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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen
Autoren: Judith McNaught
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Eingangsstufen zu ihrem Herrenhaus hinauf. Bentner öffnete die Tür.
    Der alte, aber recht stämmige Butler war offensichtlich einigermaßen aufgeregt. „Sie haben Besuch, Miss Elizabeth!“ verkündete er in dem Ton eines Mannes, der sich vor Freude kaum fassen konnte, aber zu würdig war, um das zu zeigen.
    Seit zwei Jahren hatte es auf Havenhurst keine Besucher mehr gegeben, und deshalb verwandelte sich Elizabeths Freude auch gleich in Verwunderung, zumal es sich bei dem Besucher nicht um einen weiteren Gläubiger handeln konnte, denn sie hatte sämtliche Schulden von dem Geld bezahlt, das sie mit dem Verkauf aller Wertgegenstände und eines großen Teils des Mobiliars hatte erzielen können.
    „Wer ist es, Bentner?“ wollte sie wissen.
    Der Butler strahlte. „Es ist Alexandra Lawrence! Äh... Townsende“, berichtigte er sich, als ihm einfiel, daß die Besucherin ja inzwischen verheiratet war.
    Sekundenlang blieb Elizabeth vor Freude gelähmt stehen, doch dann riß sie sich das Kopftuch herunter und rannte recht undamenhaft zum Salon. An der Tür blieb sie stehen und sah die schöne dunkelhaarige Frau in dem eleganten roten Reisekostüm eine Weile stumm an.
    „Alexa, bist du es wirklich!“ Bewunderung, Zweifel, vor allem aber größte Freude lagen in ihrer Stimme.
    Die Besucherin nickte lächelnd, und dann betrachteten sich die beiden jungen Frauen gegenseitig. Sie bemerkten die Veränderungen bei der jeweils anderen und fragten sich, ob die vergangenen zwei Jahre nicht zu tiefe Spuren hinterlassen hatten. Erst zögernd, dann aber stürmisch liefen die beiden aufeinander zu und umarmten sich vor Freude lachend und weinend zugleich.
    „O Alexa, du schaust großartig aus! Du hast mir so gefehlt!“ Für die Gesellschaft war Alexa .Alexandra Townsende, Duchess of Hawthorne“, doch für Elizabeth blieb sie Alexa, die „älteste“ Freundin auf der ganzen Welt, die Freundin, die sich bis jetzt auf einer langen Hochzeitsreise befunden hatte und deshalb kaum etwas von den fürchterlichen Schwierigkeiten gehört haben konnte, in denen sich Elizabeth befand.
    „Wann bist du denn von deiner Hochzeitsreise heimgekehrt?“ erkundigte sich Elizabeth und zog die junge Herzogin neben sich aufs Sofa. „Bist du glücklich? Was führt dich hierher? Wie lange kannst du bleiben?“
    Lachend beantwortete Alexa alle Fragen der Reihe nach. „Wir sind vor drei Wochen zurückgekehrt. Ich bin geradezu unverschämt glücklich. Mein Wunsch, dich wiederzusehen, führt mich her, und ich kann einige Tage bleiben, wenn du das möchtest.“
    ,Aber selbstverständlich möchte ich das! Ich selbst habe absolut nichts vor, abgesehen von heute. Mein Onkel Julius will mich nämlich sprechen.“
    Tatsächlich war Elizabeths gesellschaftlicher Terminkalender für die nächsten zwölf Monate leer, und die gelegentlichen Visiten ihres Onkels waren noch schlimmer, als überhaupt nichts vorzuhaben.
    Jetzt jedoch interessierte das alles nicht, denn viel erfreulicher war es, die alten Erinnerungen aus der gemeinsamen Kinderzeit wieder aufzufrischen.
    „Wo ist eigentlich dein Bruder?“ wollte Alexa nach einer Weile wissen. „Du erwähnst ihn überhaupt nicht.“
    „Robert ist...“ Elizabeth zögerte. Falls sie jetzt über das Verschwinden ihres Halbbruders spräche, müßte sie auch von den Geschehnissen reden, die diesem Verschwinden vorausgegangen waren. Andererseits schaute Alexandra Elizabeth so mitfühlend an, als hätte sie von der ganzen entsetzlichen Geschichte doch schon etwas gehört.
    „Robert verschwand vor zwei Jahren“, sagte Elizabeth sehr sachlich. „Es könnte möglicherweise mit seinen hohen Schulden Zusammenhängen. Aber laß uns bitte nicht über dieses Thema reden“, bat sie rasch.
    „Gut.“ Alexa lächelte etwas gezwungen. „Worüber wollen wir dann reden?“
    „Über dich natürlich“, erklärte Elizabeth sofort, und so erzählte Alexa von ihrem Gatten, den sie offenkundig vergötterte, und von der großen Reise um die ganze Welt, die sie gemeinsam unternommen hatten.
    „Berichte mir etwas von London“, bat Elizabeth, nachdem ihre Freundin ihr begeistert von den unzähligen Städten des Auslands erzählt hatte.
    „Was möchtest du denn im einzelnen wissen?“ fragte Alexa ein wenig ernüchtert.
    Elizabeth wollte schon die Fragen stellen, auf die es ihr ankam, aber das verbot ihr der Stolz. „Ach, nichts Besonderes“, log sie. Sie hätte gern gewußt, ob ihre Bekannten sich über sie lustig machten, sie
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