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Heimliche Sehnsucht: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Heimliche Sehnsucht: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Titel: Heimliche Sehnsucht: Mittsommergeheimnis (German Edition)
Autoren: Pia Engström
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Audreys Geschichte erinnern. Es ging um den Trollfelsen, einen mystischen Ort, der sich ganz in der Nähe befinden sollte. Angeblich lebten dort bösartige Wesen, die nur darauf warteten, dass kleine Kinder sich in ihre Nähe verirrten, um sie zu sich in den Berg zu ziehen und nie wieder freizulassen.
    Obwohl Linnea es niemals zugegeben hätte, so waren Audreys Worte doch nicht spurlos an ihr vorübergegangen. Ein heraufziehender Sturm, das seltsame, fast schon unwirkliche Licht der Mittsommernacht, all die unheimlichen Geräusche des Waldes in der hereinbrechenden Dämmerung … In jener Nacht wünschte Linnea sich nicht zum ersten Mal, Audrey würde sich in Luft auflösen und einfach verschwinden – und dann verschwand sie tatsächlich. Zuerst hielten Linnea und ihre Freundinnen es für einen Scherz, doch als schließlich ein schriller Schreckensschrei durch den Wald hallte, bekamen sie es mit der Angst zu tun und liefen davon.
    Noch in derselben Nacht machte sich ein ganzer Trupp Männer auf die Suche nach Audrey. Doch die einzige Person, auf die sie stießen, war die damals dreizehnjährige Malin, zitternd vor Angst und kaum in der Lage, auch nur ein einziges Wort hervorzubringen. Später behauptete sie, beobachtet zu haben, wie Audrey von einem Troll in den Berg gezogen wurde.
    Niemand glaubte ihr – bis auf Linnea und ihre Freundinnen. Ganz besonders Linnea, die sich immer wieder fragte, ob es ihr Wunsch gewesen war, der Audrey hatte verschwinden lassen …
    Für einen winzigen Moment schloss Linnea die Augen und versuchte krampfhaft, die unerwünschten Erinnerungen abzuschütteln. Doch wie es schien, waren die Geister der Vergangenheit durch das Aufeinandertreffen mit Malin zu neuem Leben erwacht.
    Und dieses Mal ließen sie sich nicht so leicht wieder abschütteln.
    Linnea reckte das Kinn. Sie musste dringend aufhören, weiter darüber nachzudenken. Das alles lag fünfzehn Jahre zurück. Audrey war nie wieder gesehen worden, niemand wusste, was mit ihr passiert war. Doch die Zeiten, in denen Linnea noch an Geister, Trolle und anderen Kram geglaubt hatte, waren längst vorbei – oder?
    Sie nickte. Jetzt galt es, sich um die Realität zu kümmern. Und vor allem um Probleme, die ihr heutiges Leben betrafen.
    Fast sechs Jahre war es nun her, seit sie Schweden fluchtartig verlassen hatte. Schmerzerfüllt schloss sie die Augen, als sie daran zurückdachte. Erst der hässliche Streit mit ihrem Stiefvater und ihrer Mutter, dann der Moment, in dem sie Kristian …
    Nein, sie wollte jetzt nicht an Dinge denken, die sie besser vergessen sollte. Sie hatte es geschafft, sich aus eigener Kraft eine neue Existenz aufzubauen. Eine
gute
Existenz. Und das würde sie sich von nichts und niemandem kaputt machen lassen.
    Schon gar nicht von Kristian.
    Doch leider hing im Augenblick alles, was sie in den vergangenen Jahren erreicht hatte, ausgerechnet von ihm ab. Es musste ihr gelingen, ihn davon zu überzeugen, das Richtige zu tun.
    Noch einmal atmete sie tief durch, dann ging sie auf die alte Mühle zu. In diesem Moment trat eine Frau nach draußen. Ihr hellblondes, von grauen Strähnen durchsetztes Haar hatte sie zu einem straffen Zopf zusammengefasst, was ihr ohnehin eher herbes Gesicht mit den schmalen Lippen und den kühl blickenden graublauen Augen noch strenger wirken ließ, als es ohnehin bereits war. Sie trug Jeans und einen schlichten Pullover mit V-Ausschnitt, dazu dunkelgrüne Gummistiefel, und in der Hand hielt sie eine Gießkanne.
    Linnea erkannte die Frau sofort: Annika Västarsand, Kristians Mutter.
    “Hej
, Annika!”, sagte Linnea.
    Zunächst schien Kristians Mutter sie nicht zu erkennen, dann jedoch blieb sie wie angewurzelt stehen. Für einen Moment sah es so aus, als wäre sie vor Schock wie erstarrt. Beinahe hätte sie die Gießkanne fallen lassen, doch schließlich hatte sie sich wieder im Griff.
    “Was willst du hier?”, fragte sie mit zusammengekniffenen Augen, aus denen nicht nur reine Überraschung, sondern die pure Feindseligkeit sprach.
    Irritiert runzelte Linnea die Stirn. Das Verhältnis zwischen ihr und Kristians Mutter war nie besonders gut oder gar herzlich gewesen. Von Anfang an hatte sie das Gefühl beschlichen, dass sich die ältere Frau eine andere Schwiegertochter gewünscht hätte. Aber diese offensichtliche Feindseligkeit überraschte sie dann doch.
    Sie beschloss, darüber hinwegzugehen. “Ich möchte mit Kristian sprechen”, sagte sie mit fester Stimme. “Ist er da?”
    “Mein
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