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Heiß wie der Wuestenwind

Heiß wie der Wuestenwind

Titel: Heiß wie der Wuestenwind
Autoren: Alexandra Sellers
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Kopf bedeckung eine Keffiyeh. Es war die Tracht, die praktisch jeder männliche Bewohner der Barakatischen Emirate, vom Kellner bis zum Prinzen, zuweilen trug. Dennoch erkannte sie ihn sofort.
    Lisbet blieb einen Moment in der Tür stehen. Abgesehen von seinem dramatischen Auftritt am Nachmittag, hatte sie Jafar al Hamzeh nie in orientalischer Kleidung gesehen.
    Er schien ihren Blick zu spüren, denn er drehte sich nun um. Sie ging die Stufen hinunter.
    Jafar stand regungslos und sah sie einfach nur an. Ihr Haar war straff zurückgekämmt, was ihre zarten Gesichtszüge besonders zur Geltung brachte. Ihre goldenen Ohrringe strahlten im Licht der Abendsonne. Jede Bewegung ihres Körpers zeichnete sich unter der weich fließenden Seide ab. Das Blut in seinen Adern begann zu kochen, als er daran dachte, dass er diesen wundervollen Körper nackt unter seinen Händen gespürt hatte.
    Er trat auf sie zu. Der Chauffeur öffnete die Tür des Rolls-Royce. Lisbet beugte sich vor und spähte hinein. Poliertes Edelholz, persische Teppiche, vergoldete Armaturen.
    „Und da heißt es, Araber hätten keinen Geschmack!" rief sie halb beeindruckt, halb belustigt aus.
    „Steig ein", befahl Jafar.
    Plötzlich verspürte sie Angst. So hatte sie Jafar noch nie erlebt. Sie hatte ihn noch nie in dieser Aufmachung gesehen. Hier in seiner Heimat - mehr noch, hier auf seinem Grund und Boden - war er für sie wie ein Fremder. Ein Mann, der einen Rolls-Royce mit vergoldeten Armaturen besaß.
    Sie hatte keine Ahnung, was er von ihr wollte. Aber er sah aus, als sei er fest entschlossen, es zu bekommen.
    Zögernd stand sie vor der offenen Wagentür. Einerseits hätte sie sich am liebsten geweigert, aber trotz der Angst war sie auch gespannt und neugierig. Jafar hatte immer noch eine sehr starke Wirkung auf sie. Das würde wohl immer so sein.
    Wenn er seine herrische Anweisung wiederholt hätte, hätte sie einen Grund gehabt, zu protestieren.
    Aber er stand nur abwartend da. Genau wie der Chauffeur. Und die Filmcrew saß und stand herum und beobachtete sie mehr oder weniger diskret. Die meisten eher weniger. Schließlich stieg sie ein.
    Die mit weißem Leder bezogenen Sitze sahen nicht nur sündhaft teuer aus, sie waren auch himmlisch bequem. Lisbet rutschte ganz nach rechts hinüber, als Jafar ihr in den Wagen folgte und die Tür hinter sich zuschlug.
    Masoud hob die Hand und winkte, und der Rest der Crew gab jeden Versuch der Diskretion auf und glotzte förmlich, als der Rolls der Biegung der provisorischen Straße folgte und davonfuhr.
    Sie hatten den Set kaum hinter sich gelassen, als Jafar nach ihrem Handgelenk griff.
    Lisbet stieß einen überraschten Laut aus.
    „Was ist das?" fragte er leise und hob ihre Hand. Es war die linke.
    „Das siehst du doch. Ein Ring mit einer Perle und Diamanten."
    Er senkte langsam die Lider und hob sie wieder, um sie schweigend unverwandt anzusehen. Sie verlor fast die Nerven unter seinem Blick.
    „Ein Verlobungsring, Jafar", sagte sie schließlich.
    Er sagte nichts, sondern drückte auf einen Schalter, und die Scheibe des Wagenfensters neben ihm glitt lautlos herab. Feiner Wüstensand wurde vom Fahrtwind hereingeweht.
    Lisbet blickte Jafar verwundert an. Da nahm er ihre Hand, zog ihr den Ring vom Finger und warf ihn aus dem Fenster. Er drückte wieder auf den Schalter, und die Scheibe glitt wieder hoch.
    Lisbet war fast das Herz stehen geblieben. „Wie kannst du es wagen?" sagte sie mit halb erstickter Stimme.
    Er machte eine verächtliche Kopfbewegung in die Richtung, in die der Ring geflogen war. „Er war nicht einmal echt. Ist der Kerl ein Narr? Oder bist du es?"
    Lisbet biss sich auf die Unterlippe. Sie hatte sich den Ring erst vor einer Stunde aus der Requisite geliehen. Sie war der Meinung gewesen, er sähe ziemlich echt aus, aber sie hätte eigentlich wissen müssen, dass Jafar auf den ersten Blick Bescheid wissen würde.
    Hektisch begann sie zu improvisieren. „Ich weiß, dass er nicht echt ist! Wir sind beide im Moment knapp bei Kasse, aber ohne Ring am Finger wollte er mich nicht ins Land der Scheichs flie gen lassen."
    Jafar sah sie so belustigt an, dass sie fast selbst gelacht hätte. Denn ihre Story war ja wirklich ziemlich schwach.
    „Und wer ist dieser Narr, der glaubt, mit einem billigen Imitat seinen Anspruch auf eine Frau wie dich geltend machen zu können?"
    „Er heißt Roger", sagte Lisbet wütend.
    „Roger wie?"
    Sie sah Jafar unwillig an. Endlich ließ er ihr Handgelenk los. Eine
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