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Heidelberger Lügen

Heidelberger Lügen

Titel: Heidelberger Lügen
Autoren: Wolfgang Burger
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in einem Nebensatz nur, aber da ist Dean auf einmal alles klar geworden. Das ist nämlich der Witz dabei: Dean hat Jakob selbst gezeigt, wie das geht! Dean war in dieser Beziehung ziemlich pervers, er hatte Spaß an solchen Sachen. Deshalb hat er ja auch diese ganzen Waffen gesammelt. Und wie Jakob ihm nun beiläufig erzählt, dass der Mörder Isolde auf genau diese Weise den Hals gebrochen hat, da ist Dean aufgegangen, wer der Mörder gewesen sein musste.
    Jakob war völlig durcheinander, als er an dem Abend heimkam. Gesagt hat er aber nur, dass McFerrin ihm kein Geld gibt. Dass er behauptet, er hat es nicht. Am nächsten Morgen ist er in aller Frühe nach Oberhausen gefahren, hat sich dort ein Hotel genommen, damit er ein Alibi hat. Am späten Abend ist er heimlich zurückgekommen. Aber das wusste ich damals natürlich alles noch nicht.«
    Ihr Atem normalisierte sich allmählich. Die Gesichtsfarbe war schon fast wieder gesund. Immer noch beobachtete sie den Gürtel am Boden wie eine schlafende Schlange.
    »Sie machen sich keine Vorstellung, wie ich erschrocken bin, als Jakob mitten in der Nacht auf einmal dasteht. Wie er Dean gefunden hat, weiß ich nicht. Jedenfalls hat er ihn gefunden. Vielleicht hatte er gehofft, er erwischt ihn, bevor er mit Hörrle reden kann. Aber das hat wohl nicht geklappt. Es ist alles schief gegangen. Jakob ist noch in der Nacht zurück nach Oberhausen, nachdem wir den Mercedes im Rhein versenkt hatten, und für ein paar Tage abgetaucht. Freunde von uns haben ein Haus auf Juist. Als wir merkten, dass Sie nicht auf ihn kommen, dass Sie ihn nicht verdächtigen …«
    »… und er zudem in den Nachrichten hörte, dass Hörrle tot war, hat er seinen Urlaub beendet.«
    Nun passte alles zusammen. »Ihr Mann war früher auch bei der Bundeswehr?«
    »Von da haben die drei sich doch gekannt.« Sie sah mir offen ins Gesicht. »Ich weiß nicht genau, was er dort gemacht hat. Auf jeden Fall hatte er auch mit Elektronik und Funk zu tun, wie die anderen. So sind sie dann ja später ins Geschäft gekommen. Und auf diesem Weg hat Hörrle auch Isolde kennen gelernt. Und als Jakobs Eltern starben, da war er auf einmal reich und konnte seinen Job bei der Armee hinschmeißen.«
    Es fiel mir schwer, die Füße zu heben, als ich zu meinem Stuhl zurückging. Der Wasserhahn unten tropfte und tropfte.
    »Darf ich Sie was fragen?« Mit dunklen, verzweifelten Kinderaugen sah Cornelia Johansson mir ins Gesicht. »Muss ich ins Gefängnis?«
    »Auch das wird der Richter entscheiden«, erwiderte ich müde. »Es kommt allerhand zusammen. Aber Sie werden es überstehen.«
    Beerbaum seufzte leise. Sein Mund zuckte, die Gesichtsfarbe war nicht mehr gar so beängstigend wie zuvor. Offenbar stabilisierte sich sein Kreislauf. Ich griff zum Handy und wählte Vangelis’ Nummer.
     
    Jakob Beerbaum hatte keinen Herzinfarkt erlitten, sondern lediglich einen schweren Kreislaufkollaps. Schon nach zwei Tagen in der Uniklinik wurde er zur weiteren Genesung ins Zentralkrankenhaus des Baden-Württembergischen Strafvollzugs in Hohenasperg verlegt. Derzeit wartet er dort auf die Eröffnung des Hauptverfahrens.
    Cornelia Johansson befindet sich nach wie vor auf freiem Fuß. Auch sie hat mit einer Anklage zu rechnen wegen diverser minderschwerer Delikte wie Vertuschung einer Straftat. Aber nach Einschätzung von Frau Doktor Steinbeißer hat sie nur mit einer Bewährungsstrafe zu rechnen.
    Vitus Hörrle dagegen ist uns entkommen. Unsere Techniker vermuten, dass er schon jenseits der französischen Grenze war, als ich das Haus am Hang über Schriesheim betrat. Wo er sich derzeit aufhält, wovon er lebt, ist nicht bekannt. Vielleicht ist er bei der Fremdenlegion untergekommen. Ein Luzerner Anwalt kümmert sich um sein Erbe. Die Villa in Lauffen steht zum Verkauf.
    Ob Diana Gold-Fehrenbachs Geschäft mit den Chinesen vom erhofften Erfolg gekrönt war, ob die chinesischen Behörden die Erfindung von Sören Kriegel und Dean Morris McFerrin erfolgreich zur Niederhaltung der Informationsfreiheit in ihrem Land einsetzen, entzieht sich ebenfalls meiner Kenntnis. Falls ja, dann werden neue Erfindungen ihren Erfolg rasch zunichte machen.
    Wenn es auf dieser Welt etwas gibt, was auf Dauer keinerlei Grenzen respektiert, weder politische noch moralische oder technische, dann ist es Information.
     
    Am Morgen nach Hörrles Verschwinden und Beerbaums Verhaftung hatte ich eine lange Unterredung mit Liebekind. Noch war nicht alles erledigt, noch gab es
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