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Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)

Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)

Titel: Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)
Autoren: Adam Rex
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Ferne immer kleiner und verfolgte mich nicht.
    »Oh Mann, Sau«, sagte ich leise und Sau kam unter der Bremse hervor, als wäre es ihr egal.
    Eine Minute später fuhr ich rechts ran und überprüfte das Auto. Das Boov hatte meinen Spiegel zerschossen und im linken Rückfenster klaffte ein Loch, wo sich der Strahl in den Wagen gebohrt hatte. Ich verrenkte mir den Hals und entdeckte ein noch größeres Loch in der Heckscheibe, wo der Strahl wieder ausgetreten war. Die Löcher hätten nicht sauberer sein können – wie ausgestochener Teig.
    »Ich hasse sie«, sagte ich. »Ich
hasse
sie. Da haben wir echt Schwein gehabt, Sau.«
    Doch Sau hörte mir gar nicht zu. Sie hatte sich auf dem Beifahrersitz zusammengerollt und schlief.
    Warum hatte das Boov geschossen? Ich fuhr doch nur nach Florida, so wie sie es verlangt hatten. Doch nach achtundvierzig Meilen fand ich heraus, warum niemand auf der Straße war: Sie war weg.
    Hinter der nächsten Kurve fuhr ich in ein Schlagloch. Mein Sicherheitsgurt straffte sich, weil ich nach vorn und direkt wieder zurück geworfen wurde. Der Schmerz schraubte sich meinen Nacken hoch, aber Sau rollte nur vom Beifahrersitz, wachte auf dem Boden kurz auf und schlief sofort wieder ein.
    Ich schlingerte um Asphaltbrocken und wich einem Schlagloch aus, das eher die Ausmaße eines Swimmingpools hatte. Nach der nächsten Kurve gab es dann plötzlich keine Straße mehr. Als mein kleines Auto von der Fahrbahn in einen Krater aus Erde und Teer fiel, riss ich das Steuer herum und trat gleichzeitig mit meinem Maisdosenschuh auf die Bremse. Wir rutschten und rasten durch verbogene Metallfetzen, die früher einen Lärmschutzwall gebildet hatten, glitten über dessen Reste, überschlugen uns zweimal und hielten ruckartig auf dem Parkplatz eines MoPo.
    Um das Auto herum wehte orangefarbener Staub. Ich klammerte mich ans Lenkrad wie an einen Rettungsring. Sau lag auf dem Rücken zwischen Armaturenbrett und Windschutzscheibe und fauchte, als sich unsere Blicke trafen.
    Das war also der Grund. Niemand nahm das Auto, weil die Boov alle Autobahnen zerstört hatten. Was nicht verwunderlich war.
    Erschöpft löste ich den Gurt und fiel aus dem Auto. Sau kam hinterher, streckte sich und jagte einem Käfer nach.
    Ich hätte beinahe gekotzt. Darf man das in einem Schulaufsatz schreiben? Dass ich gekotzt habe? Denn mit »beinahe« meinte ich eigentlich »mehrmals«.
    Während ich mich vorbeugte, bemerkte ich, dass ein Reifen geplatzt war. Ich wusste nicht, ob wir einen Ersatzreifen dabeihatten, doch das spielte keine Rolle, weil ich außerdem nicht wusste, wie man überhaupt einen Reifen wechselte. Was die Wartung eines Autos betraf, hatte Mom mir nur die Nummer eines Abschleppdienstes beigebracht, den man rufen konnte, wenn es nicht mehr fuhr.
    Es fühlte sich zwar ziemlich aussichtslos an, aber irgendwen konnte ich vielleicht wirklich anrufen, dachte ich mir. Wahrscheinlich würde ich niemanden erreichen, doch wir waren schon zu weit gefahren, um nach Hause zurücklaufen zu können. Ich öffnete das Handschuhfach und holte das Notfallhandy heraus, dessen Akku nur für eine Stunde reichte und das KEIN SPIELZEUG WAR . Als ich es aufklappte und anschaltete, knisterte es. Merkwürdige Stimmen quasselten in der Leitung.
    »Aber ich habe doch noch gar nicht gewählt«, murmelte ich. Da verstummten die Stimmen. »Hallo?«, sagte ich.
    Die Stimmen redeten unter blökenden Platzgeräuschen weiter wie ein Lamm, das auf Knallfolie tritt. Sie wurden immer lauter und aufgeregter.
    Rasch schaltete ich das Handy wieder aus und klappte es zu. Jetzt fühlte es sich irgendwie eklig und außerirdisch an; ich steckte es wieder ins Handschuhfach und legte die Bedienungsanleitung des Autos darauf.
    Im Handbuch stand vielleicht, wie man einen Reifen wechselte. Nein, das konnte warten.
    Ich setzte mich auf den Boden. Der Himmel war wieder wolkenlos und blau. In einiger Entfernung lag eine Kleinstadt, die ich nicht kannte. Das höchste Gebäude war eine gemauerte Kirche mit einem großen Loch im Glockenturm. In der Nähe hingen zerstörte Telefonmasten wie schlaffe Marionetten. Ich hatte lange genug dagesessen.
    »Vielleicht gibt es in dem MoPo noch etwas zu essen«, sagte ich fröhlich und sah mich suchend nach Sau um.
    Ich erkläre euch Zeitkapsel-Leuten mal kurz, dass MoPo ein Gemischtwarenladen war, im Sinne von: Es gibt dort eine Mischung aus Limo, Donuts und Lottoscheinen. Wer verstehen will, warum die Menschen nicht gegen die
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