Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hier und jetzt

Hier und jetzt

Titel: Hier und jetzt
Autoren: Eileen Wilks
Vom Netzwerk:
Verhandlung traf das auf mich zu, aber ich bin darüber hinweg. Ich habe mich einer Therapie unterzogen. Ich gebe mir nicht mehr die Schuld an Kens Zustand. “
    „Nein, du gibst dir die Schuld daran, dass du ihn anfangs überhaupt geliebt hast. Pech gehabt, nicht wahr?” Jackie streckte die langen Beine und stand auf. „Tatsache ist, dass Ken genau in das Muster gepasst hat, das jahrelang für dich gegolten hat. Ständig hast du dir die Schuld vorgeworfen, dass du Leute nicht genug geliebt hast, oder dass du die falschen Leute geliebt hast, oder dass du sie auf die falsche Art geliebt hast.”
    „Das stimmt gar nicht.”
    „Doch, das stimmt”, versicherte Jackie mitfühlend, aber sie ließ nicht locker. „Seit du mit sechzehn aus Kalifornien zurückgekommen bist, hast du versucht, allen alles recht zu machen, damit du ge liebt wirst. Du warst überzeugt, dass du das Leben deines Cousins, dein eigenes, das deiner Mutter und deines Stiefvaters zerstört hast. Wäre ich damals so dumm gewesen, Roger zu heiraten, als er das wollte, würdest du dir wahrscheinlich auch daran die Schuld geben.”
    Einen Moment lang war Claire sprachlos. „Ich hatte keine Ahnung, dass du mich so siehst.”
    „Du bist auch nur ein Mensch, Claire, wie wir alle. Und deine Fehler sind nicht so groß und wichtig, wie du denkst. Auch nicht der Fehler, den du jetzt bei Jacob begangen hast.”
    Claire strich sich über die Stirn. Sie wollte ableugnen, was Jackie behauptete, und einfach weggehen, aber das schaffte sie nicht. „Von deinen guten Ratschlägen bekomme ich Kopfschmerzen.”
    Jackie lächelte strahlend. „Eiscreme hilft hervorragend gegen Kopfschmerzen.”
    „Du suchst doch nur nach einer Ausrede für eine zweite Portion”, sagte Claire lachend.
    „Ich kann dich schließlich nicht allein futtern lassen. Komm schon!” Sie drückte Claire kurz an sich. „Wir schlagen uns die Bäuche voll, und dann überlegen wir, wie du Jacob dafür entschädigen kannst, dass du nur ein Mensch bist.”
    Jacob stand am Fenster und nippte an seinem Drink - irischer Whisky, kein Scotch. Seit Tagen regnete es nicht mehr. Der Himmel strahlte blau. Für Jacob war das die Farbe der Kindheit, der Einsamkeit und der Freiheit.
    Bisher hatte er Freiheit und Einsamkeit nie gleichgesetzt.
    Es war richtig, was er tat. Zumindest war es das Einzige, was ihm einfiel, und es war nicht völlig falsch. Das wusste er, weil Claire ihn nicht verlassen hatte.
    Allerdings war sie jetzt nicht hier. Sie hatte um den freien Nachmittag gebeten, weil sie ihre Freundin besuchen wollte. Doch sie würde zurückkommen. Sie schlief jede Nacht in seinem Bett und schenkte sich ihm mit einer Wärme, nach der er sich jedes Mal mehr sehnte.
    Es konnte klappen, solange er nicht sagte, dass er sie liebte.
    Ungeduldig wandte er sich vom Fenster ab. Es war dumm gewesen, seine Gefühle zu offenbaren. Er hatte gar nicht gewusst, was er da tat. Erst als er die Worte aussprach, war ihm bewusst geworden, dass er Claire überhaupt liebte.
    Claire hatte diese Worte an dem Tag schon von einem anderen Mann gehört, einem Mann, der versucht hatte, sie umzubringen. Jacob mochte den armen Kerl zwar nicht, aber er konnte nachvollziehen, dass Lawrence Claire nicht verlieren wollte. Ihm erging es ähnlich.
    Sein Herz schlug schneller, als er hörte, wie die Haustür geöffnet und geschlossen wurde.
    Claire war wieder hier. Um sie nicht gleich zu packen und an sich zu ziehen, sobald sie das Büro betrat, drehte er sich wieder zum Fenster um. Der Tür wandte er den Rücken zu.
    „Du trinkst nie während der Arbeitszeit.”
    Beim Klang ihrer sanften Stimme lief ihm ein Schauer über den Rücken. Er nahm einen Schluck, um sich wieder zu beruhigen. „Ich habe heute früher Feierabend gemacht. War der Besuch angenehm?”
    „Er war … produktiv. Ich möchte dir etwas zeigen, wenn du dich umdrehst.”
    Langsam wandte er sich ihr zu.
    Ihr Haar war zerzaust. Sie trug eine Jeans und einen weichen blauen Sweater mit weißen Knöpfen. Jacob genoss ihren Anblick, zeigte es jedoch nicht. Anfangs. Doch dann runzelte er die Stirn.
    „Du trägst keinen BH.”
    „Ich musste ihn ausziehen. Fragst du mich jetzt nach dem Grund?”
    „Ich gebe zu, dass ich einigermaßen neugierig bin”, sagte er trocken.
    „Ich zeige es dir.” Sie tastete nach dem obersten Knopf. „Claire! Das ist nicht der richtige Ort und auch nicht der richtige Zeitpunkt.”
    „Warum nicht?” Der zweite Knopf. „Weil es uns beiden zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher