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Heinrich Mueller 01 - Salztraenen

Heinrich Mueller 01 - Salztraenen

Titel: Heinrich Mueller 01 - Salztraenen
Autoren: Paul Lascaux
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beurteilen.
    Spring mahnte inzwischen zur Eile. Der Polizist sollte das Haus sichern, Nicole bei der Käsersfrau bleiben, während sich Müller und der Störfahnder nach hinten in die Schlucht begeben würden, die beiden unbekannt war. Nach weiteren 400 Metern endete der asphaltierte Weg und verengte sich zu einem schmalen Fußpfad, der in den Wald unterhalb der Scheidegg führte. Oben war noch knapp das Wildbärgli zu sehen, von dem die Schrecknadelflue abfiel. Dann verschluckte die Schattenschlucht das Licht und die Geräusche der Außenwelt. Mit einem leisen Knistern fielen einige Blätter zu Boden, und man wusste nicht, war es das Blatt selber, das dieses Geräusch erzeugte, oder war es ein Tier am Waldboden, das erschreckt vor den beiden Monstern flüchtete.
    Die Gneiswand, die unvermittelt vor ihnen aufragte, ging erst 20 Meter weiter oben wieder in flacheres Gelände über. Jedenfalls ließ die Abbruchkante in der Höhe darauf schließen. Um diese Kante zu erreichen, musste man jedoch auf einer Leiter emporsteigen. Jedes Leiterstück war drei bis vier Meter lang und reichte bis zu einer aus dem brüchigen Fels herausgehauenen Plattform, um dann ein Stockwerk weiter hinaufzuführen. Viel Vertrauen hatte Müller in die verrosteten Sprossen nicht. Offenbar war jahrelang nichts mehr an dieser Verbindung auf die Alp gemacht worden. Jedenfalls warnte ein Schild ›Betreten auf eigene Gefahr« vor der Besteigung.
    Aber was blieb ihnen anderes übrig? Auf dem dritten von fünf Absätzen stand Werner Eichenberger und brüllte etwas nach unten, das man nicht verstand. Spring hatte bereits den ersten Absatz erreicht und peilte die zweite Leiter an. Müller hatte Mühe, ihm zu folgen und erreichte ihn auf einem kleinen Platz von zwei Quadratmetern, der als Plattform zwischen dem Abschnitt zwei und drei diente. Ein Stockwerk weiter oben befand sich der Käser, dessen Worte nun deutlich zu verstehen waren.
    »Keinen Schritt weiter oder ich stürze mich ins Tal hinunter«, schrie er Spring zu. Müller sah er nicht, da er hinter dem Vorsprung verborgen war. »Wer sind Sie? Was wollen Sie von mir?«
    Nun wagte sich der Detektiv aus der Deckung und brüllte nach oben: »Mach keinen Unsinn, Werner. Wir haben deinen Sohn gefunden. Deine Frau braucht dich.«
    Gleichzeitig wusste er, wie dumm diese Aussage war. Aber wer hätte in einer solchen Situation die richtigen Worte gefunden?
    »Wo willst du denn hin? Oben wartet bestimmt schon die Polizei. Gib auf, Eichenberger«, rief Spring nach oben.
    »Bleibt zurück. Ihr seid doch alle ein Teil der Verschwörung gegen mich.« Er machte Anstalten, sich zu setzen.
    Müller stieg einige Treppenstufen hoch, um in vernünftiger Lautstärke mit dem Käser reden zu können.
    »Werner, erklär mir ein paar Dinge. Ramseier hat mir eure Familiengeschichte erzählt und auch die Schuld, die deinen Sohn trifft. Warum aber musste Housi Bähler sterben?«
    »Der Einwäger wollte von der Moloko -Vertragskündigung profitieren und hat mich erpresst. Er würde sein Wissen über Beat weitergeben, wenn ich nicht die Hälfte der Emmentaler in der Sandsteinhöhle lagere und sie ihm später zu einem billigen Preis verkaufe. Er wollte sie dann in den Moloko- Kreislauf einspeisen und damit erkleckliche Gewinne machen. Jetzt kann er schauen, wo er bleibt. In der Hölle kann er seinen Käse fressen. Ich hab ihn schon mal rausgestellt, damit er ihn abholen kann.«
    »Und Therese?«, fragte Müller weiter.
    »Da ist auch der Housi dran schuld. Er musste seiner Hure alles erzählen, was er über uns wusste. Wie konnte ich sie da am Leben lassen?«
    »Du hättest also in Kauf genommen, dass der Ernst unschuldig im Knast schmort.«
    »Der Hurensohn hat nichts Besseres verdient. Erst seine Eltern im Stich gelassen, dann eine Schlampe aus der Stadt angeschleppt und schließlich das ganze Heimet versoffen.«
    »Und Fankhauser Jürg? Das war doch eine unnötig blutige Arbeit.«
    »Aber Arbeit war es allemal. Und zwar gottgefällige Arbeit. Gott hat den Menschen nicht dafür geschaffen, hinter anderen herzuschnüffeln. Jeder soll sich um die eigenen Dinge kümmern. Außerdem hat er mir damit gedroht, eine alte Rechnung zu begleichen. Ich hätte ihm Geld bringen sollen, an die Brücke, letzte Nacht. Ich hab ihm den verdienten Tod gebracht.«
    »Was für alte Rechnungen?«
    Werner Eichenberger begann zu schluchzen. »Beat ist mit seiner Tochter Linda nach Bern abgehauen, damals. Sie haben beide Drogen eingeworfen, auf
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