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Heute und für immer: Roman (German Edition)

Heute und für immer: Roman (German Edition)

Titel: Heute und für immer: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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in der Sonne aalte.
    »Morgen bin ich bestimmt wieder fit«, erklärte sie. Vielleicht irritierte es ihn, dass sie nur ein paar Stunden mit ihm gearbeitet hatte. »Das Fliegen macht mich immer fix
und fertig. Es muss an der Höhe liegen«, sagte sie und fuhr sich abwesend durch das fast trockene Haar, das im Sonnenlicht kupfern schimmerte. »Brauchen Sie mich?«
    Sein Blick ruhte für eine Weile nachdenklich auf ihrem Gesicht. »Ja, ich glaube schon.«
    Kasey erkannte die Doppeldeutigkeit ihrer Frage und hielt es für klug, sich zu erheben. »Ich glaube, wir haben gerade nicht das Gleiche gemeint«, bemerkte sie lächelnd und blieb wohlweislich hinter der Liege stehen.
    Jordan machte einen Schritt auf sie zu, womit er Kasey und auch sich selbst überraschte. Dann berührte er einem spontanen Impuls folgend ihr Haar. »Sie sind eine sehr attraktive Frau.«
    »Und Sie ein sehr attraktiver Mann«, entgegnete sie leise. »Und da wir die nächsten Wochen in denselben Räumlichkeiten arbeiten werden«, fuhr sie fort, »sollten wir … die Dinge nicht unnötig komplizieren. Ich bin nicht zimperlich, Jordan, sondern denke nur praktisch. Es ist mir ein dringendes Anliegen, dieses Buch zu veröffentlichen, das für mich beruflich ebenso viel bedeuten könnte wie für Sie.«
    »Früher oder später werden wir miteinander im Bett landen, ist Ihnen das klar?«
    »Ach, tatsächlich?« Kasey legte den Kopf schief.
    »Ja, tatsächlich.« Damit wandte Jordan sich ab und ließ Kasey allein am Pool zurück.
    Na schön, dachte sie, und stemmte die Hände in die Hüften. Wenn das so ist? Ich nehme an, er setzt immer seinen Kopf durch. Sie streckte sich wieder auf der Liege aus. So sehr seine selbstherrliche Art sie auch irritierte, so bewunderte sie doch seine Direktheit. Er konnte sein aufgesetztes Gehabe und seine Vornehmheit offenbar jederzeit ablegen, wenn ihm danach war. Das zeigte ihr, dass Jordan
offenbar doch komplizierter war, als sie zunächst angenommen hatte.
    Es wäre töricht gewesen zu leugnen, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte, aber ebenso töricht, diesem Gefühl nachzugeben, sinnierte sie und drehte abwesend eine Locke um ihren Finger. Was hatten Kathleen Wyatt und Jordan Taylor gemeinsam? Nichts. Sie wollte und konnte sich nicht emotional oder körperlich auf einen Mann einlassen, mit dem sie keine solide Grundlage verband. Erotische Anziehung allein war nicht genug, ebenso wenig wie Respekt. Ihre Überlegungen brachten Kasey schließlich zu dem Punkt, dass sie sich nicht einmal mehr sicher war, mit Jordan eine Freundschaft beginnen zu können. Aber das würde die Zeit schon erweisen, beruhigte sie sich und wollte gerade wieder die Augen schließen, als sie eine Bewegung im Garten wahrnahm.
    Sie drehte den Kopf in die entsprechende Richtung, lächelte und hob winkend eine Hand. Alison schien einen Augenblick zu zögern, ehe sie sich schließlich zu ihr gesellte.
    »Hi, Alison. Ist die Schule schon zu Ende?«
    »Ja, ich bin gerade nach Hause gekommen.«
    »Ich schwänze heute«, sagte Kasey und legte sich wieder zurück. »Hast du schon einmal Schule geschwänzt?«
    Alison machte ein erschrockenes Gesicht. »Nein, natürlich nicht.«
    »Schade, das kann nämlich riesig Spaß machen.« Ein nettes Mädchen, dachte Kasey, und viel zu einsam. »Was ist denn dein Lieblingsfach?«
    »Amerikanische Literatur.«
    »Und, wen liest du am liebsten?«
    »Robert Frost.«
    »Oh, Frost, den habe ich auch gern gelesen.« Kasey lächelte
unwillkürlich, als ihr ein paar Zeilen durch den Kopf schossen. »Seine Gedichte erinnern mich immer an meinen Großvater.«
    »Ihren Großvater?«
    »Er ist Landarzt in einer abgelegenen Gegend von West Virginia. Blaue Berge, Wälder, Flüsse … Als ich das letzte Mal bei ihm war, machte er sogar noch Hausbesuche.« Die macht er auch noch, wenn er hundert ist, dachte Kasey und vermisste ihn plötzlich schrecklich. Ihr letzter Besuch lag schon viel zu lange zurück. »Er ist ein ganz außergewöhnlicher Mensch – groß, mit einer schneeweißen Haarmähne und einer Stimme wie ein Bär. Und ganz sanfte Hände hat er.«
    »Es muss schön sein, einen Großvater zu haben«, murmelte Alison und versuchte, ihn sich vorzustellen. »Haben Sie ihn oft gesehen, als Sie klein waren?«
    »Jeden Tag.« Kasey, die Alisons Wehmut spürte, strich sachte über ihr Haar. »Meine Eltern starben, als ich acht Jahre alt war. Er hat mich großgezogen.«
    Alisons Blick wurde ganz intensiv. »Haben Sie Ihre Eltern
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