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Hexengift

Titel: Hexengift
Autoren: T.A. Pratt
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habe ein paar ihrer persönlichen Sachen in einer kleinen Kiste im Wandschrank, aber sie hat nie irgendwelches Interesse an ihnen gezeigt.«
    »Rondeau?«, sagte Marla.

    »Schon dabei.« Er öffnete den Wandschrank.
    »Glaubst du, dass Elsie Jarrow das Loch in die Wand gemacht hat?«, fragte Marla.
    »Das hätte ihr nichts genützt«, sagte Husch. »Wir haben überall im Gebäude Schutzvorkehrungen, an denen sie nicht vorbeikommt. Die hängen nicht von physischen Barrieren ab. Aber sie ist ständig überall herumgeschlichen und hat nach einer Schwachstelle in dem Fesselungszauber gesucht, nach einem winzigen Loch, durch das sie entschlüpfen kann. Das hier ist ein großer Bau, und mit unserem geringen Budget ist es schwierig, all die Schutzmaßnahmen aufrechtzuerhalten.« Während sie das sagte, blickte sie Marla direkt an. Denn zu Marlas Pflichten gehörte es unter anderem, die für den Unterhalt des Blackwing Institute nötigen Gelder bei der Magiergemeinschaft von Felport einzutreiben - eine ziemlich undankbare Aufgabe. »Nein, ich glaube nicht, dass Jarrow sich damit aufgehalten hat, diese Wand hier einzureißen, wenn sie ebenso gut einfach hindurchgehen kann.«
    »War es vielleicht Genevieve?«, fragte Marla. Rondeau förderte einen Schuhkarton zu Tage - ein ziemlich kleines Behältnis für ein ganzes Leben -, und Marla begann, den Inhalt zu durchwühlen. Sie zog ein unscharfes Foto von einer lächelnden Frau in einem Sommerkleid heraus. Einen Arm hatte sie um eine ältere Dame gelegt, wahrscheinlich ihre Mutter. »Ist es eine von den beiden?«
    »Die Jüngere«, sagte Husch. »Sie ist seitdem keinen Tag gealtert.«
    Marla schnaubte. Viele Magier alterten nicht, wenn sie schliefen oder im Koma lagen oder aus anderen Gründen nicht bei Bewusstsein waren. Das war einer der kleinen
Tricks, mit denen sie ihr Leben verlängerten; einer, dessen Marla sich seit Kurzem auch bediente. Mit zwanzig hatte Marla sich noch für unbesiegbar und unsterblich gehalten und derlei magische Lebensverlängerungsmaßnahmen als bloße Eitelkeit abgetan, aber je weiter sie in die Dreißiger vorrückte und je mehr Verantwortung sie übernahm, desto deutlicher sah sie auch die Vorteile - auch wenn sie ohnehin kaum mehr als vier oder fünf Stunden täglich schlief und daher weniger von dieser Maßnahme profitierte als andere. »Sie war also die ganze Zeit über nicht bei Bewusstsein. Warum sehe ich dann nirgendwo Infusionsschläuche?«
    Dr. Husch zuckte mit den Achseln. »Wir haben es ja versucht, aber ihr Zustand glich eher dem einer Scheintoten. Ihr Körper verweigerte jegliche Nahrungsaufnahme. Sie hat weder etwas zu sich genommen noch jemals ihren Darm entleert.«
    »Dann war sie mit einer Art Dornröschenzauber belegt?« Marla wandte sich wieder der Schachtel zu, fand aber nicht viel, das ihr weiterhalf: einen langen, gelben Seidenschal, eine mit Perlmutt verzierte Haarbürste, ein paar Muscheln und ein Büchlein mit Robin-Hood-Geschichten. Das war alles. Rondeau griff sich das Buch, setzte sich auf Genevieves Bett und blätterte darin herum.
    »Nach allem, was wir wissen, hat Genevieve sich selbst in diesen Zustand versetzt«, sagte Husch, »wenn auch unfreiwillig. Es ist jetzt fünfzehn Jahre her, dass sie eine vielversprechende, magiebegabte junge Frau war. Ein älterer Magier in Felport bildete sie aus, brachte ihr bei, mit ihren Kräften umzugehen. Mir wurde gesagt, sie sei sehr gut darin gewesen, Illusionen zu erzeugen. Aber im ersten Jahr ihrer
Ausbildung wurde sie angegriffen, auf der Straße überfallen. Sie war noch nicht so weit, sich mit Magie zu verteidigen. Sie versuchte zwar, sich zu wehren … aber der Typ war einfach stärker als sie. Du bist eine Frau, Marla, und du warst auch nicht immer so stark, wie du es heute bist … ich denke, du weißt, wovon ich rede.«
    Marla nickte und machte die Schachtel wieder zu. Ihr war einmal etwas Ähnliches passiert, als sie gerade mal ein Teenager gewesen war. Ihr Bruder, der damals noch zu den Guten gehört hatte - oder zumindest zu den Bösen, die auf ihrer Seite standen -, hatte ihr angeboten, den Jungen zu töten, aber Marla hatte ihn stattdessen gebeten, ihr beizubringen, wie sie sich selbst verteidigen konnte. Manchmal dachte Marla, dass das der Beginn ihres eigentlichen Lebens gewesen war; zumindest hatte es ganz entscheidend den Weg beeinflusst, den sie eingeschlagen hatte. »Ja, das weiß ich. Haben sie den Typen jemals erwischt?«
    Husch schüttelte den Kopf. »In ihrem
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