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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Pferden und Hunden arbeiten lassen.
Er sagte immer: Romilly ist eine MacAran, sie hat die Gabe.
Es gibt kein Pferd, das sie nicht reiten, keinen Hund, mit dem
sie nicht Freundschaft schließen kann. Die Hündinnen kommen und werfen in ihrem Schoß. Er war stolz auf mich. Er
sagte oft zu Ruyven und Darren, ich sei ein besserer MacAran als sie, und sie sollten achtgeben, wie ich mit einem
Pferd umgehe.
Aber jetzt — jetzt macht es ihn wütend.
Ruyvens Flucht hatte für Romilly zur Folge gehabt, daß ihr
Vater sie streng unter die Aufsicht ihrer Stiefmutter stellte.
Sie sollte im Haus bleiben und sich »wie eine Dame« benehmen. Nun war sie fast fünfzehn; ihre jüngere Schwester Mallina hatte bereits begonnen, das Haar wie eine Frau mit einer
Schmetterlingsspange aufzustecken. Mallina war es zufrieden, Zierstiche zu lernen, sittsam im Damensattel zu reiten
und mit kleinen dummen Schoßhunden zu spielen, statt sich
mit den vernünftigen Hüte- und Arbeitshunden rund um die
Weiden und Ställe zu beschäftigen. Mallina hatte sich zu einem törichten Ding entwickelt. Und das Schreckliche daran
war, daß ihr Vater sie als törichtes Ding lieber hatte und
erklärte, Romilly solle ihr nacheifern.
Nie. Ich möchte lieber tot sein als die ganze Zeit im Haus zu
bleiben und wie eine Dame zu sticken. Mallina ist früher gut
geritten, und jetzt ist sie wie Luciella, weich und schwabbelig.
Sie schrickt zurück, wenn ein Pferd seinen Kopf in ihre Richtung dreht, sie könnte einen flotten Galopp keine halbe Stunde durchhalten, ohne herunterzufallen und wie ein Fisch in
einem Baum zu japsen. Sie lächelt geziert und zwitschert,
genau wie Luciella, und das Schlimmste daran ist, Vater gefallen sie so!
Am anderen Ende des Falkenhauses rührte sich etwas. Einer
der Nestlinge dort stieß einen Schrei eines unabgetragenen
jungen Vogels aus, der Futter riecht. Als habe der Laut eine
Explosion hervorgerufen, begann Romillys Falke von neuem
wild mit den Flügeln zu schlagen. Romilly, eins mit dieser
Raserei, spürte grimmigen Hunger wie Klauen in ihrem
Bauch wühlen. Der Junge des Falkenmeisters mußte eingetreten sein, um die anderen Vögel zu füttern. Er ging langsam
von einem zum anderen, murmelte ihnen etwas zu. Also war
es kurz vor Sonnenuntergang. Romilly war seit dem Vormittag hier. Der Junge beendete seine Arbeit, hob den Kopf und
bemerkte sie.
»Mistress Romilly! Was tut Ihr hier, damisela?«
Seine Stimme brachte den Falken von neuem zum Flattern.
Romilly wurde sich wieder der fürchterlichen Schmerzen bewußt und meinte, Hände und Arme würden gleich ins Stroh fallen. Mit Mühe riß sie sich los von dem Toben, der Angst, dem Zorn, der Blutlust – Krallen und Schnabel rissen, Blut schoß hervor, in ihren Mund… und zwang sich, leise zu sprechen, um den Vogel nicht noch mehr aufzuregen. »Ich arbeite mit diesem Falken. Geh weg, Ker, du bist hier
fertig und wirst ihn nur ängstigen.«
»Aber ich habe Davin sagen gehört, der Falke solle freigelassen
werden, und der MacAran ist wütend darüber«, brummelte
Ker. »Er wollte die Verrin-Falken nicht verlieren, und er hat
Davin gedroht, ihn hinauszuwerfen, den alten Mann, wenn er
sie freiläßt.«
»Nun, den hier wird Vater nicht verlieren, wenn du ihn nicht
um den Verstand bringst«, stellte Romilly gereizt fest. »Geh
weg, Ker, bevor er wieder zu flattern beginnt.« Schon fühlte sie
das Zittern, das sich in des Vogels Körper und Gehirn aufbaute.
Sollte das rasende Flügelschlagen wieder losgehen, würde sie
erschöpft zusammenbrechen und vor Wut und Frustration
schreien. Es machte ihre Stimme scharf. »Geh weg!«
Ihre eigene Erregung teilte sich dem Vogel mit. Schon schlugen die Flügel wieder, Wellen von Haß und Panik kamen und
gingen, drohten ihr Bewußtsein und ihre Identität zu ertränken. Sie wehrte sich stumm, versuchte, ruhig zu bleiben, Ruhe
auf den verängstigten Vogel abzustrahlen. Komm, komm,
Schöne, niemand will dir etwas tun, sieh her, hier ist Essen…
und als sie wieder wußte, wer und wo sie war, war der Junge
verschwunden.
Er hatte die Tür offengelassen. Ein fürchterlicher kalter Luftzug drang von den Abendnebeln herein. Bald würde der nächtliche Regen- oder Schneefall beginnen – verdammter Schlingel! Romilly stahl sich für ein paar Sekunden auf Zehenspitzen
von dem Block weg, um die Tür zuzuziehen – was nützte es,
diesen Falken zu zähmen, wenn alle Vögel an der Kälte starben!
Sobald sie sich von ihrem Falken entfernt hatte, stieg die
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