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Harry Potter und der Orden des Phönix

Harry Potter und der Orden des Phönix

Titel: Harry Potter und der Orden des Phönix
Autoren: J.K. Rowling
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Vernon und Tante Petunia im Chor.
    »Weiter, Sohn«, wiederholte Onkel Vernon mit wild flatterndem Schnurrbart.
    »Alles ist dunkel geworden«, sagte Dudley heiser und erschauderte. »Alles dunkel. Und dann h-hab ich … Dinge gehört. In m-meinem Kopf.«
    Onkel Vernon und Tante Petunia tauschten von äußerstem Entsetzen erfüllte Blicke. Wenn es etwas gab, das sie am meisten verabscheuten, dann war es die Magie – direkt gefolgt von den Nachbarn, die beim verbotenen Rasensprengen trickreicher waren als sie. Aber auch Leute, die Stimmen hörten, waren eindeutig unter den Top Ten der Missliebigkeiten. Offensichtlich glaubten sie, Dudley würde den Verstand verlieren.
    »Was für Dinge hast du gehört, Schätzchen?«, hauchte Tante Petunia, ganz weiß im Gesicht und mit Tränen in den Augen.
    Doch Dudley schien es nicht sagen zu können. Wieder schauderte er und schüttelte seinen großen Blondkopf. Trotz des Gefühls von dumpfem Grauen, das sich seit Ankunft der ersten Eule über Harry gelegt hatte, spürte er eine gewisse Neugier. Dementoren zwangen einen Menschen, die schlimmsten Momente seines Lebens noch einmal zu durchleben. Was hatte wohl ein verzogener und verhätschelter Quälgeist wie Dudley hören müssen?
    »Weshalb bist du hingefallen, Sohn?«, fragte Onkel Vernon mit unnatürlich leiser Stimme, als ob er am Bett eines sehr kranken Menschen sprechen würde.
    »Ge-gestolpert«, sagte Dudley zittrig. »Und dann –«
    Er fuhr sich mit der Hand an die massige Brust. Harry begriff. Dudley erinnerte sich an die klamme Kälte, die einem die Lunge durchdrang, während die Dementoren Hoffnung und Glück aus einem heraussogen.
    »Schrecklich«, krächzte Dudley. »Kalt. Total kalt.«
    »Okay«, sagte Onkel Vernon mit gezwungen ruhiger Stimme, während Tante Petunia ängstlich die Hand auf Dudleys Stirn legte, um zu fühlen, ob er Fieber hatte. »Was ist dann passiert, Duddy?«
    »Mir war … mir war … als ob … als ob … als ob …«
    »Als ob du nie mehr glücklich sein würdest«, half Harry tonlos nach.
    »Ja«, flüsterte Dudley unentwegt zitternd.
    »So!«, sagte Onkel Vernon, die Stimme zu voller und beträchtlicher Lautstärke erhoben, und richtete sich auf. »Du hast meinen Sohn mit irgendeinem verrückten Fluch belegt, damit er Stimmen hörte und glaubte, er sei – zum Elend verdammt oder so was, stimmt’s?«
    »Wie oft muss ich es dir noch erklären?«, sagte Harry und mit der Wut schwoll auch seine Stimme an. »Ich war es nicht! Es war ein Paar Dementoren!«
    »Ein Paar – was für ’n Quatsch?«
    »De – men – to – ren«, sagte Harry langsam und deutlich. »Zwei davon.«
    »Und was zum Teufel noch mal sind Dementoren?«
    »Die bewachen Askaban, das Zauberergefängnis«, sagte Tante Petunia.
    Zwei Sekunden dröhnender Stille traten auf diese Worte hin ein, dann schlug Tante Petunia die Hand vor den Mund, als ob ihr ein abscheuliches Schimpfwort entfahren wäre. Onkel Vernon glotzte sie an. Harry drehte sich alles im Kopf. Mrs Figg, na gut – aber Tante Petunia?
    »Woher weißt du das?«, fragte er verblüfft.
    Tante Petunia schien über sich selbst haltlos entsetzt. Sie äugte in ängstlicher Abbitte zu Onkel Vernon hinüber, dann ließ sie die Hand ein wenig sinken und entblößte ihre Pferdezähne.
    »Ich hab – diesen schlimmen Jungen – vor Jahren gehört – wie er ihr – davon erzählt hat«, sagte sie stoßweise.
    »Wenn du meine Mum und meinen Dad meinst, warum nennst du sie nicht beim Namen?«, sagte Harry laut, doch Tante Petunia achtete nicht auf ihn. Sie schien fürchterlich durcheinander zu sein.
    Harry war entgeistert. Vor Jahren hatte Tante Petunia einmal einen Gefühlsausbruch gehabt und geschrien, dass Harrys Mutter eine Missgeburt gewesen sei, doch seither hatte er sie nie wieder ihre Schwester erwähnen hören. Dass sie diesen Wissensfetzen über die magische Welt so lange in Erinnerung behalten hatte, verblüffte ihn, wo sie doch sonst immer nach Kräften so tat, als existierte diese Welt überhaupt nicht.
    Onkel Vernon öffnete den Mund, schloss ihn wieder, öffnete ihn erneut, schloss ihn, und dann, indem er sich offenbar mühselig daran erinnerte, wie man spricht, öffnete er ihn ein drittes Mal und krächzte: »Also – die – ähm – gibt’s – ähm – wirklich, ja, diese – ähm – Demen-wiewardas?«
    Tante Petunia nickte.
    Onkel Vernon sah abwechselnd Tante Petunia und Dudley und Harry an, als hoffte er, jemand würde »April, April!« rufen. Da es
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