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Herz in Gefahr (German Edition)

Herz in Gefahr (German Edition)

Titel: Herz in Gefahr (German Edition)
Autoren: Laura Thorne
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Deckel, doch so, dass die Männer auf den Bänken nichts von seinem Inhalt sehen konnten.
    »Nun denn«, sprach der Erzbischof. »Wenn wir es nicht vermögen, der Wahrheit ans Licht zu verhelfen, so soll Gott entscheiden. Ich fordere Euch, Robin Bloom-field, und Euch, Sir Matthew Warthorpe, zum Zweikampf heraus.«
    Ein ungläubiges, erstauntes Raunen und Murmelnkam von den Bänken vor dem Richtertisch. Selbst die beiden Klosterknechte sahen einander verwundert und achselzuckend an. Funbird beugte sich zu Robin hinüber und flüsterte: »Was hat der Erzbischof vor? Ein Zweikampf verstößt gegen jede Regel. Warum wendet er nicht die Folter an, um Warthorpe ein Geständnis abzuringen?«
    »Ich habe keine Ahnung«, antwortete Robin. »Vielleicht glaubt er mir noch immer nicht, dass ich den Jungen nicht getötet habe.«
    Mit einem lauten Räuspern verschaffte sich der Erzbischof Ruhe. Alle Augenpaare waren gespannt auf ihn gerichtet. Er wartete, bis auch das letzte Murmeln verstummt war, dann sagte er: »Da die Ringe, die sich gleichen wie ein Ei dem anderen, beide mit dem todbringendem Gift gefüllt waren und eines dieser Schmuckstücke sein Gift bereits verspritzt hat, verfüge ich nun, dass sich die Besitzer der Ringe zu einem Kampf bereithalten. Gekämpft wird allerdings weder mit Schwert, Dolch oder Lanze, sondern mit Faustschlägen. Derjenige, der unschuldig ist, trägt das Gift noch in seinem Ring. Wenn er den Gegner verletzt, wird dieser an den Folgen des Schlages sterben, genau wie der junge Andrew Waterhouse. Der Schuldige hingegen kann den Unschuldigen nicht töten, denn das Gift des Ringes ging bereits auf der Waldlichtung verloren.«
    »Das ist gegen das Gesetz!«, brüllte Warthorpe nach diesen Worten empört und sprang von der Bank hoch. Er hielt die Hand, die den Ring trug, vor seine Augen, als könne er allein durch die Kraft seiner Blicke bewirken, dass das Gift aus Andrews Körper zurück in seinen Ring floss. Sein Atem ging schnell und erregt, und sein vom Wein aufgeschwemmtes Gesicht zeigte eine unangenehme Röte.
    »Mylord«, wandte er sich mit beschwörender Stimme an den weltlichen Richter, der bisher mit keinemWort zur Verhandlung beigetragen hatte. »Ihr seid der Vertreter des königlichen Gesetzes! Lasst nicht zu, dass es durch einen ungesetzlichen Zweikampf, durch einen Akt der Willkür, mit Füßen getreten wird.«
    Doch noch ehe der Richter zu einer Antwort ansetzen konnte, ergriff Robin das Wort: »Ehrwürdiges Gericht, ich bin zu diesem Zweikampf, der meine Ehre retten wird, bereit.«
    Der Richter, ein älterer würdiger Herr, der schon viel auf der Welt gesehen hatte, nickte, als hätte er geahnt, dass Robin diese Worte sagen würde. Er schaute Matthew gerade in die Augen und antwortete: »Sir Warthorpe, das weltliche Gesetz verlangt die Anhörung der Kläger, Beklagten und der Zeugen. Diesem Verlangen haben wir Genüge getan, ohne die Schuldfrage klären zu können. Denn die einzige, allumfassende Wahrheit liegt allein bei Gott. Nur er kennt unsere Seelen und unsere Absichten. Er allein weiß um jede unserer Handlungen, ganz gleich, in welcher Abgeschiedenheit wir sie begangen haben. Und allein vor ihm müssen wir unser Tun rechtfertigen, und er wird uns strafen. Es erscheint mir darum gerecht und würdig, ihn, den Herrn, in diesem Zweikampf, die Antwort auf die Frage nach der Schuld an diesem heimtückischen Mord geben zu lassen. Ich stimme als Vertreter des königlichen Gesetzes dem Zweikampf zu und erkläre ihn hiermit für recht und billig.«
    Matthew hatte den Richter bei diesen Worten mit einem Gesicht angesehen, dessen Mienenspiel ein Wechselbad der Gefühle zeigte. Die Empörung und Wut verwandelte sich zusehens in Angst und Ohnmacht und offenbarte am Ende das blanke Entsetzen und die nackte Furcht um das Leben. Schweißperlen erschienen auf seiner Stirn, und seih Blick irrte Hilfe suchend im Gerichtssaal umher.
    »Nein!«, schrie Warthorpe in höchster Not, stieß diebeiden Klosterknechte mit den Ellbogen zur Seite, setzte mit einen Sprung über die Bank hinweg und rannte zu Tür.
    Doch im selben Augenblick, als er die Tür erreicht hatte, wurde diese von außen mit einem schwungvollen Ruck geöffnet, und Helen erschien. Sie war soeben aus Waterhouse eingetroffen. Wie ein Racheengel Gottes stand sie in der Tür, die Wangen gerötet, mit wehenden Haaren und entschlossenem, mutigem Gesicht. Sie dachte in diesem Moment nicht an das Kind, das sie unter ihrem Herzen trug. Sie sah nur
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