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Hexenseelen - Roman

Hexenseelen - Roman

Titel: Hexenseelen - Roman
Autoren: Olga Krouk
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»Alba?«
    »Nun«, hauchte Evelyn den beiden entgegen. »Nachdem ihr eure Namen schon kennt, kommen wir gleich zur Sache. Ich verspreche, es wird ganz schnell gehen und überhaupt nicht wehtun.« Sie warf den Kopf in den Nacken und streckte die Arme in die Höhe, ohne auf Albas Protest zu achten. Der Nebel bäumte sich auf.
    Es ging in der Tat schnell.
    Es tat auch nicht weh.
    Abgesehen von dem Brennen, das Ylva zu vertilgen drohte, von der beißenden Kälte, die sie in ihre Seele einlassen musste. Ein letztes Mal , beschwor sie sich, schrie und schluckte an der Finsternis, in die sie stürzte. Ein allerletztes Mal. Für Finn. Für Alba. Für ein kleines bisschen Glück.

    Nun lag Georg bewusstlos auf dem Boden - allerdings nicht mehr allein im eigenen Körper. Alba kauerte daneben, weinte und stammelte Entschuldigungen. Das tränennasse Gesicht - voller Schuld und dennoch beseelt.
    Es war geschafft. Im Stillen dankte Ylva dem Dämon, der sie bei Oyas Beschwörungen vor diesem Gräuel bewahrt hatte, denn sie konnte sich nicht vorstellen, die Prozedur bei vollem Bewusstsein erneut zu überstehen. Geschweige denn mehrfach nacheinander.
    Ylva ließ sich neben Alba nieder.
    »So sollte es doch nicht kommen«, schluchzte ihre Freundin, obwohl in den grünen Augen Lebensfreude erglomm, die sie nicht zu verbergen vermochte. »So etwas hat Georg nicht verdient, er …«
    »Was hast du denn?«, unterbrach Evelyn sie ermattet. »Davon profitieren doch alle. Du versöhnst dich mit deinen Eltern und bekommst Finn dennoch, und Georg … muss dank ihm nicht an seiner Krankheit sterben, weil eine Schattenseele nicht nur Metamorphe vorm Verrücktwerden bewahren kann. Vorausgesetzt, die beiden Männer finden einen Kompromiss bezüglich ihrer Situation. Viel Glück, mehr kann ich für euch nicht tun.« Ihre Stimme wurde immer schwächer, bis die Laute in der Dunkelheit verklangen. Sie schloss die Augen, und der Nebel löste sich auf. Mehr passierte nicht. Evelyn hörte bloß auf zu atmen, und die Mächtige glitt in den Schlaf der Ewigkeit.

Epilog
    Y lva zog den Trolleykoffer die Stufen hinunter. Auf der letzten kippte er zur Seite und nahm einiges von der Schneehaube mit, die das Podest des steinernen Löwen bedeckte. So leicht war das Ding keineswegs zu handhaben, wie sie es beim Verstauen ihrer Sachen gedacht hatte. Kein Wunder. Es gab so vieles, wovon Ylva geglaubt hatte, es mit links meistern zu können, und woran sie kläglich gescheitert war. Der Trolleykoffer stellte dabei das geringste Übel dar.
    Ylva packte den Griff mit der anderen Hand und zerrte den Koffer hinter sich her zu dem Mini, der unweit des Eingangs parkte. Micaela lehnte an der Fahrertür und beobachtete herablassend-amüsiert, wie Ylva sich durch den Schnee kämpfte, den hier keiner räumte. Das kaputte Seitenfenster war immer noch provisorisch mit einer Folie und Klebeband geflickt - irgendwann würde die Jägerin sich deswegen noch richtig Ärger einfangen.
    »Na endlich«, murrte sie. »Wenn du weiter so trödelst, kommen wir nie weg. Hast du überhaupt eine Ahnung, wie spät es ist?«
    Ylva drehte sich um und schaute zu der Villa zurück.
Sogleich übermannten die unterschiedlichsten Gefühle ihre Seele, das stärkste davon Wehmut. Hinter den imposanten Wänden, in einem der Räume, lag Evelyn scheintot auf einem Himmelbett, um nie wieder aufzuwachen. Irgendwann würde die Zeit diesen Ort in ein Dornröschenschloss verwandeln, mit wild zugewuchertem Garten, die Fassade von Ranken erstickt. Ob Märchen auf diese Weise entstanden? Aus Bruchstücken der Wahrheit, mit Träumen verwoben? In diesem allerdings wartete die Maid vergebens auf ihren Prinzen, da der von einer bösen Hexe eingeäschert wurde.
    Ylva zwang sich, den Blick von der Villa zu lösen. Denn die Gedanken an ihre eigene nahe Zukunft brachten ihr nicht weniger Unbehagen.
    Noch kannst du dich umentscheiden , erinnerte sie sich. Einfach umkehren, zu Conrad gehen und zusammen mit ihm hierbleiben. Wie die letzten Wochen. Waren sie etwa nicht schön?
    Doch, das waren sie. Aber manchmal musste man über den eigenen Schatten springen und Mut für das aufbringen, was einen so sehr ängstigte. Sie war stark. Sie würde es schon schaffen.
    Das Röhren eines Motors riss sie aus ihrer Verzagtheit. Hinter Micaelas Mini parkte ein Sportwagen. Alba sprang aus dem Auto und winkte Ylva zu, auf der anderen Seite stieg ein Mann aus. Von der Art her, wie er eine Hand auf ihre Taille legte und wie glückselig Alba
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