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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Narren, aber es half nichts. Die Vorstellung hatte sich in sein Gehirn eingenistet und vergiftete sein Denken, und plötzlich, von einer Sekunde auf die andere, glaubte er mehr und mehr Geräusche und Dinge zu hören und zu sehen. Das dort hinten, was war das? Eine Nebelbank? Wirklich nur eine Wolke, die auf das Meer herabgesunken war, oder …
    Dann sah er es.
    Es war ein Schiff, aber es war ein Albtraum von einem Schiff, ein Gigant, schwarz und mit Segeln, die wie dämonische Krallen nach dem tief hängenden Himmel schlugen und Narben in die Bäuche der Wolken rissen, umgeben von brodelnden Schwaden eines unheimlichen Nebels wie höllischem Atem.
    Gorney wollte schreien, aber er konnte es nicht. Der Anblick lähmte ihn. Er spürte, wie das Boot unter seinen Füßen erbebte, als sich die schäumende Flutwelle des heranrasenden Riesenschiffes an seinen Flanken brach, spürte die Luft, die wie eine fauchende Woge vor dem Schiff entlangraste, spürte die eisige Berührung des Nebels auf der Haut und sah das Schiff größer werden, größer und größer und größer, bis es nichts mehr gab außer diesem Albtraumschiff, ein schwarzer Gigant, der wie eine Wand aus stahlharter Nacht auf ihn und sein winziges Schiffchen zuraste.
    Und dann gab es nicht einmal mehr das.
     
    Der Vorrat an atembarer Luft in meinen Tanks war nahezu erschöpft, aber ich hatte noch immer keine Spur von Dagon gefunden – und auch kein anderes Leben. Der See war ausgestorben.
    Ich fühlte mich ratlos und dazu erschöpft und müde wie schon lange nicht mehr, denn das Gewicht des Anzuges zehrte unbarmherzig an meinen Kräften.
    Ich hatte den See einmal zur Gänze durchquert und das gegenüberliegende Ende der versunkenen Stadt erreicht, ohne meinem Ziel auch nur ein Stück näher gekommen zu sein. Jetzt stand ich auf den Ruinen eines zusammengesunkenen Kuppelbaues und sah mich um. Als ich das letzte Mal hiergewesen war, hatte es hier von Leben gewimmelt, aber seither war nicht nur die Stadt unter mir zerstört worden, sondern -
    Die Bewegung war blitzschnell, nur ein Huschen, das ich am Rande meines Gesichtsfeldes wahrnahm. Ich fuhr herum, starrte angestrengt in die Richtung und griff vorsichtshalber nach meiner Waffe.
    Dann sah ich es wieder.
    Es war keine Bewegung, sondern beinahe das Gegenteil.
    Ein Flecken der grünen Leuchtalgen war verblasst. Und noch während ich hinsah, erlosch ein weiteres, hausgroßes Stück der lebenden Lichtquelle, so abrupt, als hätte man eine Kerze ausgeblasen.
    Ich zögerte einen Moment, dann nahm ich Schwung und zwang meine protestierenden Muskeln noch einmal, das Zentnergewicht des Anzuges zu tragen. So rasch ich konnte, schwamm ich auf den zerrissenen Flickenteppich aus Grün und Schwarz zu und verlor dabei allmählich an Höhe.
    Als ich genau über ihm war, erlosch ein weiteres Stück der grün leuchtenden Algenmasse. Und diesmal sah ich, was es war.
    Aus dem See, aus der Richtung, in der die NAUTILUS und die Riesenamöben waren, kroch ein mannsdicker schwarzer Strang heran, glitzernd und sich windend wie ein gigantischer Wurm. Sein Ende war zerfasert wie eine ins Absurde vergrößerte Seeanemone. Dutzende, wenn nicht hunderte von verschieden dicken Strängen tasteten in alle Richtungen.
    Und wo sie die Leuchtalgen berührten, erlosch deren Licht. Die Pflanzenmasse wurde stumpf und unansehnlich, begann zu zerfließen und ihre Form zu verlieren, bis … ja, dachte ich entsetzt – bis sie sich in etwas verwandelt hatte, das der schwarzen Masse glich.
    Dann begriff ich, warum dieser See plötzlich auf so unheimliche Weise tot und ausgestorben wirkte.
    Das Leben hatte ihn nicht verlassen. Es hatte sich verwandelt!
    Um ein Haar hätte mich mein Entsetzen selbst das Leben gekostet, denn der peitschende Strang schien meine Nähe zu wittern wie ein Bluthund die Beute: Ein gut oberarmdicker Strang der grässlichen Masse spaltete sich ab, zuckte mit einer schlängelnden Bewegung nach oben und versuchte, sich um meine Beine zu wickeln. Im letzten Moment wich ich ihm aus, machte ein paar hastige Schwimmbewegungen, um aus seiner unmittelbaren Reichweite zu kommen, und hielt in sicherem Abstand wieder inne. Der schwarze Schlangenarm zuckte noch eine Weile hin und her und senkte sich dann wieder auf die Masse der Leuchtalgen herab, um damit fortzufahren, sie zu absorbieren.
    Ich wollte mich umwenden, um vollends wegzuschwimmen, tat es aber dann doch nicht, als mir etwas auffiel. Der Strang kam aus der Dunkelheit, aus der
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