Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herrgottschrofen

Herrgottschrofen

Titel: Herrgottschrofen
Autoren: Marc Ritter
Vom Netzwerk:
Meier schaute gar nicht mehr in die Karten, sondern starrte nur noch den Bagger-Toni an. Wie das Spiel ausgehen würde, war ihm vollkommen egal. Nicht nur, weil es sowieso nur um ein Zehnerl bei einem Sauspiel ging.
    Der Pfarrer legte die Karten auf den Tisch. Er hatte die restlichen Ober und Unter auf der Hand.
    »Ja, Kreizkruzifix, warum spielens denn um Himmels willen kein Solo?«, brüllte ihn Veit Gruber an.
    »Der Herr Pfarrer weiß eben, was Gnade bedeutet.« Der Bürgermeister legte seine Karten auf den Stapel und schob dem Gruber Veit ein Zehn-Cent-Stück über den Tisch.
    Der Bagger-Toni stand auf. »Können wir mal eine Pause machen? Ich müsst mal schnell telefonieren.«
    »Musst die Einnahme von einem Zehnerl vom Herrn Pfarrer bei der Bank melden? So ein Finanzspritzerl wird die sicher wieder besser schlafen lassen«, stichelte Meier.
    »Und du kommst mit.« Anton Brechtl hatte noch nie jemanden so mit Blicken durchbohrt wie in diesem Moment den Bürgermeister.
    Meier erhob sich in aller Lässigkeit und schlenderte dem Bagger-Toni hinterher, als der durch die Wirtshaustüre ins Freie stob.
    Draußen zog der Bagger-Toni den Bürgermeister am Ärmel der Lodenjoppe hinunter zur Loisach, die, in ihr Betonkorsett gebettet, am Bräustüberl vorbei durch die Gemeinde floss. In der Nähe des rauschenden Flusses würde sie keiner hören. Er baute sich vor dem Bürgermeister auf. »Ich hab schon gehört, was du mir hinterherredest, du Sauhund, du ganz miserabliger. Dass ich pleite bin. Des stammt von dir, du verlogene Sau. Aber wart, ich weiß auch einiges über dich.«
    »Ach, weißt was, Toni, deine Einträge in meinem schwarzen Buch werden täglich mehr. Hast neue Hobbys, ha? Videofilmen?«
    »Wer erzählt denn einen solchen Dreck? Außerdem, des geht dich einen Scheiß an, was ich privat mach, du Hanswurscht, du trauriger.«
    »Hm, ich hab da so ein Making-of von deinen letzten Dreharbeiten im Baucontainer. Sehr talentierte Leute beschäftigst du, das muss ich schon sagen.«
    »Ah geh, so Privatvideos, das macht doch jeder heutzutage. Da schämt sich doch keiner mehr dafür. Aber schämen solltest du dich, mir deine Spitzel auf den Hals zu hetzen. Und ich weiß schon, wen du damit beauftragst hast. Den Bernbacher Ludwig und seine minderbemittelten Sheriffs. Wenn des rauskommt, dass der für dich die Gestapo spielt, dann könnts euch alle einglasen lassen!«
    »Nix kommt raus, Toni, gar nichts. Weil jemandem, der nackerte Weiber filmt in der Nähe von einer Stelle, an der eine andere Nackerte vom Felsen gefallen ist, dem glaubt man nix. Vor allem nicht, wenn er in Stadelheim sitzt. Nur dass du Bescheid weißt: Die Datei von meinem Making-of ist sehr sicher verwahrt, das kannst mir glauben. Aber innerhalb von drei Minuten hab ich den kleinen Film ins Internet hochgeladen. Mit allen Beteiligten im Bild. Auch dem Regisseur. Und dann lass das LKA mal eins und eins zusammenrechnen. Schaut nicht gut aus für dich, Toni, überhaupts nicht gut!«
    Der Bagger-Toni wurde unsicher. »Ich weiß null, was du meinst, du ausgschamter Baraber, du dreckata. Mich erpressen wollen, ha? Ich hab deine Scheiß-Wahlkämpfe gesponsort, ohne mich wärst du ein Nichts und ein Niemand in dem Tal. Tag und Nacht fahren meine Laster, wenn wieder Schnee fürs Skispringen oder für so ein schwachsinniges Snowboard-Hupfats im Stadion hergebracht werden muss. Ohne Rechnung. Nur gegen Spendenquittung. Damit du dich hernach vorn hinstellen kannst fürs Foto. Ich sag dir eins: Wennst dich mit mir anlegst, dann gibt’s einen Krieg, gegen den war Vietnam ein Wellnessurlaub. Ich hab alles aufgeschrieben. Jede Mark, jeden Euro, jeden Liter Diesel, jede Arbeitsstunde, die ich in deine Karriere investiert habe. Wenn ich untergeh, dann gehst du mit, das versprech ich dir, du Drecksau, du scheinheilige.«
    »Du hast den Krieg angefangen, vergiss das nicht, mein lieber Spezi. Du willst Atommüll in meinem Berg dahinten einlagern. Und das wird nur über meine Leiche passieren.«
    »Leichen haben wir ja genug in letzter Zeit. Da kommt’s auf eine mehr oder weniger nicht an.«
    »Oder zwei, Toni, oder zwei.«
    Der Bagger-Toni wandte sich vom Bürgermeister ab und versetzte dem Geländer am Flussufer einen Tritt. »Kreizkruzifix, des bringt doch alles nix!«
    »Das Leben kann so einfach sein, mein lieber Toni. Du machst bei der Atomsauerei nicht mit, und dafür bekommst du deine Sauerei wieder zurück.«
    »Wenn ich das mit dem Tunnel nicht mach,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher