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Heimliche Sehnsucht: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Heimliche Sehnsucht: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Titel: Heimliche Sehnsucht: Mittsommergeheimnis (German Edition)
Autoren: Pia Engström
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unverfänglichere Richtung zu lenken. Bot die Gegenwart nicht bereits genügend Herausforderungen? Musste sie sich da auch noch mit der Vergangenheit belasten?
    “Heute Abend”, sagte Malin, als Linnea schon gar nicht mehr mit einer Erwiderung rechnete. “Sie wollte heute Abend zurück sein.” Auf einmal blieb sie stehen und drehte sich um. “Ich sehe sie manchmal, weißt du?”
    “Wen?”, fragte Linnea überrascht. “Meine Mutter?”
    Malin schüttelte den Kopf. “Nein.” Ihr Gesicht nahm einen beinahe abwesenden Ausdruck an. “Ich spreche von Audrey …”
    Unwillkürlich zuckte Linnea zusammen. Trotz des lauen Frühlingswetters fröstelte sie plötzlich. Was wollte sie eigentlich hier? Und warum hörte sie sich diesen Unsinn überhaupt an?
    “Würdest du meiner Mutter bitte ausrichten, dass ich hier war, wenn du sie siehst?”, bat sie knapp. “Ich muss jetzt gehen.”
    Plötzlich konnte sie gar nicht schnell genug zurück zu ihrem Wagen kommen. Sie hatte das Gefühl, Malins Blick in ihrem Rücken zu spüren, als sie den schmalen Gartenweg entlangging. Ihr war bewusst, dass ihr überstürzter Aufbruch wie eine Flucht wirken musste. Und in gewisser Weise war er das auch.
    Die Begegnung mit Malin hatte Erinnerungen zum Vorschein gebracht, die Linnea lange Jahre in den hintersten Winkel ihres Unterbewusstseins verbannt hatte. Doch jetzt brachen sie wieder hervor, und es schien nichts zu geben, was sie dagegen unternehmen konnte.
    Ihr Atem ging gepresst und stoßweise, als sie ihren Wagen erreichte. Sie fühlte sich, als habe sie einen Marathon hinter sich, dabei war sie nur ein paar Hundert Meter weit gelaufen. Gerade als sie einsteigen wollte, fiel ihr Blick wie von selbst noch einmal hinauf zum
Trollfjällen
.
    Linnea kniff die Augen zusammen. Bewegte sich da nicht etwas? Für einen Moment glaubte sie die Gestalt eines Mädchens zu erkennen, aber als sie genauer hinschaute, war sie plötzlich verschwunden.
    Irritiert fuhr sie sich mit beiden Händen durchs Haar. Was war bloß mit ihr los? Fing sie jetzt etwa schon an, Gespenster zu sehen?
    Wahrscheinlich war es nur eine Reflexion, versuchte sie sich selbst zu beruhigen. Doch so recht daran glauben konnte sie selbst nicht. Und als sie endlich hinters Steuer sank und den Motor ihres Wagens anließ, beschlich sie das ungute Gefühl, dass sie mit ihrer Rückkehr nach Dvägersdal möglicherweise eine Lawine ins Rollen gebracht hatte, die sie nun nicht mehr aufhalten konnte.
    Linneas Atem ging hastig, als sie eine Stunde später vor der ehemaligen Mühle stand, in der Kristian zusammen mit seiner Mutter lebte.
    Das Gespräch mit Malin hatte sie mehr aufgewühlt, als sie sich selbst gegenüber eingestehen wollte. Mit einem Schlag waren Dinge wieder an die Oberfläche gespült worden, die sie jahrelang verdrängt hatte und mit denen sie auch heute noch nicht umgehen konnte.
    Sie seufzte. Immer wieder wanderten ihre Gedanken zurück zu jenem Tag, an dem sich ihr Leben komplett verändert hatte. Es war an Mittsommer geschehen, kurz nach ihrem elften Geburtstag. Seltsam. Jetzt, wo sie wieder in Dvägersdal war, erinnerte sie sich, als wäre es erst gestern passiert.
    Sie hatte mit ihren besten Freundinnen Finja und Hanna in den Wald gehen wollen, um vor dem großen Fest nach Spuren von Elfen und Kobolden zu suchen. In einem alten Buch, das sie auf dem Dachboden von Hannas Elternhaus entdeckt hatten, stand, dass die mystischen Kräfte zu Mittsommer eine besonders starke Ausprägung besaßen.
    Doch anstatt auf die erhofften Fabelwesen stießen sie nur auf Audrey, das englische Au-pair-Mädchen von Finjas Familie, das den Wald normalerweise mied, weil es ihn unheimlich fand. Angeblich war sie ihnen gefolgt, weil das zu ihren Aufgaben gehörte – doch die Mädchen wussten es besser: Audrey war eine eitle und besserwisserische Siebzehnjährige, deren größtes Vergnügen es zu sein schien, Finja und ihre Freundinnen zu schikanieren. Dass Linnea sie nicht ausstehen konnte, hatte allerdings noch ganz andere Gründe …
    An jenem Abend war Audrey ihnen auf ihrem Marsch durch den Wald gefolgt und erzählte ihnen dabei eine gruselige Geschichte, doch das hatte mit Freundlichkeit nicht viel zu tun. Sie wollte ihnen Angst einjagen, und das war ihr auch gelungen – wenn auch auf andere Art und Weise, als sie sich das vorgestellt haben mochte.
    Linnea atmete hastig aus, als sie merkte, dass sie die ganze Zeit über die Luft angehalten hatte. Sie konnte sich noch genau an
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