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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden
Autoren: Terry Pratchett
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mehr davon,
    denn Karottes Gesicht war ein ganzes Stück größer. Beide Männer ver-
    suchten, nicht zu schmunzeln.
    »Eine vortreffliche Wahl«, sagte Lord Vetinari.
    »Ich habe mir erlaubt, in deinem Namen einen Brief an den Haupt…
    an Herrn Mumm aufzusetzen. Um dir Mühe zu ersparen. Möchtest du
    ihn lesen?«
    »Du denkst an alles, nicht wahr?«
    »Ich hoffe es, Herr.«
    Der Patrizier überflog den Brief. Ein- oder zweimal lächelte er, griff
    dann nach einem Stift, unterschrieb und reichte den Brief zurück.
    »Hast du mir nun al e deine For… Wünsche vorgetragen?«
    Karotte kratzte sich am Ohr.
    »Da ist noch eine letzte Sache. Ich brauche ein Zuhause für einen klei-
    nen Hund. Nötig sind: ein großer Garten, ein warmer Platz am Kamin
    und glücklich lachende Kinder.«
    »Lieber Himmel! Ist das dein Ernst! Na ja, so etwas müßte sich eigent-
    lich finden lassen.«
    »Danke, Herr. Das wär’s dann, glaube ich.«

    Der Patrizier stand auf und hinkte zum Fenster. Der Abend begann. In
    der Stadt leuchteten die ersten Lichter.
    »Mir fäl t da gerade etwas ein, Hauptmann«, sagte er und kehrte Karot-
    te den Rücken zu. »Die Sache mit dem Thronfolger… Was hältst du
    davon?«
    »Ich verschwende keinen Gedanken daran, Herr. Das ist doch nur der
    übliche Schwert-im-Stein-Unsinn. Könige kommen nicht einfach aus
    dem Nichts, winken mit dem Schwert und bringen al es in Ordnung. Es
    wäre töricht, etwas anderes anzunehmen.«
    »Ich glaube, es wurden… Beweise erwähnt.«
    »Niemand scheint zu wissen, wo die sich befinden, Herr.«
    »Als ich mit Hauptmann… mit Kommandeur Mumm sprach, wies er
    darauf hin, daß du die Unterlagen hast.«
    »Offenbar habe ich sie irgendwo hingelegt und dann vergessen.«
    »Erstaunlich. Nun, hoffentlich hast du sie geistesabwesend an einem
    sicheren Ort untergebracht.«
    »Sie sind bestimmt gut… gehütet, Herr.«
    »Al em Anschein nach hast du viel von Hau… von Kommandeur
    Mumm gelernt, Hauptmann.«
    »Mein Vater hat mich immer gelobt, weil ich so schnell lerne, Herr.«
    »Vielleicht braucht die Stadt einen König. Hast du an diese Möglichkeit gedacht?«
    »Ankh-Morpork braucht einen König ebenso wie ein Fisch… äh…
    etwas, das unter Wasser nicht funktioniert.«
    »Ein König kann an die Gefühle seiner Untertanen appellieren,
    Hauptmann. Du hast dieses Mittel einem Trol gegenüber eingesetzt, wie
    ich erfahren habe.«
    »Ja, Herr. Aber was stellt Detritus morgen an? Ich meine, man kann die
    Leute nicht wie Marionetten behandeln. Das geht nicht. Herr Mumm
    betonte häufig, daß man seine Grenzen kennen muß. Wenn es wirklich
    einen König gäbe, dann könnte er sich am besten dadurch nützlich ma-
    chen, indem er anständige Arbeit leistet…«
    »Eine interessante Ansicht.«

    »Doch wenn es mal zu einem Notfall kommen sollte… könnte er jederzeit eingreifen.« Karottes Miene hel te sich auf. »So ähnlich ist es auch mit Wächtern. Wenn man uns braucht, dann braucht man uns. Und wenn nicht… wandern wir durch die Straßen und rufen ›Al es ist gut‹ – fal s
    tatsächlich alles gut ist.«
    »Hauptmann Karotte«, sagte Lord Vetinari, »ich glaube, wir verstehen
    uns jetzt sehr gut, und deshalb möchte ich dir etwas zeigen. Bitte, beglei-te mich.«
    Sie gingen zum Thronsaal, in dem sich um diese Tageszeit niemand
    aufhielt. Der Patrizier humpelte durch den großen Raum und streckte die
    Hand aus. »Ich nehme an, du weißt, was das ist, Hauptmann.«
    »Oh, ja. Der goldene Thron von Ankh-Morpork.«
    »Seit Hunderten von Jahren hat dort niemand mehr gesessen. Hast du
    jemals darüber nachgedacht?«
    »Was meinst du, Herr?«
    »Hast du dich nie gefragt, wieso es hier soviel Gold gibt, obwohl selbst
    das Messing von der Messingbrücke gestohlen wurde? Wirf einen Blick
    hinter den Thron.«
    Karotte trat die Stufen hoch.
    »Meine Güte!«
    Der Patrizier sah ihm über die Schulter.
    »Es ist nichts weiter als Goldfolie auf Holz…«
    »In der Tat.«
    Eigentlich war das Holz kaum mehr Holz. Fäulnis und Würmer hatten
    bereits um den letzten biologisch abbaubaren Brocken gerungen. Karotte
    stieß mit dem Schwert dagegen, und Staub rieselte herunter.
    »Was hältst du davon, Hauptmann?«
    Karotte richtete sich auf.
    »Nun, es dürfte besser sein, wenn die Leute nichts davon wissen.«
    »Genau das dachte ich auch. Nun wil ich dich nicht länger aufhalten.
    Bestimmt mußt du viel organisieren.«
    Karotte salutierte.

    »Danke, Herr.«
    »Du und Obergefreiter Angua… Ich
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