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Herz in Gefahr (German Edition)

Herz in Gefahr (German Edition)

Titel: Herz in Gefahr (German Edition)
Autoren: Laura Thorne
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kam sie in diesen. Tagen kaum zum Nachdenken. Die mehr als sechzig Bediensteten auf Waterhouse waren emsig mit den Vorbereitungen für die große Verlobungsfeier beschäftigt, zu der der alte Lord auch seinen Großneffen geladen hatte. Man konnte den Rauch, der aus der herrschaftlichen Burgküche aufstieg, viele Meilen weit über das Land sehen. Jäger zogen in die Wälder, um Wild für das Festmahl zu erlegen. In der Brauerei wurde Tag und Nacht Ale hergestellt. Aus der Stadt Canterbury kamen Kisten voller Wein und seltener Früchte. Fischer brachten körbeweise frische Flussfische zur Burg. Es wurde gekocht, gebraten, gebraut, gebacken und gesotten. Zimmerleute aus dem nahen Dorf bauten in der Halle eine große Tafel auf Holzböcken auf und schleppten Bänke herbei, um allen Gästen Platz zu bieten. Die Mägde richteten die Schlafkammern her und schmückten die Burg mit unzähligen Wachskerzen und Pechfackeln. Gerätschaften aus Silber und Messing wurden auf Hochglanz poliert, dieBöden mit frischen, grünen Binsen, zwischen denen aromatisch duftende Kräuter ausgestreut waren, bedeckt. Überall herrschte fröhliche Geschäftigkeit. Die Wäscherinnen sangen bei der Arbeit, die Knechte warfen sich Scherzworte zu. Spielleute, Gaukler, Possenreißer und Geschichtenerzähler fanden sich ein.
    Im Turmzimmer waren ununterbrochen zwei Näherinnen mit der Fertigstellung von Helens Verlobungskleid beschäftigt. Noch am Morgen des Festtags wurde gestichelt, verbrämt und gestickt. Die ersten Gäste saßen bereits bei Ale und Honigkuchen in der Halle, als Helen mit vor Aufregung geröteten Wangen aus dem Fenster ihres Zimmers Lord Robin Bloomfield mit seinem Gefolge den Burghof betreten sah. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie den Tross unter der Fahne der Bloomfields erblickte. Sie beobachtete, wie ihr kleiner Bruder Andrew stürmisch auf Robin zurannte, um dessen Pferd zu halten. Doch Robin schickte den Jungen weg und übergab die Zügel einem Stallburschen. Im selben Moment betrat die Kinderfrau Margaret Helens Zimmer, um ihr beim Ankleiden zu helfen.
    »Kommt vom Fenster weg, Helen!«, versetzte Margaret. »Es ziemt sich nicht für Euch, dem baldigen Verlobten einen solchen Anblick zu bieten.« Helen hatte ihre Unbekümmertheit wieder gefunden und schüttelte lachend den Kopf, sodass ihre unbedeckten Haare hin und her flogen.
    »Was macht das schon, Margaret, wenn er mich ohne Haube sieht? Erst eine verheiratete Frau muss ihr Haar bedecken. Ich dagegen bin noch nicht einmal verlobt«, antwortete sie, und in ihr fröhliches Lachen mischte sich die Vorfreude auf die kommenden Stunden.
    »Beeilt Euch!«, drängte Margaret. »Die ersten Gäste warten schon und die übrigen treffen soeben ein.« Und tatsächlich kündigte das Hufgetrappel der Pferde auf dem gepflasterten Innenhof bereits den nächsten Trossan, der das Torhaus passierte. Durch das Fenster war Stimmengewirr zu hören, unterbrochen von lautem Lachen und den Befehlen des Stallmeisters, der alle Mühe hatte, Unterkunft für die über 50 Pferde zu finden. Der Burghof wimmelte von Dienstboten. Mägde und Knechte liefen hin und her, um die zahlreichen Gäste zu ihren Schlafkammern zu geleiten. Auf allen Treppen herrschte reges Gedränge und laute Fröhlichkeit. Die Burg Waterhouse selbst war ein quadratischer, zweistöckiger Bau, der einen geräumigen Innenhof einschloss und an allen vier Ecken von einem Wehrturm besetzt war. Sie lag auf einem Hügel und war von einer mannshohen Außenmauer mit Befestigungsanlagen umschlossen. Neben dem Torhaus, das den Weg von draußen auf den gepflasterten Innenhof freigab, befanden sich rechts die Vorratskammern und das Holzlager, links die Waffenkammer, an die sich im unteren Teil des südlichen Turmes die Wachstube anschloss. Im rechten Winkel dazu waren die Gesindestuben im Obergeschoss untergebracht und die ebenerdigen Pferdeställe, die die ganze östliche Seite einnahmen. Ihnen gegenüber lagen die Wohnräume der Lordschaft, bestehend aus mehreren Schlafkammern und Kemenaten, in denen die zahlreichen Gäste beherbergt wurden. Auf der anderen Seite des Torhauses befand sich die große steinerne Halle, in der gespeist und gefeiert wurde und die heute einem prächtig geschmückten Festsaal glich. Daran schlossen sich die Küche, die Speisekammern und der unterirdische Weinkeller an.
    Helens Zimmer, in dem ihr jetzt Margaret half, das enge Mieder des Verlobungskleides zu schnüren, lag im nördlichen Wehrturm, zwischen der
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