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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Kennards Manöver, daß Regis seine Söhne ordentlich begrüßte, hatte ihn verärgert, doch auch berührt. Er fragte sich, ob er ebenso einsam wäre, wenn sein Vater noch lebte. Hätte auch er Pläne verfolgt und Intrigen veranstaltet, damit sich sein Sohn nicht so unterlegen gefühlt hätte?
Lews Miene war grimmig, abgekehrt und verschlossen. Regis konnte nicht sagen, ob er sich gedemütigt, schlecht behandelt oder einfach einsam fühlte, weil er anders war. Lew sagte: „Kommt Ihr, Euren Sitz im Rat einzunehmen, Lord Regis?”
Die Förmlichkeit irritierte Regis. War es eine Zurechtweisung als Gegenleistung für die, die er Marius erteilt hatte? Plötzlich wurde er es überdrüssig. „Du hast mich sonst Vetter genannt, Lew. Sind wir nun zu alt, um Freunde zu sein?”
Ein rasches Lächeln überzog Lews Gesicht. Ohne den verschlossenen, mürrischen Ausdruck sah er gut aus. „Natürlich nicht, Vetter. Doch man hat mir bei den Kadetten und überall eingebläut, daß du Regis-Rafael Lord Hastur bist, und ich bin… nun, ich bin ein Nedestro - Erbe der Altons. Sie haben mich nur akzeptiert, weil mein Vater keine richtigen DarkoverSöhne hat. Ich dachte mir, daß es an dir liegt, ob du auf der Verwandschaft bestehst oder nicht.”
Regis Mund verzog sich zu einer Grimasse. Er zuckte die Achseln. „Nun, vielleicht müssen sie auch mich akzeptieren, doch ich könnte genauso gut ein Bastard sein. Ich habe kein Laran geerbt.”
Lew sah schockiert aus. „Aber sicher hast du… ich war sicher …” Er brach ab. „Wie dem auch sei, du wirst im Rat einen Sitz haben, Vetter. Es gibt keinen anderen Hastur-Erben.” „Das ist mir nur zu sehr bewußt. Seit dem Tag meiner Geburt habe ich nichts anderes gehört”, sagte Regis. „Allerdings hat Javanne Gabriel Lanart geheiratet und bekommt Söhne wie die Kaninchen. Einer von denen könnte mich eines Tages verdrängen.”
„Immerhin bist du in der direkten Abstammungslinie. Die Gabe des Larans überspringt von Zeit zu Zeit eine Generation. Alle deine Söhne können es erben.”
Regis sagte mit plötzlicher Bitterkeit: „Glaubst du, das nützt - zu wissen, daß ich für mich genommen wertlos bin - wertvoll allein wegen der Söhne, die ich zeugen werde?” Ein dünner Nieselregen setzte ein. Lew zog die Kapuze über die Schultern, und auf seinem Umhang erkannte man die Abzeichen der Stadtgarde. Er leistete also den regulären Dienst eines Comyn-Erben, dachte Regis. Vielleicht ist er ein Bastard, aber vielleicht ist er nützlicher als ich.
Lew sagte, als könne er seine Gedanken lesen: „Ich rechne damit, daß du in diesem Jahr in das Kadettenkorps der Garde eintrittst. Oder sind die Hasturs davon ausgenommen?” „Man hat alles für uns vorgeplant, stimmt’s, Lew? Mit zehn Jahren Feuerwache. Mit dreizehn oder vierzehn das Kadettenkorps. Dann ist die Reihe an der Offizierslaufbahn. Nimm deinen Sitz im Rat ein, heirate die richtige Frau, wenn sie eine aus einer Familie finden können, die alteingesessen und wichtig genug ist und, darauf kommt es an, die Laran hat. Zeuge jede Menge Söhne und eine Menge Töchter, damit andere Comyn-Söhne sie heiraten können. Bei allen ist das Leben vorgeplant, und alles was uns zu tun bleibt, ist, hindurchzukommen und den richtigen Weg zu beschreiten, ob wir wollen oder nicht.”
Lew sah unsicher aus und gab keine Antwort. Gehorsam wie ein richtiger Prinz ritt Regis ein Stück voraus, um durch die Stadttore hindurch auf seinem angemessenen Platz neben Kennard und Lord Dyan zu reiten. Sein Kopf wurde naß, doch war es seine Pflicht, dachte er säuerlich, sich sehen zu lassen, sich zur Schau zu stellen. Ein wenig Feuchtigkeit machte einem Hastur doch nichts aus.
Er zwang sich zu einem Lächeln und winkte anmutig den Menschenmengen am Straßenrand zu. Doch von weit her konnte er durch den Boden wieder jene dumpfe Vibration spüren wie von einem Wasserfall. Die Raumschiffe waren noch da, sagte er zu sich, und die Sterne auch noch. Es spielt keine Rolle, wie stark sie meinen Weg vorzeichnen. Ich werde eine Möglichkeit finden, eines Tages auszubrechen. Eines Tages.
    2
    (Lewis-Kennard Montray-Altons Erzählung) Dieses Jahr wollte ich nicht am Rat teilnehmen. Genauer gesagt, wollte ich überhaupt niemals daran teilnehmen. Das ist noch vornehm ausgedrückt. Bei denen, die meinem Vater in den Sieben Domänen ebenbürtig sind, bin ich nicht sehr beliebt.
In Armida habe ich meine Ruhe. Die Leute im Haus wissen, wer ich bin, und den Pferden ist es egal.
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