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Himmel, Polt und Hölle

Himmel, Polt und Hölle

Titel: Himmel, Polt und Hölle
Autoren: Alfred Komarek
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Donnerstag, glaube ich, ist der Notar in Burgheim.“
    „Wir telefonieren miteinander!“
     
    Freudig erregt schob Polt sein Fahrrad durch den Hof
des nahen Gasthauses und lehnte es hinter das Einfahrtstor. Martin Stelzer, der
Wirt, stand in der Tür zum Schankraum und schaute seinem Gast ins Gesicht. „Was
ist denn mit Ihnen los, Herr Inspektor? Im Lotto gewonnen?“
    „Nein, ein Preßhaus gekauft. Jetzt, soeben.“
    „Ein Preßhaus. Soso. Und was machen Sie damit? Sie
sind doch kein Weinbauer.“
    „Mir wird schon was einfallen! Einen Kaffee hätt ich
gerne.“
     
    Weil der Wirt wenig Interesse an Polts Euphorie
zeigte, beschloß der Gendarm, seine Freude mit Karin Walter zu teilen, sie
wohnte ja nur ein paar Häuser weiter. Zu seiner Genugtuung sah er ihr Fahrrad
an der Hausmauer lehnen und klopfte an die Tür. Das Küchenfenster wurde
geöffnet. „Simon, du! Das ist eine Überraschung. Warte einen Augenblick, ich
bin gerade im Gehen.“
    Wenig später stand sie neben ihm. „Was führt dich zu
mir?
    „Ich habe mir soeben ein Preßhaus gekauft, das vom
Ignaz Reiter. Du kennst es, Karin!“
    „Und ob ich es kenne! Ich verbinde aufregende Erinnerungen
damit, ganz liebe übrigens auch. Aber sag einmal: Was fängst du mit einem
Preßhaus an?“
    „So etwas kann ich doch nicht verkommen lassen.“
    „Und wieviel ist dir die edle Tat wert gewesen?“
    „Fünfunddreißigtausend.“
    „Und da heißt es immer, daß Männer vom Verstand
gesteuert werden.“
    „Ausnahmen müssen sein, Karin. Hast du Zeit? Ich
hätte diesen Unverstand gerne mit dir gefeiert.“
    „Ach weh. Da laß ich mir jetzt was entgehen. Aber es
ist so, Simon: Dem Fürst Franzi geht es ganz schlecht. Er trinkt derzeit
überhaupt nicht, und da sieht er grausam klar, wie es um ihn steht. Er sitzt da
und quält sich, ist aber unfähig, irgendetwas zu tun, das die Dinge ändern
könnte, obwohl er weiß, daß wir ihm alle dabei helfen würden.“
    „Verstehe.“ Simon Polt spürte ein deutliches Drücken
in der Magengegend.
    „Ich fürchte, du verstehst nicht.“ Karin gab Polt
einen kleinen Kuß auf den Mund. „Es ist zwar zwecklos, wenn ich bei ihm bin,
aber es ist nicht sinnlos. Bis bald, Lieber!“
    Sie nahm ihr Fahrrad und fuhr los. Polt stand da,
und für einen verdammt flüchtigen Augenblick schmeckte die ganze Welt nach
Karin Walter. Dann fühlte er sich aber doch um einiges betrogen. Nichts da! Das
Leben hatte gefälligst schön zu sein, an diesem ereignisreichen Tag.
    Kurz überlegte Polt, ob er sein zukünftiges Preßhaus
schon einmal besichtigen sollte, wenigstens von außen. Dann aber wies er den
Gedanken energisch von sich. Erst wenn der Vertrag unterschrieben und der
Kaufpreis bezahlt war, durfte er sich seinem Eigentum mit berechtigter
Begierde nähern.
     
    Gedankenverloren radelte Polt durch die Brunndorfer
Hintausgasse. Sie verlief parallel zur Dorfstraße an den Rückseiten der
langgestreckten Bauernhöfe. An der gegenüberliegenden Gassenseite standen
einzelne Wirtschaftsgebäude oder auch bescheidenere Häuser, in denen früher
Landarbeiter oder Kleinbauern gewohnt hatten. Als Polt den Hof seines Freundes
Friedrich Kurzbacher erreicht hatte, sah er, daß das große Tor zur
Maschinenhalle offenstand. Er trat ein.
    Der alte Weinbauer war eben dabei, ein Auto zu polieren,
das Polt nicht kannte.
    „Grüß dich, Simon! Was sagst du zu meinem Audi?
Sieben Jahre alt, aber fast geschenkt. Von meinem Schwager, dem Otto.“
    „Gewaltig. Und was ist mit deinem alten Opel?“
    „Nichts mehr. Braucht schon mehr Öl als Benzin. Der
kommt auf den Schrottplatz.“
    „Trotzdem wird er mir irgendwie fehlen, Friedrich.
Übrigens hab ich auch was gekauft. Ein Preßhaus in Burgheim, das vom Ignaz
Reiter, du hast ihn vielleicht gekannt.“
    „Den alten Spinner? Klar. Und sein Preßhaus kenn ich
auch. Wenig anzufangen damit. Die Tür geht nach hinten, da kannst mit dem
Traktor schlecht zufahren, die Kellerstiege ist eng und steil, und den Keller
kannst du vergessen. Ich will gar nicht wissen, was du bezahlt hast dafür. Na?“
    „Fünfundreißigtausend.“
    „Das ist es nie im Leben wert. Und dann noch das
Zeug im Preßhaus. Naja, ich kann's für dich auf den Schuttplatz führen.“
    „Das Zeug bleibt drin, Friedrich.“
    „Wenn du meinst.“
    Allmählich verspürte Polt Trotz in sich hochsteigen.
Sein Kauf war eben eine sehr persönliche Angelegenheit, kein Thema für
praktisch denkende Menschen. Aber da gab es ja noch die Grete
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