nichts draus«, sagte Captain Coles. »Wenn wir unterwegs sind, brauchen wir Sperrfeuer – wir wollen nur, dass der Feind den Kopf unten behält, bis wir weg sind.«
    Jonesy war auch nicht besser als ich, aber Kennedy war granatenmäßig gut.
    »Hast du in den Staaten viel geschossen?«, erkundigte ich mich.
    »Ich glaube schon«, erwiderte sie achselzuckend. »Mein Ausbilder hat gemeint, manche Leute seien Naturtalente.«
    »Du bist viel besser als ich«, sagte ich.
    »Birdy, du schießt jämmerlich.« Marla grinste. »Vielleicht solltest du dich lieber darauf verlegen, dem Feind fiese Grimassen zu schneiden.«
    Ihr Ton gefiel mir nicht. Das Mädchen hatte etwas an sich, das mir immer auf die Nerven ging. Ich musste daran denken, was mein Vater gesagt hatte: In der Armee triffst du einen Haufen schräger Vögel.
    Wir verließen das Übungsgelände und zogen zur Materialausgabe. Sergeant Harris war bei uns verantwortlich. Er hatte Checklisten und ließ uns alle unsere Ausrüstung auf den Boden legen.
    Der Sergeant von der Nachschubeinheit war ein riesiger schwarzer Kerl, der aussah, als würde er gleich einschlafen. Er hielt uns einen Mini-Vortrag über die Ausrüstung. Als er merkte, dass ihm ein paar der Sanitätsoffiziere nicht zuhörten, hielt er inne.
    »Entschuldigung, Sergeant«, sagte einer der Ärzte und absolvierte einen lässigen militärischen Gruß.
    »Sie müssen sich nicht entschuldigen, Sir«, sagte der Sergeant. »Aber wenn ihr armseliger Arsch verwundet wird oder Sie getötet werden, weil Sie nicht die richtige Ausrüstung haben, dann ist das nicht lustig. Und wenn Sie das erste Mal jemanden auf dem Boden liegen sehen, mit einer klaffenden Brustwunde da, wo eigentlich seine Schutzweste sein sollte, dann denken Sie nämlich anders darüber und besorgen sich die richtige Ausrüstung hier. Sie sindvielleicht schlau genug, um Arzt zu sein. Aber Sie sind nicht schlau genug, um nicht zu sterben.«
    »Ich glaube, das reicht, Sergeant«, meinte der Sanitätsoffizier und versuchte, etwas mehr Autorität an den Tag zu legen.
    »Nein, das reicht nicht, Sir!«, widersprach der Sergeant. »Denn Sie wissen hier nicht mehr als ich. Aber ich war schon einmal im Irak. Und ich bin wieder nach Hause gekommen. Ich hoffe, Sie haben das jetzt verstanden.«
    Captain Coles trat vor. »In dieser Einheit ist jeder für den anderen verantwortlich«, sagte er. »Wenn Sie da draußen jemanden sehen, der keine Schutzweste trägt, dann sagen Sie es. Wenn Sie jemanden sehen, der seine Schutzbrille liegen lässt oder seine Ausrüstung nicht in Ordnung hält, sagen Sie es. Die Gruppen, die ins Feld hinausgehen, sind zu klein, um sich um verwundete oder getötete Soldaten kümmern zu können. MedEvac hat im letzten Golfkrieg gut funktioniert; wir wissen aber
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