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Hartmut und ich: Roman

Hartmut und ich: Roman

Titel: Hartmut und ich: Roman
Autoren: Oliver Uschmann
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konzentrieren kann? Zeigt sich hier mein wahres Ich? Verbirgt sich das hinter dem Schleier meiner Selbstkontrolle? Ich werde langsam sauer auf Hartmut. Der Abend war doch keine so gute Idee.
    »Sehe ich etwa so aus, als ob ich studiert hätte?«, fragt der Rosenmann unverblümt. »Müsste ich dann Rosen verkaufen?«
    »Ähhhh … «, sage ich, und der Rosenmann will weitergehen.
    »Halt! Stopp! Einen Moment noch!«
    Er dreht sich um und blickt so finster, als würden meine Terroristen-Vorurteile zutreffen.
    »Ich wollte eigentlich … es ist … also gut«, sage ich, »ich bin einfach total nervös, weil ich eigentlich Rosen kaufen wollte und tierisch verknallt bin und nicht wusste, wie ich Sie ansprechen sollte und … «
    Der Mann sieht mich skeptisch an und bewegt sich wieder zu mir.
    »Wer ist denn die Angebetete?«, sagt er nun und setzt wieder sein pakistanisches Lächeln auf.
    Hastig blicke ich mich im Raum um und suche nach Frauen, die ohne ihre Männer da sind. Es gibt keine. Nur Paare. Was mache ich bloß? »Die da hinten!«, sage ich und zeige auf Hartmuts Angebetete. Ich weiß nicht, warum ich das tue. Ich will nach Hause. Der Rosenmann grinst wieder.
    »Na denn mal ran, was?«, sagt er. »Wie viele Rosen wollen Sie denn haben?«
    »Alle!«
    »Alle!!!???«
    Der Rosenmann erweitert seinen Augenumfang.
    »Wie viele haben Sie denn da?«, frage ich.
    Der Rosenmann täuscht Zählen vor.
    »Zirka fünfundzwanzig!«, sagt er.
    »Alles klar, nehm ich!«, sage ich.
    Der Rosenmann vergisst zu atmen.
    »Glauben Sie nicht, dass das etwas übertrieben wäre?«, fragt er.
    »Wollen Sie ein Geschäft machen und schnell Feierabend haben oder was?«, frage ich zurück.
    »Ich mein ja nur … das sind dann aber 125 Euro«, sagt er.
    Jetzt atme auch ich nicht mehr. Ich muss Hartmut retten. Ich fummle die letzten Scheine aus meiner Geldbörse und gebe sie unter Schmerzen dem Rosenmann. Der überreicht mir den ganzen Strauß. Er ist schwer.
    Plötzlich steht Hartmut mit seiner Angebeteten neben uns. Sie hat ihn an den Händen zur Theke gezogen und sagt: »Oh, kaufst du mir eine Rose, Hartmut?« Hartmut macht ein entschuldigendes Gesicht und versucht gleichzeitig, so zu tun, als ob er mich nicht kennt.
    »Moment mal«, sagt der Rosenmann amüsiert, »ich glaube, dieser Mann braucht Ihnen keine Rosen mehr zu kaufen, weil der da schon … « Ich winke ab und fuchtle mit den Händen.
    »Was hat der da???«, sagt Hartmuts Angebetete und mustert mich wie Schimmelgemüse im Kühlschrank.
    »Alle Rosen gekauft, um Sie Ihnen zu überreichen, glückliche Frau!«, sagt der Rosenmann, und ich denke an Mord.
    »Hartmut!«, sagt die Angebetete jetzt, und Hartmut weiß nicht, was er machen soll. Aus der ohnehin schon schweren Situation »Rosenmann und Paar« ist die unfassbar schwere Situation »Rosenmann, Paar und armer Irrer, der für eine Fremde alle Rosen kauft« geworden. Erschwerend kommt hinzu, dass Hartmut diesen armen Irren kennt und das nicht zeigen darf. Was erwartet sie jetzt? Was soll er tun? Jetzt brauchte Hartmut dringend einen Souffleur.
    »Hören Sie«, sagt Hartmut jetzt, »das können Sie leider nicht machen, denn diese wundervolle junge Dame gehört mir!«
    »Wie bitte, gehören ? Bin ich jetzt dein Besitz oder was? Kann man mich kaufen wie so ’ne überteuerte Rose?«
    Der Rosenmann blickt finster.
    Hartmut wird rot. Ich würde gerne soufflieren.
    »Nein, nein, so meinte ich das doch nicht!«
    »So, wie meintest du es denn?« Die Angebetete stemmt ihre kleinen Hände in die Seiten.
    »Du wolltest doch, dass ich jetzt zeige, dass dieser Eumel da dich nicht einfach anmachen darf?«
    »Ach ja, wollte ich das? Bist du etwa eifersüchtig? Regt es dich jetzt schon auf, wenn fremde Männer mich attraktiv finden? Na, das fängt ja gut an!«
    Der Rosenmann guckt, als bekomme er langsam Spaß an der Szenerie.
    »Ja, was soll ich denn machen?«, sagt Hartmut jetzt und klingt weinerlich.
    »Jaaaa, da haben wir’s doch, plötzlich kommt der hilflose kleine Junge raus, das ist immer dasselbe bei euch Männern. Weißt du was, es hätte mich nicht mal gewundert, wenn du heute Abend hier einen Kumpel zur heimlichen Unterstützung hingesetzt hättest, aber auf die Idee muss dich wohl erst eine Frau bringen.«
    »Also ich für meinen Teil trete Ihnen gerne ein paar Rosen ab, und dann ziehen Sie mit Ihrem Liebsten halt weiter«, sage ich.
    »Ach komm, nicht nötig«, sagt Hartmut jetzt und setzt sich auf den Hocker neben meinen
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