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Hera Lind

Hera Lind

Titel: Hera Lind
Autoren: Männer sind wie Schuhe
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sein Honorar aufkommt.«
    »Was rechtlich überhaupt nicht durchsetzbar gewesen wäre«, sagte Herr Immekeppel traurig.
    »Sie haben aber auch nicht mit offenen Karten gespielt! Oder fanden Sie Ihr Verhalten fair?«
    »Aber Sie erst recht nicht!«, spielte er den Ball sofort zurück. »Dabei sah damals alles so gut aus! Lotta kam von einem angeblichen Selbstfindungsseminar zurück.« Er zog mit dem Zeigefinger sein Unterlid herunter: »In Wirklichkeit war sie mit IHREM Mann in der Ferienhütte am Wolfgangsee. Ich weiß das, denn ich habe sie beschatten lassen.«
    »Und da ist sie jetzt wieder?«
    »Ja. Ich habe alles, was mir einmal wichtig war, verloren. Lotta und die Kinder.« Er zog die Schultern hoch und unterdrückte ein Schluchzen. »Sie war nach Hause gekommen, um Paulchen bei einem Tischtennisturnier zu unterstützen. Sie hat beteuert, dass sie jetzt für immer bei mir im Borkenkäferweg bleiben würde. Ich war so glücklich! Sie sagte sogar, dass sie mich heiraten würde! Aber dann hingen da überall diese Obdachlosen-Plakate von Ihnen und Ihren Kindern! Es war wie verhext!« Seine bisher so sanfte Stimme wurde schriller. »Und im Heilewelter Tagblatt erschien ein Interview mit Ihnen, in dem Sie sagen, dass Lotta eine eiskalte Frau sei, die Ihnen allen Ernstes angeboten habe, Ihnen Ihren Mann abzukaufen, worauf Sie sich aber nicht eingelassen hätten. Lieber würden Sie und die Kinder hungern und erfrieren.«
    »Das hat sich doch alles nur mein Anwalt ausgedacht!«, sagte ich verzagt.
    Immekeppel nahm erneut die Brille von der Nase und schaute mich mit rot umränderten Augen an: »An diesem Tag ist alles zerbrochen.«
    »Und wie ging es dann weiter?«
    »Sie hat mit einer solchen Wut Tischtennis gespielt, dass sie alle Väter der Klasse 3 a von der Platte geputzt hat. Dabei hat sie die ganze Zeit geheult.«
    Ich musste schlucken.
    »Sie haben gewonnen, und Paulchen hat sich wahnsinnig gefreut.«
    Immerhin etwas!, dachte ich.
    »Aber dann wurde ihnen der Preis aberkannt, der Elternbeirat hat auf die Plakate verwiesen und besonders auf das Interview im Heilewelter Tagblatt . Daraufhin hat sie die Zwillinge genommen und ist verschwunden. Zum Glück hat sie vorher noch schnell die Papiere unterschrieben, die ich bereits vorbereitet hatte.«
    »Was denn für Papiere? Wollten Sie nicht heiraten?«
    »Das war die Variante A. Aber für die Variante B hatte ich vorsichtshalber auch schon was vorbereitet.«
    »Nämlich?« Verlegenheit überkam mich. Es war das berühmte Fremdschämen.
    »Ich habe sie unterschreiben lassen, dass sie auf das Haus samt Hausrat verzichtet und niemals irgendwelche Ansprüche an mich geltend machen wird. Und dass sie den Kredit der Heilewelter Sparkasse für die Musikschule in hundertvierundvierzig Monatsraten abstottern wird.«
    Ich starrte ihn entsetzt an. So langsam bekam ich Mitleid mit dieser Frau. Er hatte einen Plan B vorbereitet? Was hätte sie da erst alles unterschreiben müssen, wenn Plan A funktioniert und sie geheiratet hätten?
    »Tja.« Immekeppel fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Und nun ist mein letztes Kind auch noch weg. Paulchen wollte unbedingt zu seiner Mama. Und zu seinem Au-pair-Jungen Caspar. So hat sich mein Leben entwickelt, seit meinem unseligen Anruf bei Ihnen. Hätte ich doch bloß nie zum Hörer gegriffen! Dann säßen wir jetzt als heile Familie in einem netten Ferienhotel in der Eifel!«
    »Tja!«, murmelte ich halb mitleidig, halb schadenfroh. »Da ist Ihr Warnschuss wohl gründlich nach hinten losgegangen.«
    »Aber in einem hatte ich doch recht: Ihr Mann war nicht ernsthaft an ihr interessiert.« Er schickte ein mitleidiges Lachen hinterher, das wie ein Meckern klang. »Es freut mich jedenfalls zu hören, dass der jetzt über alle Berge ist«, sagte er. »Lotta sitzt jetzt allein in dem verlassenen Bootshaus und kommt hoffentlich wieder zur Besinnung.« Er fuhr sich mit dem Handrücken über die Nase: »Apropos: Haben Sie nicht Lust, heute Abend mit mir zu essen? Meine Haushälterin Brunhilde Zweifel kann hervorragend kochen. Mein Vater würde Sie bestimmt gerne kennenlernen. Und meine Schwiegermutter auch. Die kennen ja die ganze Geschichte. Oder haben Sie schon was anderes vor?«
    »Oh ja!«, log ich schnell. »Ich fliege heute noch nach Tokio. Schade.«

LOTTA
    Ich hatte es gewusst! Dieses Fleckchen Erde war im Sommer wirklich das reinste Paradies: das leuchtende Tür kis des Wolfgangsees, dazu die atemberaubende Bergkulisse, die sich in allen
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