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Herrscherin des Lichts

Herrscherin des Lichts

Titel: Herrscherin des Lichts
Autoren: Jennifer Armintrout
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abermals. Ayla war früher nicht oft im Palast gewesen, aber von den wenigen Malen, die sie Mabb gesehen hatte, war ihr keine einzige Gelegenheit in Erinnerung, zu der sie etwas wie dieses gewaltige Gebilde getragen hätte. Nein, Mabb hatte feineren Kopfschmuck bevorzugt, Diademe, die ihre eigene Schönheit und Eleganz nicht überstrahlten.
    In Cedrics Worten schwang eine unterschwellige Traurigkeit mit, die immer auftauchte, wenn er über die verstorbene Königin sprach und die Ayla mittlerweile sofort heraushören konnte. „Die Krone, die Mabb in der ersten Schlacht gegen die Menschen getragen hatte. Sie sah aus wie eine Kriegsgöttin, als sie damit in die Menschenstadt einzog.“
    „Nur in der ersten? In der zweiten nicht?“ Ayla beäugte das unheimliche Ding in Cedrics Händen. Würde Garret sich dadurch an den Anblick seiner Schwester erinnert fühlen, mit der er Seite an Seite in beiden dieser sagenumwobenen Gefechte gekämpft hatte? Und die er dennoch kaltblütig ermordet hatte?
    Ein Lächeln umspielte Cedrics Mundwinkel. „Nein. In der zweiten nicht.“
    Sie brauchte wirklich nicht auch noch ein Symbol einer legendären Niederlage, das auf ihrem Kopf prangte wie ein schlechtes Omen, wenn sie Garret gegenübertrat.
    Cedric hob die Krone hoch, um sie Ayla aufzusetzen, und sie wappnete sich innerlich gegen deren Gewicht, doch zu ihrer Überraschung spürte sie es kaum. Der vordere Teil des silbernen Ringes lief nach unten hin zu einem Winkel zusammen, der an ihrer Stirn anlag wie eine Tiara, mit einem großen Rubin in der Mitte, der genau zwischen ihren Fühlern saß. Sie zuckten kurz, als sie mit dem kalten Stein in Berührung kamen, und Ayla strich mit den Fingern darüber.
    „Nun Eure Hoheit, ich glaube, es ist Zeit.“
    Sie gingen durch den verlassenen Palast, wo sie auf dem Weg nur einigen vereinzelten Wachen begegneten, die Ayla nicht ansahen, sondern stur geradeaus starrten. Als wäre ich schon ein Geist.
    Die Gänge außerhalb der Palastmauern waren gleichsam gespenstisch leer. Die Pilger und verarmten Angehörigen des gemeinen Volkes, die sich normalerweise zu Hunderten vor den Toren tummelten und um Geld oder Essbares bettelten, waren im Angesicht des bevorstehenden Konfliktes und den daraus für sie möglicherweise resultierenden Unannehmlichkeiten in Scharen geflohen. Zusätzliche Schwierigkeiten, das wusste Ayla aus Erfahrung, waren für die armen und ohnehin schon gebeutelten Bewohner der Unterwelt mindestens so wenig erstrebenswert wie ein knurrender Magen.
    Einen Augenblick lang dachte sie an die übrigen Teile der Lightworld. Dort wusste man wahrscheinlich nicht einmal, dass heute eine Königin einen Kampf auf Leben und Tod führen und ihn vermutlich verlieren würde. Und falls doch, würde es wohl kaum jemanden kümmern. Ihr Titel hörte sich in ihren Ohren nach wie vor grotesk an; sie war ebenso wenig eine Königin,wie man sie als Gelehrte hätte bezeichnen können. Garret mochte glauben, sie wolle ihren Thron verteidigen, doch alles, worum es für sie bei dieser Sache ging, war das nackte Überleben.
    Sie marschierten durch die verzweigten Tunnel. Ayla ganz allein die Gruppe ihrer Begleiter anführend, Cedric einen Schritt hinter ihr, gefolgt von einer kleinen Eskorte aus Leibwächtern, die Ayla nicht einmal bemerkt hatte, bevor sie das Palastgelände hinter sich gelassen hatten und ihre Schritte in den hohen offenen Tunneln von den Wänden widerhallten. Sie fragte sich, wie Garret nach der Zeit im Exil aussehen mochte und welche Strategie er sich überlegt hatte. Würde er versuchen, sie zu verunsichern, indem er ihr ins Gedächtnis rief, dass sie beide einmal Gefährten waren, Freunde? Würden die Entbehrungen, die er außerhalb des Elfenreiches hatte erdulden müssen, in seinem Gesicht ihre Spuren hinterlassen haben? Würde er gramgebeugt und verhärmt aussehen?
    Sie erreichten den Eingang des Refugiums, der große Bogen aus bröckelnden Steinen rahmte den Ausschnitt einer Idylle aus weißgrünem Licht ein. Von irgendwoher drang das Tschilpen eines Vogels herüber, wahrscheinlich aus der Oberwelt, und Aylas Herz machte einen Sprung, was es immer tat, sobald sie sich frischer Luft und unberührter Natur näherte. Ihr Herz war halb menschlich und zur anderen Hälfte das einer Elfe, und beide Geschöpfe in ihr hatten dieselbe tiefe Sehnsucht nach der Welt dort oben, wo es all dies im Überfluss gab.
    Auf der obersten Stufe der Treppe blieb Ayla stehen. Natürlich würde Garret weder an
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