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Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Titel: Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)
Autoren: Robert Corvus
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war Gerg ein Schattenkönig, der bewiesen hatte, dass er einen Krieg zu führen verstand. Eine Nachricht, die man besser nur ausgewählten Empfängern übermittelte.
    Die Tür der Klause zersplitterte unter dem Schlag einer mit blaugrüner Haut überspannten Pranke. Sie verharrte einen Moment in der erzwungenen Öffnung, bevor sich die knotigen Finger entfalteten, in der Luft tasteten und sich dann mit so viel Kraft zurückzogen, dass sie ein weiteres Brett aus dem Verbund rissen.
    »Ghoule!«, rief Narron und stellte sich zwischen den Tisch und die Tür.
    Nalaji machte zwei Schritte rückwärts und stieß gegen die Wand, bevor ihre Gedanken die Lähmung überwanden. Wie hatte man sie gefunden? Ein Verräter? Vielleicht der Besitzer der kleinen Unterkunft? Sie waren nicht so leichtsinnig, gefährliches Material wie diese Bücher in ihre eigenen Räume zu bringen. Erst recht nicht, da diese im Palast lagen, wo es einen speziellen Bereich gab, in dem die Gesandtschaften untergebracht waren, und der deswegen der besonderen Überwachung der Ondrier unterlag.
    Natürlich hatten sie darauf geachtet, einen Raum mit zwei Ausgängen anzumieten. Sie konnten fliehen, aber die Bücher mussten sie zurücklassen. Nicht nur ginge ihnen damit das Wissen verloren. Ihre Feinde würden auch Beweise für ihr Treiben finden.
    Aber das ließ sich vielleicht noch verhindern. Während ein weiterer Schlag durch die Tür brach, trat Nalaji wieder an den Tisch und kippte die Kerzen um, sodass sich das heiße Wachs auf die Seiten ergoss und die Flammen am Pergament leckten. Viel zu langsam fing es Feuer. »Komm!«, rief sie Narron zu. »Wir müssen fort!«
    Sie hatten gehofft, in einem Fall wie diesem wenigstens vorgewarnt zu werden und einige Augenblicke Vorsprung zu bekommen. Nalaji drängte den Gedanken an ihren Sohn zurück. Er hatte Wache gestanden. Sie vermochten ihm jetzt nicht zu helfen und mussten sich selbst retten. Trotz der Segnungen der Mondmutter konnten sie nicht mehr so schnell rennen wie in jungen Jahren.
    Auch im Kampf hätten sie den Schergen des Kults nichts mehr entgegenzusetzen. Das hinderte Narron nicht daran, einen Stuhl gegen die Ghoulklaue zu schleudern, die wieder zum Vorschein kam, und ein abgebrochenes Bein des zersplitterten Möbelstücks aufzunehmen, um es als Knüppel bereitzuhalten.
    Wider alle Vernunft bewunderte sie seine Tapferkeit. »Komm!«, rief sie dennoch. Zögerlich wich er zur zweiten Tür zurück.
    Der nächste Schlag traf nahe am Schloss und sprengte den Eingang auf. Die bucklige Gestalt eines Ghouls stapfte durch die Öffnung. Jetzt, da sie ihr Werk getan hatten, hingen die monströsen Fäuste wie Mühlsteine an den dürren Armen. Die kleinen Augen des Leichenfressers fanden das noch immer viel zu zaghaft brennende Feuer auf dem Tisch offenbar interessanter als die beiden Menschen. Hätte sie dem Eindringling mehr Verstand zugetraut, hätte Nalaji in dem Mahlen der gewaltigen Kiefer einen Ausdruck der Nachdenklichkeit vermutet.
    Hastig fummelte Nalaji an dem kleinen Schlüssel herum, der in der Hintertür steckte. Es konnte auch von Nachteil sein, wenn die Göttin die Kraft bis ins Alter erhielt. Der Schlüssel brach ab. Nalaji schrie auf, zerrte an der Klinke, obwohl sie um die Nutzlosigkeit dieser Bemühung wusste. Narron erfasste die Situation mit einem grimmigen Blick, packte seinen Knüppel so fest, dass sich die Knöchel weiß hervorhoben, und stellte sich vor seine Frau.
    Mit entschlossenem Schritt trat ein untersetzter Mann in den Raum. Das Schwarz seiner Kleidung wäre auch für einen Kleriker des Kults angemessen gewesen, aber er trug keine Robe, sondern ein Wams aus Samt, das nicht zu den kniehohen, polierten Stiefeln passen wollte. Den Schädel hatte er kahl rasiert bis auf einen langen Zopf, in den Kupferringe geflochten waren. Sein Grinsen entblößte angefeilte Zähne. »Entschuldigt mein rüdes Eindringen«, sagte er mit dünner Stimme. »Aber ich musste fürchten, dass mich die Spione des fernen Ilyjia nicht aus freien Stücken empfangen würden.«
    »Damit hättet Ihr ganz richtig gelegen!«, rief Narron, holte mit dem Knüppel aus und warf sich auf den Gegner.
    Der Ghoul war überraschend schnell für einen Vertreter seiner Art. Seine Pranke schoss vor wie die Kelle am Wurfarm eines Katapults. Sie hatte auch nur unwesentlich weniger Kraft. Narron flog durch die Luft wie eine Strohpuppe. Seine Knochen krachten, als er gegen die Wand prallte.
    Nalaji schrie und wollte zu ihm
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