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Heimlich Fee 4: Wie ein Zauber alles auf den Kopf stellte (German Edition)

Heimlich Fee 4: Wie ein Zauber alles auf den Kopf stellte (German Edition)

Titel: Heimlich Fee 4: Wie ein Zauber alles auf den Kopf stellte (German Edition)
Autoren: Thilo
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hin.
    Jetzt merkte ich, dass der Tag doch unglaublich lang gewesen war. Meine Augenlider senkten sich nach unten, als würde etwas Schweres dranhängen. Zum Beispiel ein Sofa.
    „Zwölf Gramm Wiesenschaumkraut … bleibt Schaumkraut und Brautkleid bleibt …“
    Ich träumte, wie ich in einem Brautkleid in unserer Küche Wurzeln putzte. Mein Bräutigam spielte Gitarre. Nelly, Kimi und Mia sangen dazu mit ihren schönen, klaren Feenstimmen. Dann kam mein Vater und ich versteckte die Wurzeln, während die Feen um ihn herumschwirrten und ein bisschen zauberten. Papa erfand rasch einen automatischen Gitarrenspieler und so konnten wir alle miteinander tanzen.
    Als mich etwas in die Schulter pikste, schreckte ich aus dem Schlaf. Ich lag mit dem Gesicht auf der Schreibtischplatte. Wie in Zeitlupe richtete ich mich auf. Vor mir stand Papa.
    „Was machst du da?“, wollte er wissen. Keine ganz unberechtigte Frage.
    Ich knibbelte mir ein Blatt der Gemeinen Wegwarte von der Wange. Dabei dachte ich fieberhaft nach.
    „Also …“ Ich versuchte, mich in meinen Vater hineinzuversetzen.
    Da kommt man sonntagmorgens in das Zimmer seiner einzigen Tochter und findet sie mit Blättern auf der Backe und Moos im Haar schlafend auf dem Schreibtisch vor. Rundherum liegen getrocknete Pflanzen und ein Mörser mit halb zerstampften Blüten der Herbstzeitlose. Dazu ein Buch mit selbst geschriebenen Zauberrezepten. Na ja, die Sache mit der Gärtnerlehre würde nicht funktionieren …

    „Ich, äh, ich bereite mich für die Schule vor.“ Und das war nicht mal gelogen!
    Papa nickte, ein Punkt für mich.
    „Für ein Referat. In Bio.“ Das klang glaubwürdig, also noch ein Punkt. „Mit, äh, Jill.“
    Das nun wieder war so unwahrscheinlich wie Schnee im August – wie rosa Schnee. Jill hasste mich wie die Pest. Und ich hätte mir lieber Fußpilz ausgesucht, als mit ihr zu lernen. Aber das wusste Papa ja nicht und darauf kam es schließlich an.
    „Fleißig, fleißig, meine Kleine“, sagte Papa und schüttelte ungläubig den Kopf. „Das musst du von Mama haben. Wenn ich da an meine Schulzeit zurückdenke …“
    Papa gehört nicht zu den Erwachsenen, die ihr Kind an den Schreibtisch schimpfen und ihm erzählen, was für übelstgeniale Schüler sie selbst waren. Und die, wenn man dann ein altes Zeugnis von ihnen findet, sturköpfig behaupten, die vielen Fünfen seien eine Fälschung.
    Mein Vater hat von Anfang an alles zugegeben. Lernen mochte er nicht, es sei denn, der Stoff wurde nicht abgefragt. Trotzdem ist er heute ein fröhlicher Mensch.
    Wo war ich stehen geblieben?
    Ach ja! Papa kaufte mir die Sache mit dem Biologiereferat ab und ich konnte auch noch den ganzen Tag über weiterlernen. Er brachte mir sogar das Frühstück aufs Zimmer, so süß ist der!
    Tatsächlich konnte ich mir nach und nach ein paar schwierige Rezepte merken. Zweiundzwanzig Gramm über eine Vollmondnacht eingeweichte Ruprechtskrautwurzelrinde und so was. Aber ob das bis zur Prüfung in meinem Hirn blieb, bezweifelte ich an diesem Sonntag doch stark.

Gegen Mittag brummte mir der Kopf vor lauter Gramm und Wurzelrinden. Zum Glück rief mich Papa zum Essen. Er kann fein kochen, als Restaurantbesitzer würde er es sicher weit bringen. Aber seine Leidenschaft ist eben das Erfinden von Sachen, die niemand braucht.
    Schwimmen kann er auch super. Und da die Sonne herrlich warm vom Himmel strahlte, kraulten wir noch zwei Stunden durch den See. Dann wurde es Zeit, ins Internat zurückzukehren.
    Mein Vater glaubt ja, ich gehe immer noch in den Lindenhof, meine alte Schule. Jeden Sonntagnachmittag fährt er mich dorthin. Ich winke brav und steige dann in einem unbeobachteten Moment durch den Spiegel im Flur des Lindenhofs. Das ist der geheime Zugang zum Reich der Feen.
    Für den Fall, dass doch mal jemand unter der Woche nach mir fragen sollte, habe ich den Wächterstein. Bofar Eisenbart, unser Lehrer in Kristallkunde, hat ihn mir geschmiedet. Darin sind Haare all der Menschen, die mich besuchen könnten. Eins von Emma, Mama, Papa, Oma Konstanzia, Papas Mama und Papas Papa. Und ein siebtes, von dem ich immer noch nicht weiß, zu wem es gehört.
    Kommt einer dieser sieben durch den Torbogen vor dem Menscheninternat, wo ich den Stein versteckt habe, leuchtet das Gegenstück auf. Deshalb muss ich es immer, wirklich immer, in meiner Tasche tragen. Sobald es zu leuchten anfängt, springe ich blitzschnell durch den Spiegel zurück und renne zu meinem Besucher. Bis jetzt
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