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Heimkehr

Heimkehr

Titel: Heimkehr
Autoren: Robin Hobb
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Händen zu schaffen. Die Männer lac h ten uns aus, als wir unsere geflochtenen Wände erricht e ten, und me inten spöttisch, was solch zerbrechliche Barr i eren wohl abhalten sollten.
     Ich kam mir zunächst albern vor, doch als es dunkel wurde, fanden wir Trost in unserer wackeligen Hütte. Sewet, die Korbflechterin, hat eine wunderschöne Stimme, und m ir traten die Tränen in die Augen, als sie ihr Jüngstes mit dem Lied ›Lobe Sa in deiner Drangsal‹ in den Schlaf sang. Es kom m t m i r fast wie ein Leben s alter vor, seit ich das letzte Mal Musik gehört habe. Wie lange m ü ssen me ine Kinder ohne Kul t ur und ohne Lehrer leben, außer der gn a denlosen Schulung durch diesen wilden Ort?
    Obwohl ich Jathan Carrock verachte, weil er uns das Exil aufgebürdet hat, ver mi sse ich ihn heute Nacht.
     
     
Tag zwölf oder dreizehn des Grünenden Mondes
    Im vierzehnten Jahr der Regentschaft des Hochherrschaftlichen und Erhabenen Satrapen Esclepius
     
     
    Gestern Nacht schlug der Wahnsinn in unserem Lager zu. Es begann da m it, dass eine Fr a u sich in der Finstern i s plötzlich erhob. »Horcht! Hor c ht! Hört denn nie m and ihren Gesang?« Ihr Ehemann versuch t e sie zu beruhigen, aber dann rief ein Junge, er habe die Lieder schon seit m e hreren Nächten gehört. Daraufhin s t ür m t e er in die Nacht hinaus, als wusste er genau, wohin er sich wenden m ü sse. Seine Mutter lief hinter ihm her. Daraufhin riss sich die erste Frau von ihrem Gatten los u nd stürzte ebenfalls in die Sü m p fe hinaus. Drei andere fol g ten ihr, doch nicht, um sie zurückzuholen. »Wartet!«, schrien sie. »Wartet, wir kommen m it euch!«
     Ich erhob m i ch und u m klammerte meine beiden Söhne, für den Fall, dass der Wahnsi n n auch sie ergreifen sollte. Ein seltsames Licht erhellt d e n Dschungel des Nachts. Die Leuchtkäfer sind uns vertraut, nicht jedoch diese merkwürdige Spinne, die einen T r opfen glüh e nden Speichel in der Mitte ihres Netzes hinterl ä sst. Winzige Insekten fliegen geradewegs hinein wie Motten in eine Kerzenflam m e. Es gibt auch hängendes Moos, das blass und kalt glüht. Ich wage nicht, m ir vor meinen Jungen anmerken zu lassen, wie sehr m i ch das alles gruselt. Statt dessen belog ich sie und behauptete, ich zitterte so wegen der Kälte und der Sorge um die ar m e n, u m nachtet e n Elenden, die sich sicherlich im Su m p f verirren würden. Noch viel mehr Unbehagen bereitete es m i r, als mein kleiner Carl m in davon schwär m t e, wie wundervoll d e r Dschungel in der Nacht wäre und wie süß doch d i e nachtb l ühenden Blu m en dufteten. Er behauptete, dass er sich daran erinnern könne, wie ich Kekse gebacken hätte, die ich mit diesen Blumen gewürzt hätte. Solche Blumen gibt es in ganz Jamaillia nicht, aber als Carl m in davon sprach, stand m ir augenblicklich das Bild dieser kle i nen braunen Kekse vor Augen. Sie waren weich in der Mitte u nd knusprig braun am Rand. Selbst während ich dies hier niederschreibe, erinnere ich m i ch daran, wie ich den Teig zu Blüten geformt habe, bevor ich ihn in heiße m , blubberndem Fett buk.
    Dabei habe ich niemals so etwas gebacken, das schwöre ich.
    Bis zur Mitte des nächsten Tages fanden wir kein Lebenszeichen von denen, die dem Wahnsinn verfallen waren. Ein Suchtrupp wurde ihnen h i nterher geschickt,  aber die Männer kehrten nass, von Insekt e n zerstochen und niedergeschlagen zurück. Der Dschungel hat die Är m s ten verschluckt. Die Frau hat einen kleinen Jungen zurückgelassen, der fast den ganzen Tag nach ihr geschr ie n hat.
    Ich habe nie m andem von der Musik erzählt, die mich in me i nen Trä u men he i m s u cht.

Tag vierzehn oder fünfzehn des Grünenden Mondes
    Im vierzehnten Jahr der Regentschaft des Hochherrschaftlichen und Erhabenen Satrapen Esclepius
     
     
    Unsere Kundschafter sind i mmer noch nicht zurückgekehrt. Tagsüber, vor uns e ren Kindern, lassen wir uns nichts anmerken, aber in d e r Nacht reden Marthi Duparge und ich über unsere Befürchtungen, während meine Jungen schlafen. Unsere Männer h ä tten längst zurückkehren m ü ssen, wenn auch nur, um uns mitzuteilen, dass sie keinen besseren Ort gefunden hätten als diese su m p fige Insel.
    Letzte Nacht weinte Marthi und sagte, dass der Satrap uns vorsätzlich in den T od geschickt habe. Ich war bestürzt. Sas Priester haben diese uralten Sc h r iftrollen übersetzt, und Männer, die sich Sa geweiht haben, können nicht lüg e n. Vielleicht hab e n sie sich
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